Telekom Baskets gegen Göttingen Ein bisschen Feuer kann nicht schaden

BONN · Baskets-Trainer Pohl froh über Zwist im Training: Ohne Reibung kein Fortschritt. Am Samstag steht das Karnevalsspiel gegen Göttingen an.

Telekom Dome, im Mittelkreis: Trainer Carsten Pohl hat zwei Spieler zu sich gebeten, redet mit ruhiger Stimme und der Unterstützung seines Taktikbrettes auf den Center und den Spielmacher ein. Eine Szene, die dem Trainer der Telekom Baskets Hoffnung macht, dass sich vor dem Karnevalsspiel gegen die BG Göttingen (Samstag, 20.30 Uhr, Telekom Dome) in seinem Team etwas geändert hat.

Zweierlei Gutes hat das Szenario, währenddessen alle anderen Spieler des Bundesligisten eine kurze Trinkpause einlegen. Erstens: Der eine Beteiligte ist Tadas Klimavicius. Der schmerzlich vermisste Litauer hat seine Knie-Verletzung auskuriert und könnte am Samstag dosiert eingesetzt werden. Zweitens: Zwischen Klimavicius und Rotnei Clarke hat es kurz zuvor gekracht. Lautstark haben sich die beiden über einen Spielzug in die Haare bekommen. „Endlich“, sagt Pohl. „Endlich fangen wir an, uns auseinanderzusetzen.“ Während er das sagt, kommt Clarke und will sich für Diskussion und Lautstärke entschuldigen. „Musst Du nicht“, sagt Pohl, „nur so kommen wir vorwärts. Ohne Reibung kein Fortschritt.“ Woher der Sinneswandel? „Die zweite Halbzeit in Bremerhaven hat etwas bewirkt“, sagt Pohl.

Am trainingsfreien Montag hatte jeder Spieler für sich auf der schwer verdaulichen zweiten Halbzeit der 72:87-Niederlage rumgekaut, am Dienstag kam Sean Marshall vor dem Training dann auf seinen Trainer zu. „Sean hat mich um zwei Minuten fürs Team gebeten. Natürlich, habe ich gesagt. Dann hat sich die Mannschaft im Mittelkreis versammelt, und einer von ihnen hat gesprochen. Länger als zwei Minuten. Ich weiß nicht, wer es war und was er gesagt hat – muss ich auch nicht wissen – aber seitdem ist etwas anders. Die Jungs haben deutlich energischer zugepackt.“

Pohl geht sogar so weit zu sagen: „Wir werden gewinnen – auch wenn das Karnevalsspiel nicht gerade zu einem günstigen Zeitpunkt kommt. Ich habe keine Lust zu feiern.“ Für die Stimmung wäre der prognostizierte Sieg sicher besser. Allerdings lagen zwischen der Leistung in Training und Spiel schon häufiger unerklärliche Welten. Bleibt also abzuwarten ob das aktuelle „anders“ tatsächlich anders als die früheren „anders“ ist.

In der Halle wird auf alle Fälle etwas anders sein: 6000 Jecke und einiges Tamtam drumherum – Prinz und Bonna werden vor dem Hochball erwartet – werden für karnevalsunerfahrene Basketballer auf beiden Seiten eine echte Herausforderung darstellen. Der Druck, den die Erwartung auf ungetrübte Partystimmung auslöst, ist allerdings kaum größer als der ohnehin schon existierende Druck der Hoffnung auf die Trendwende in einer bis dato katastrophalen Saison.

Den Göttingern wird das alles egal sein. Das Team von Trainer Johan Roijakkers sammelt ebenfalls Punkte gegen den Abstieg. Nachdem die BG im vergangenen Jahr die rheinischste aller Partien in Bonn verloren hat, macht sie einen neuen Versuch, den Aschermittwoch vorzuverlegen. Die Göttinger kommen aus einer zweiwöchigen Pause, die sie für ein Trainingslager nutzten. Ihre Schlüsselspieler: Spielmacher Khaled El Amin und Flügelspieler Harper Kamp.

Roijakkers hat Yancy Gates als den Spieler ausgemacht, den es zu stoppen gilt. Seine Warnung bezieht sich nicht auf das Kostüm des gewaltigen Centers: „Gates ist ein Monster auf dem Parkett, der auf beiden Seiten – offensiv und defensiv – Schaden anrichten kann.“ Pohl macht Rojakkers da wenig Hoffnung: „Wenn Yancy so spielt, wie er heute trainiert hat, ist das schlecht für Göttingen.“

Ob Klimavicius wirklich spielen wird, hat Pohl noch nicht entschieden, ein Spieler muss aufgrund der Ausländerregelung (maximal sechs dürfen auflaufen) draußen bleiben. Langston Hall ist gestern zum Begräbnis eines seiner besten Freunde in die USA geflogen, der Anfang der Woche unter noch ungeklärten Umständen auf einem Supermarktparkplatz in seinem Auto erschossen worden war.

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