Telekom Baskets Ulm lässt den Baskets keine Chance

BONN · Die Telekom Baskets haben 69:87 gegen Tabellenführer ratiopharm Ulm und stoßen sowohl offensiv als auch defensiv an ihre Grenzen. Die Ulmer feiern dagegen einen Rekord.

Es gab sogar noch Applaus für die Telekom Baskets Bonn, obwohl sie gerade mächtig unter die Räder gekommen waren. Gegen den ungeschlagenen Tabellenführer ratiopharm Ulm hatte die Mannschaft von Trainer Predrag Krunic keine Chance, verlor mit 69:87 (19:24, 11:28, 20:20, 19:15) und rutschte in der Tabelle der Basketball-Bundesliga hinter Berlin wieder auf den sechsten Rang ab. Der Bonner Hallensprecher Frank Piontek brachte es nach der Schlusssirene auf den Punkt. „Das war ein Statement“, verabschiedete er die Ulmer auf die Heimreise – eine faire und allemal richtige Einschätzung.

Etwa zehn Minuten lang durften die 5830 Zuschauer im Telekom Dome die Hoffnung haben, dass ihre Mannschaft an diesem Nachmittag eine reelle Chance haben würde, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Vor allem dank Ryan Thompson führte Bonn zunächst mit 5:2, 9:6 und 11:9, ehe Ken Horton mit einem Dreier das 14:9 besorgte. Krunic hatte seine Mannschaft gut auf den Gegner eingestellt, jedenfalls hatte die Angriffsmaschine aus Ulm zunächst des Öfteren Ladehemmung. Telekom Baskets gegen ratiopharm Ulm

Das sollte sich ändern – und wie! Beim 16:15 konnten sich die Hausherren das letzte Mal einer Führung erfreuen, ehe der Dreier des überragenden Ulmer Topscorers Raymar Morgan (19 Punkte) das Spiel der Gäste so richtig ins Rollen brachte. In der Folge rauschte Dreier auf Dreier durch die Bonner Reuse, und es setzten sich die Süddeutschen mit ihrer individuellen Klasse auch in Korbnähe mehr und mehr durch. Das beste Beispiel gab auch da Morgan, der einmal gegen Julian Gamble vollstreckte, weil der Bonner Center dem auf ihn zukommenden Gegner aufgrund dessen Athletik und Schnelligkeit einfach nicht gewachsen war. Auch der Dreier von Chris Babb zum 19:24 Ende des ersten Viertels dokumentierte, wie stark besetzt der Vizemeister der vergangenen Saison ist. Der verbissen verteidigende Yorman Polas Bartolo hing wie eine Klette an Babb, der dennoch traf.

Krunic bemängelte nach dem Spiel, dass seine Mannschaft „nicht die Intensität“ aufs Parkett brachte, die nötig gewesen wäre, die Ulmer zu beeindrucken. „Vielleicht hat da auch eine Rolle gespielt, dass wir ein physisch und mental kraftraubendes Spiel im Fiba Europe Cup hinter uns hatten“, sagte der Coach. Am vergangenen Mittwoch hatten die Bonner Ironi Naharia mit 89:68 besiegt.

Ein weiteres Manko gegen Ulm war, dass außer Thompson kein Bonner in der Offensive ins Spiel fand. „Unsere Defense wurde immer besser, und wir haben dann kaum noch etwas zugelassen“ stellte ratiopharm-Trainer Thorsten Leibenath fest. Während sein Team mit einer beängstigenden Trefferquote glänzte, gingen die Bonner Würfe reihenweise daneben. 13 Prozent Dreierquote – das war viel zu wenig. Zu allem Überfluss leisteten sich die Baskets im Übereifer auch einige unnötige Ballverluste, die Ulm über Fastbreaks eiskalt in Punkte ummünzte. Spätestens, als der Rückstand den höheren zweistelligen Bereich ansteuerte, war den Hausherren die Ratlosigkeit buchstäblich anzusehen. Und mit dem Vertrauen in das eigene Spiel ging auch dessen Struktur verloren – hinten wie vorne. Beim 30:52-Pausenstand war die Partie für die Bonner eigentlich schon nicht mehr zu gewinnen.

Sie fanden auch nach der Pause zunächst keine Einstellung zu ihrem Gegner, der alle Register zog und nach Belieben punktete. Beim 34:62 lag der Gastgeber bereits mit 28 Punkten hinten. Bis auf Bonns Topscorer Thompson (20 Punkte) erreichte kein weiterer Magenta-Akteur bis weit ins letzte Viertel hinein eine zweistellige Ausbeute, ehe der unermüdlich kämpfende Bartolo (14) die Marke knackte. Dagegen lagen neben Morgan auf Seiten des Gastes noch Babb (17), Augustine Rubit (16) und Braydon Hobbs (12) im zweistelligen Bereich.

Aufgegeben haben die Baskets aber nie. Sie stemmten sich gegen die Niederlage und verkürzten den Abstand rund fünf Minuten vor dem Ende auf 16 Punkte (63:79) und dann auf 14 Zähler: 69:83 (38.). „Wir haben in der zweiten Halbzeit das Ergebnis verwaltet und nicht mehr so die Akzente gesetzt“, stellte Leibenath allerdings fest. Dennoch: Der Applaus des Publikums war den Hausherren gewiss. Auch die Fans erkannten: In dieser Form ist Ulm neben Meister Bamberg der heißeste Titelkandidat.

Baskets-Coach Krunic war zufrieden damit, wie sich seine Profis nach der Pause verkauften. „Wir haben gut gekämpft, aber es war schwierig, gegen diese starke Mannschaft zurückzukommen. Der Bessere hat heute gewonnen“, sagte der 49-Jährige, der erstmals wieder auf Filip Barovic zurückgreifen konnte. Der Center hatte wegen eines Daumenbruchs sieben Wochen pausiert. Da nur sechs Ausländer auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen, musste Jamarr Sanders auf der Tribüne Platz nehmen.

Mit dem Erfolg stellte Ulm den Uraltrekord von Bayer Leverkusen ein, das in der Spielzeit 1969/1970 25 Spiele lang ungeschlagen geblieben war. „Das war bei mir heute nicht im Kopf“, erklärte der Ulmer Karsten Tadda. „Das ist ein i-Tüpfelchen, das man gerne nebenbei mitnimmt, aber kaufen kann man sich dafür nichts.“

Für Bonn geht es am Mittwoch weiter. Dann steht das entscheidende Rückspiel im Viertelfinale des Fiba Europe Cups in Naharia auf dem Programm. Am Samstag geht es in der Bundesliga nach Bremerhaven.

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