Basketball-Bundesliga Mit Lucky Luke und himmlischem Beistand

BONN · Telekom Baskets gewinnen Karnevalsspiel gegen Göttingen mit 92:84. Florian Koch und Rotnei Clarke sind die überragenden Akteure.

Eine Eilmeldung hätte am Samstagabend etwa so aussehen können: „Lucky Luke und himmlischer Beistand retten Partystimmung auf dem Hardtberg.“ Denn die Kostüme, welche die beiden Matchwinner der Telekom Baskets beim 92:84 (20:11, 30:23, 24:24, 18:26)-Sieg gegen die BG Göttingen für die anschließenden Feierlichkeiten im Foyer gewählt hatten, hätten kaum besser passen können.

Der eine: Rotnei Clarke. Der Bonner Scharfschütze hatte an diesem Abend mit 22 Punkten – davon vier Dreier bei vier Versuchen – wieder bewiesen, dass er schneller schießt als sein Schatten, und kam im Cowboy-Outfit. Der Bonner Lucky Luke war nicht nur der Topscorer, sondern hatte auch das Ruder und die Verantwortung übernommen, als Käpt'n Geno Lawrence nach seinem fünften Foul schon zu Beginn des vierten Viertels auf die Bank musste.

Der andere: Florian Koch. Es gibt da dieses Bonmot vom Papst, den Mann in der Tasche hat, wenn etwas glücklich ausgeht. Daran, dass die Partie nach kurzem Zittern im Schlussdurchgang doch noch ein glückliches Ende nahm, hatte das Bonner Eigengewächs großen Anteil – und kam zur Party, wenn auch nicht als Papst, doch zumindest als Kardinal.

Als die Baskets nach einer Göttinger Dreier-Serie 20 Sekunden vor Schluss nur noch mit sechs Punkten geführt hatten, war es der überragende Koch, der David Godbold mutig den Ball klaute. Sein zweiter Ballgewinn innerhalb kürzester Zeit. Er wollte sich ganz offensichtlich nicht mit dem verlorenen direkten Vergleich – Göttingen hatte das Hinspiel mit sieben Punkten Differenz gewonnen – abfinden. Auszeit Bonn, noch knapp 20 Sekunden. Die 6000 Fans auf den bunten Rängen standen, seit David Godbold die Gäste 30 Sekunden vor Schluss mit dem sechsten Göttinger Dreier innerhalb von drei Minuten gefährlich nah an die Baskets herangebracht hatte (87:84). Göttingen stoppte den Bonner Angriff, schickte Aaron White per Foul an die Freiwurflinie. Der schlaksige Rotschopf versenkte beide Versuche sicher – 92:84.

Das Team von Gäste-Coach Johan Roijakkers hatte darauf gesetzt, den letzten Angriff selbst auszuspielen und die Differenz wieder unter sieben Punkte zu drücken. Aber die in dieser Partie – sieht man von zwei Durststrecken zu Beginn des dritten und gegen Ende des letzten Viertels ab – verbesserte Verteidigung der Baskets ließ keine Punkte mehr zu.

Auch wenn Clarke und Koch herausragten, die Baskets verdankten den Sieg auch ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit.

Koch hatte, kaum waren Prinz und Bonna vom Parkett marschiert, das Heft in die Hand genommen und Tempo und Intensität vorgegeben. In der Defensive regelte Sean Marshall lautstark den Verkehr und versuchte so, die Rädchen der Feinabstimmung zu drehen. Unter den Körben fanden die Veilchen kaum ein Mittel gegen Yancy Gates, der sich zu einem Double-Double aus 16 Punkten und zehn Rebounds wühlte, und dem wie immer zuverlässigen Comebacker Tadas Klimavicius.

So wuchs der Bonner Vorsprung nach einem konzentrierten Start schnell an. Dreier von Koch zwangen die Gäste zur korbfernen Verteidigung, so ergab sich mehr Platz in Brettnähe. Spielmacher Geno Lawrence drückte aufs Tempo, und die Baskets überrannten die verdutzte Veilchen-Defense ein ums andere Mal – gerne auch per Highlight-Video-Abschluss des „eingeflogenen“ Aaron White.

Das sah alles besser aus als zuletzt. Mit dem Vorsprung wuchs auf den Rängen die Hoffnung auf eine fröhliche Party im Foyer des Telekom Domes – zur Halbzeit waren es 16 Punkte (50:34). Nur Dominik Spohr hielt die Gäste zu diesem Zeitpunkt mit drei Dreiern im Spiel. Doch die Baskets hatten nicht alle Marotten abgelegt. Den Start in Abschnitt drei verschliefen sie. In der Verteidigung schlichen sich Nachlässigkeiten ein. Göttingen tastete sich heran, doch bevor es richtig eng wurde, schlugen die Baskets zurück. Clarke, der zur Pause gerade einmal drei Punkte erzielt hatte, stimmte sich auf sein Kostüm ein und Bonn gestaltete das Viertel noch ausgeglichen.

Als dann Lawrence raus musste, schaltete Clarke noch einen Gang höher. Doch die Göttinger, die nichts mehr zu verlieren hatten, brachten die Minions, Prinzessinen, Clowns und Indianer auf den Tribünen noch einmal zum Zittern „Göttingen hat alles auf eine Karte gesetzt und das sehr schlau gemacht“, erklärte Baskets-Trainer Casten Pohl.

Bis auf drei Punkte schmolz der Vorsprung, dann hatte Lucky Luke mit dem Beistand des Kardinals alles wieder im Griff.

STATISTIK:

Telekom Baskets: Yancy Gates 16 Punkte (27:04 Spielzeit), Dirk Mädrich (4:56), Isaiah Philmore 4 (15:32), Sean Marshall 9 (30:22), Eugene Lawrence 3/1 Dreier (21:58), Tadas Klimavicius 9 (12:05), Florian Koch 14/3 (31:18), Aaron White 14 (26:46), Rotnei Clarke 22/4 (27:29), Valentin Blass (2:30).

BG Göttingen: El-Amin 15/1, Kamp 16, Everett 9/3, Spohr 16/4, Möninghoff, Hummer 19, Godbold 4/1, Kulawick 5/1, Schwarz, Onwuegbuzie.

Trefferquote gesamt: Bonn 44% (32/72), Göttingen 45% (32/71), Zweier: Bonn 45% (24/53), Göttingen 51% (22/43); Dreier: Bonn 42% (8/19), Göttingen 36% (10/28); Freiwurfquote: Bonn 71% (20/28), Göttingen 83% (10/12), Rebounds: Bonn 47 (off.16/def.31, Bester: Gates 10), Göttingen 36 (8/28, Bester: Kamp und Hummer je 10); Assists: Bonn 17 (Bester: Lawrence 6), Göttingen 15 (Bester: El-Amin 5); Ballgewinne: Bonn 7, Göttingen 6; Ballverluste: Bonn 13, Göttingen 11; Fouls: Bonn 16 (Lawrence 5), Göttingen 22.

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