Mutmaßliches Staatsdoping WADA-Ermittler verteidigt Begnadigung Russlands

Buenos Aires · Nach der Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA ging ein Aufschrei der Empörung durch die Sportwelt. Der deutsche WADA-Chefermittler spricht trotzdem von einem guten Deal. Er will an die Rohdaten heran, um seine Fälle abzuschließen.

 Günter Younger ist der Chefermittler der WADA.

Günter Younger ist der Chefermittler der WADA.

Foto: Gustavo Ortiz

Der Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die umstrittene Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA verteidigt. "Ich glaube, es ist ein guter Deal", sagte der Deutsche Günter Younger in Buenos Aires der Deutschen Presse-Agentur.

Nach dem Skandal um mutmaßliches Staatsdoping war die RUSADA im September wieder zugelassen worden. Allerdings müssen die Russen bis Ende Juni 2019 internationalen Ermittlern Zugang zu ihren Labors gewähren, sonst kann die Agentur erneut gesperrt werden.

"Das ist ein wesentlich schärferes Schwert als wir vorher hatten", sagte WADA-Chefermittler Younger. "Wenn Russland jetzt nicht liefert, dann werden sie vermutlich nach den neuen Regeln wieder für nicht regelkonform erklärt." Wichtig für die WADA-Ermittler sei zudem der in Aussicht gestellte Zugang zu den Informationen der Russen. "Um die Fälle abzuschließen, brauchen wir die Rohdaten. Um an diese heranzukommen, sind wir den Deal eingegangen", sagte Younger.

Die RUSADA war vor drei Jahren als nicht regelkonform erklärt und gesperrt worden, nachdem Medien und Whistleblower aufgedeckt hatten, dass in Russland systematisch und unter Beteiligung staatlicher Stellen gedopt wurde. Die Wiederzulassung der RUSADA war von vielen Beobachtern scharf kritisiert worden, weil die Russen weder sofort uneingeschränkten Zugang zu Labors und Proben gewährten, noch den Report von Richard McLaren über das Staatsdoping vollumfänglich anerkannten.

Nach Einschätzung von Chefermittler Younger ist die WADA nun trotzdem in einer stärkeren Position als zuvor. "WADA hatte vorher nicht die Power, tatsächlich Sanktionen zu verhängen. Russische Sportler haben an internationalen Wettkämpfen teilgenommen, Russland hat sich für Wettkämpfe beworben. Es gab eigentlich gar keine richtige Strafe", sagte Younger am Rande der Olympischen Jugendspiele in der argentinischen Hauptstadt. "Das hat sich jetzt geändert. Wenn jemand die Regeln nicht befolgt, können WADA oder der Internationale Sportgerichtshof CAS entscheiden: Nein, Russland darf nicht mehr an internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen."

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