Entscheidung am 20. September WADA will RUSADA wieder zulassen: Sportwelt fassungslos

Montreal · Drei Jahre nach ihrer Suspendierung kann die russische Anti-Doping-Agentur mit der Aufhebung des Banns rechnen. Am 20. September wird die Empfehlung von der Weltagentur WADA diskutiert. In der Sportwelt wird das mit Fassungslosigkeit registriert.

Travis Tygart ist der Vorsitzende der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA.

Travis Tygart ist der Vorsitzende der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA.

Foto: Maja Hitij

Die Sportwelt ist in Aufruhr. Nachdem die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA angekündigt hat, eine Empfehlung zur Aufhebung der Suspendierung der russischen RUSADA zu geben, ist die Empörung unter Athleten und Funktionären groß.

"Alle Anspruchsgruppen im Anti-Doping-Management müssten Gelegenheit haben, die Informationslage zu prüfen. Das gilt auch für uns Athleten", schimpfte Silke Kassner, die stellvertretende Vorsitzende der Athletenkommission und Mitglied im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. US-Dopingjäger Travis Tygart sagte: "Offen gesagt, das stinkt zum Himmel."

Der Compliance-Prüfungsausschuss der WADA hatte am 14. September eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Die RUSADA darf damit nach fast drei Jahren auf die Aufhebung der Suspendierung hoffen. Die WADA-Exekutive wird sich am 20. September bei ihrer Sitzung auf den Seychellen mit der Empfehlung beschäftigen.

Wie die WADA mitteilte, sieht das Gremium die zwei noch offenen Kriterien von der RUSADA als erfüllt an. Demnach habe das russische Sportministerium die im Zuge des Dopingskandals identifizierten Probleme anerkannt. Außerdem sei Russland bereit, unabhängigen Experten Zugang zum Labor in Moskau und den darin befindlichen Daten und Proben zu gewähren.

Kassner hat das Gefühl, dass man bei der WADA-Führung aus dem russischen Doping-Skandal nichts gelernt habe. So könne man nicht mit den selbstgesteckten Regeln umgehen. Der Zugang zum Moskauer Labor war ein hartes Compliance-Kriterium. "Das kann nicht einfach aufgegeben werden. Wenn es so läuft, dann brauchen wir keine WADA und dann brauchen wir keine Doping-Kontrollen. Wir plädieren für eine Verschiebung der Entscheidung", sagte Kassner.

Kritik kam auch aus Großbritannien. In einem Brief an WADA-Präsident Craig Reedie protestierte eine Gruppe britischer Athleten, die angekündigte Entscheidung wäre "eine Katastrophe für den sauberen Sport". Auch Kanada und die USA unterzeichneten das Schreiben.

Die WADA versucht sich nach der massiven Kritik zu verteidigen. Es gäbe nichts Neues oder Ungewisses in dem durchgesickerten Dokument eines Austauschs zwischen der WADA und dem russischen Sportministerium. Man habe die Bedingung gesetzt, der WADA eine Kopie der Datenbank des ehemaligen Moskauer Labors und die Rohdaten über einen unabhängigen Experten innerhalb einer vom Exekutivkomitee festzulegenden Frist zukommen zu lassen. "Wenn dies nicht vollständig erreicht wird, wird das Compliance Review Committee dem Exekutiv Commiteee empfehlen, dass RUSADA erneut als nicht konform erklärt wird", heißt es in einem am Samstag verbreiteten Statement. Gleichzeitig merkte man an, dass es nie ein Ergebnis geben würde, wenn nicht beide Seiten Kompromisse eingehen würden.

Die RUSADA hatte 2015 im Skandal um massenhaftes Doping im russischen Sport ihre Anerkennung durch die WADA verloren. Aus diesem Grund waren russische Sportler auch bei den Winterspielen in Pyeongchang nur ohne eigene Flagge und Hymne sowie in neutraler Teamkleidung zugelassen. Kurz nach Olympia hatte das IOC die Sanktionen wieder aufgehoben.

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