Interview mit Baskets-Sportmanager Michael Wichterich: Vorteile überwiegen beim Telekom-Vertrag

Auf ihrer AG-Sitzung hat die Basketball Bundesliga (BBL) wichtige Weichen für ihre Zukunft gestellt. Sportmanager Michael Wichterich vertrat die Telekom Baskets in Frankfurt. Mit dem GA sprach er über die Ergebnisse.

Sind die Telekom Baskets mit den Ergebnissen der AG-Sitzung der 18 BBL-Vertreter zufrieden?

Michael Wichterich: Im Großen und Ganzen ja, absolut. Die Ligaführung hat mit der Telekom einen sehr guten Vertrag verhandelt. Grundsätzlich können wir ein starkes Produkt, das von Telekom Sport schon bislang gut umsetzt wurde, für nunmehr weitere fünf Jahre anbieten und weiterentwickeln.

Hat Bonn irgendwo gegen den Trend gestimmt, und wenn ja, warum?

Wichterich: Ja, das haben wir. Wir sehen die Sinnhaftigkeit der Erhöhung des Standards Mindestetat nicht und haben entsprechend dagegen votiert.

Jeder Bundesligist muss statt bisher zwei künftig drei Millionen Euro Etat nachweisen. Die BBL formuliert, das sei „strategisch wichtig“...

Wichterich: Standards sollen die Teams gewissermaßen zu ihrem Glück zwingen und befähigen, ihren Umsatz zu steigern. Deshalb bin ich ein Freund von Standards, solange sie Werkzeuge sind, die zur Verbesserung führen. Neue Hallen, Parkettböden mit ausschließlich Basketballlinien und LED-Banden haben zwar gerade den kleineren Clubs viel abverlangt, aber in der Summe haben sie dazu geführt, dass das eigene Produkt wertiger und somit attraktiver für Fans, Sponsoren und Partner wurde. Das Ziel dieser Standards war es, letztendlich mehr Geld erwirtschaften zu können, sprich den Etat an jedem Standort zu erhöhen.

Ein solcher Standard ist das Mindestbudget aus Ihrer Sicht also nicht...

Wichterich: Nein. Es ist eine Hürde. Eine Hürde, die vielleicht die meisten aktuellen Bundesligisten nehmen werden, aber die auf jeden Fall die Durchlässigkeit zur zweiten Liga gefährdet. Wir sehen das als kein gutes Signal.

Der Telekom Dome ist nicht mehr so voll wie früher, mancher nutzt die Live-Übertragung zu Hause. statt in die Halle zu kommen. Wie viele Zuschauer hat der alle Spiele abdeckende Live-Vertrag mit der Telekom die Baskets pro Spiel nach Ihrer Einschätzung gekostet?

Wichterich: Die Reiselust der Fans ist nicht mehr dieselbe wie noch vor fünf Jahren, die Kartenabsätze in unserem Gästeblock entsprechend überschaubar. Hier verzeichnen wir sicherlich einen Verlust. Im Gesamt-Kartenkontingent gibt es keinen zuordenbaren Rückgang zu verzeichnen. Die Zahlen, die in diesem Zusammenhang landläufig transportiert werden, können wir nicht bestätigen.

Das heißt, Sie sehen nur Vorteile beim neuen TV-Deal?

Wichterich: Die Vorteile überwiegen deutlich. Es war ein Riesenschritt, den BBL und Telekom mit dem Vertrag gegangen sind. Telekom Sport ist nicht nur ein Super-Angebot für alle Basketballfans und Sportbegeisterten, sondern wir haben zum ersten Mal Zugriff auf wirklich alle Momente einer Saison und können jetzt damit anfangen, ein Basketball-Gedächtnis zu entwickeln – alleine das ist ein Riesenwert.

Einverstanden mit der Pokalreform?

Wichterich: Eine gute Entscheidung. Auch wenn das TopFour immer ein gutes Event war, hatte die Kritik vieler, dass sich ein automatisch qualifizierter Ausrichter einen Titel sozusagen kaufen kann, ihre Berechtigung. Wir gehen jetzt zwar nicht wie beim DFB-Pokal über alle Ligen, aber ich denke, das Format mit 16 Bundesligisten, die im K.o.-System nach freier Auslosung spielen, ist sehr attraktiv.

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