Bonner Basketballer auf Europareise Das ist im Koffer der Telekom Baskets

BONN · Die Telekom Baskets treten im Achtelfinalrückspiel bei Kataja Basket in Finnland an. Die Auswärtstour einer Profimannschaft will gut geplant sein. Was alles ins Gepäck gehört, verrät Teambetreuer Bogdan Suciu.

Dienstag zwischen 11.45 und 14.05 Uhr: Die Telekom Baskets sitzen im Flieger Richtung Helsinki – alle am Gang. Die langen Beine werden am Zielort topfit gebraucht, und damit sie so entspannt wie möglich ankommen, erfolgt der Transport ausgestreckt.

Am Mittwochabend treten die Bonner Basketballer im Fiba Europe Cup zum Achtelfinalrückspiel bei Kataja Basket an. Die Chancen aufs Viertelfinale stehen nicht schlecht; aus dem Hinspiel nehmen die Bonner 19 Punkte Vorsprung (in der Koffergrafik Nummer 7) mit nach Finnland, und nach dem sehr überzeugenden BBL-Sieg gegen Würzburg (101:84) dürfte der Rückenwind sogar auf dem Wetterradar sichtbar sein.

Es ist vieles zu bedenken, wenn ein Profi-Team zum Auswärtsspiel reist, aber wie die einstudierten Spielzüge sind auch die Abläufe abseits des Spielfelds automatisiert – beginnend mit der Flugbuchung und den Plätzen am Gang. Wichtigster Mann beim Kofferpacken ist Teambetreuer und Physiotherapeut Bogdan Suciu. Er hat den Überblick.

Eine Stunde etwa dauert es, bis er alles, was mitmuss, zusammengepackt hat. „Und es gibt natürlich wie bei jedem, der reist, Unterschiede zwischen Flug- und Bustour“, sagt der 38-Jährige. Immer dabei: Die Trikots von Nummer vier bis 15, manchmal die 17, 18, 19 oder 20 der Ergänzungsspieler. Je nachdem, wer alles an Bord ist. Dazu je ein unbeflocktes Trikot in den gängigen Größen, falls jemand während des Spiels ein blutiges oder zerrissenes Trikot wechseln muss. Vor der Reise fragt Suciu nach, in welcher Trikotfarbe der Gegner spielen will, damit nur ein sich entsprechend davon abhebender Satz aus dem Bonner Farbspektrum magenta, weiß, schwarz mitmuss.

Jutebeutel sind nummeriert

Trikot und Schuhe – die Utensilien, die auf keinen Fall unterwegs verloren gehen dürfen – packt Suciu in Jutebeutel, alle nummeriert. Jeder Spieler trägt den seinen selbst im Handgepäck. Im Hotel sammelt das Team hinter dem Team die Jutebeutel dann wieder ein. Aus gutem Grund. „In Oberwarth in Österreich habe ich das zuletzt nicht gemacht, und prompt stand einer ohne Trikot und Schuhe in der Halle. Sportmanager Michael Wichterich musste ins Hotel zurückfahren, um die Sachen kurz vor dem Spiel zu holen“, plaudert Suciu ein bisschen aus dem Nähkästchen. Wer das war, verrät er nicht.

Einen allerdings kennt er, dem das nie passiert wäre: „Chris Ensminger. Das war DER Profi. Der hatte sogar immer ein zweites Paar Schuhe dabei und schwarze und weiße Schnürsenkel“, erzählt der Teambetreuer. „Die anderen haben ihn nicht selten dafür veräppelt. Und dann kam der Tag, an dem Robert Vaden vor dem Spiel der Schnürsenkel riss und er Chris um Ersatz bitten musste. Chris hat es genossen...“

Ins Gepäck gehört neben Handtüchern für alle auch die bei Basketballern übliche Funktionswäsche in der Trikotfarbe – denn nur die ist erlaubt – in drei Größen, dazu Socken sowie: die Ersatzschnürsenkel (4). „Für diejenigen, die etwas davon vergessen – und das sind immer ein bis zwei Spieler“, sagt Suciu mit leicht verständnisloser Miene. Langsam drängt sich der Verdacht auf, dass die Berufsfelder Profiteam-Betreuer und Kindergärtner Überschneidungen aufweisen.

Die sportlichen Botschafter der Bundesstadt Bonn vergessen nie, die Vereinswimpel einzupacken. Neben dem international üblichen Austausch vor dem Spiel gibt es auch hier und da immer einen Sammler, der sich über die mehr oder weniger weit gereisten Devotionalien freut.

Alles entspricht den Antidopingregeln

Ihre Taktikboards nehmen Headcoach Predrag Krunic und sein Co-Trainer Chris O'Shea selbst mit, ein Ersatz (1) kommt in den Koffer, in dem auch die Reiseapotheke (2) ihren Stammplatz hat. Dazu gehören Nasenspray, Vitamine, Schmerzmittel sowie Hilfe für alle möglichen Fälle wie Magen- und Darmerkrankungen. Natürlich entspricht alles den Antidopingregeln.

In Sucius Physiokoffer sind zudem neben den Normalitäten wie zehn Rollen à fünf Meter Tape (8) Extras wie Magnesiumtabletten für Josh Mayo und Ken Horton, ein speziell schützendes Pflaster für ein empfindliches Blutschwämmchen am Brustkorb von Florian Koch und Himalayasalz (3) für das Wasser von Ryan Thompson. „Wir haben es einmal ausprobiert und das Spiel gewonnen, also machen wir damit weiter“, sagt die gute Seele der Reisegruppe und zieht die Schultern hoch: „So sind sie halt.“

Spätestens hier wird klar, dass Suciu nicht nur das Übliche für seine Schäfchen tut. Er weiß, wie er die Profisportler bei Laune hält. „Ich habe immer 20 Snickers (6) dabei. Sie sind ganz wild auf Süßes“, verrät der Familienvater, der weiß, wie ein mögliches Stimmungstief auch zu vermeiden ist: „Den Handys darf nie der Saft ausgehen. Deshalb gehören je ein Samsung- und ein Apple-Ladekabel (9) und eine Powerbank zu den Dingen, die unbedingt mitmüssen.“

Spielerpässe und eine Luftpumpe

In Sucius Handgepäck befinden sich außerdem die Spielerpässe – denn auch die dürfen unter keinen Umständen abhandenkommen – und eine Luftpumpe. Seit die Bonner in der Playoffserie 2014/15 in Ulm zum Training platte Bälle präsentiert bekamen, gehört die Pumpe zu den treuesten Begleitern „on the road“.

Die sperrigste Mitreisende ist eine Massagebank. Vor einem Berlin-Spiel haben die Baskets einmal eine neue Bank gekauft und ins Hotel liefern lassen – das war preiswerter, als die Gebühr fürs Sperrgepäck zu bezahlen.

Vieles ist auf Busreisen deutlich einfacher. Da nehmen die Baskets dann auch wesentlich mehr mit. Zwei weitere Massagebänke, zwei Kästen Wasser für die Fahrt, zwei für die Halle, drei Medizinbälle, zehn Yogamatten, 14 Blackrolls und zehn Deuserbänder zum Aufwärmen vor dem Spiel. Mit den meisten Bundesligastandorten gibt es eine Hotelkooperation, vieles wie etwa ein Beamer ist dort vorhanden und muss nicht ins Gepäck. Nur zwei Dinge, sagt Suciu, sind immer im Bus deponiert: „Krücken – man weiß ja nie – und ein paar Bierchen.“ Die haben nach Siegen und Niederlagen ihre Mitfahrberechtigung.

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