Telekom Baskets Bonn Josh Mayo spielt wie aufgedreht

BONN · Der Bonner Spielmacher hat sich zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt. Seit der pfeilschnelle 29-Jährige seinen Distanzwurf wiedergefunden hat, läuft es für ihn immer besser.

 Josh Mayo in Aktion: Mit seinem breiten Repertoire ist der Spielmacher für den Gegner schwer auszurechnen.

Josh Mayo in Aktion: Mit seinem breiten Repertoire ist der Spielmacher für den Gegner schwer auszurechnen.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Wenn andere schon schwächeln, läuft er weiter – wie der Duracell-Hase. Josh Mayo lacht bei dem Vergleich. Er kennt den Batterie-Werbespot mit den vielen trommelnden Plüschhasen. Am Ende trommelt nur noch der mit der größten Ausdauer. Ganz so wie Mayo. Der Point Guard der Telekom Baskets Bonn spielt wie aufgedreht, kann gegen Spielende sogar noch zulegen, wenn andere schon auf dem letzten Loch pfeifen. „Das liegt mir im Blut, so bin ich aufgewachsen“, sagt der 29-Jährige. Sein Vater war Querfeldeinläufer, und der junge Josh eiferte ihm nach. „Ich bin rausgegangen und 15 Kilometer durch die Landschaft gelaufen.“

Aber nur wegen der Ausdauer haben ihn die Baskets nicht verpflichtet. Der 1,81 Meter kleine Spielmacher ist Kapitän des Basketball-Bundesligisten und bietet ein Paket, dass es in dieser Form in Bonn vielleicht noch nicht gegeben hat. Er ist sehr korbgefährlich, hat aber auch den Blick für die Mitspieler. Er ist ballsicher, dazu pfeilschnell und ist auch in der Verteidigung überdurchschnittlich gut. Dafür arbeitet er hart. „Ich weiß, was ich im Angriff kann, deshalb konzentriere ich mich auf meine Verteidigung“, erzählt er. Auch da spielt er seine Schnelligkeit aus. Hase Mayo steht schon im Weg, wenn Gegner Igel links oder rechts an ihm vorbei will.

Arbeite an deinen Stärken und versuche nicht Dinge zu tun, die du nicht kannst, hat man ihn gelehrt. Mayo: „Mir wurde oft gesagt, dass ich wegen meiner Größe dies oder jenes nicht kann. Das kümmert mich nicht. Dafür kann ich viele anderen Sachen, und darauf konzentriere mich.“

Es hat aber ein wenig gedauert, bis der Mann aus Gary im US-Staat Indiana seine ganze Klasse offenbarte. „Ich musste meine Rolle erst finden und brauchte Zeit, mich auf meine Mitspieler und die Situation in meinem neuen Verein einzustellen“, berichtet er. Vor allem sein Distanzwurf, der essentiell für sein Spiel ist, ließ ihn zunächst im Stich. Das machte es den Gegnern leichter, ihn zu verteidigen. „Es klingt verrrückt“, so Mayo, „aber mein schwacher Wurf hat mir geholfen, weil meine Gegner mich werfen ließen und ich so meinen Rhythmus wiedergefunden habe“.

Und dann platzte der Knoten. Ende Oktober vergangenen Jahres ließ Mayo im Fiba Europe Cup gegen die Söldertälje Kings sechs Dreier durch die Reuse rauschen und avancierte mit 26 Punkten zum Topscorer. Ab diesem Zeitpunkt griffen die Automatismen wieder, die er sich seit seiner Kindheit erarbeitet hat. Mayo: „Ich stand manchmal den ganzen Tag lang in der Halle und habe nur geworfen.“ Auch der unbedingte Wille, sich im Spiel vor der heimischen Garage gegen seine älteren Brüder und seinen Vater durchzusetzen, haben ihn geprägt. „Sie haben mich oft genug herumgeschubst. Und das wollte ich nicht mit mir machen lassen“, blickt er zurück. Doch er wusste: „Sie wollten mich nur besser machen.“

Seitdem er in der Bundesliga seinen Distanzwurf wiedergefunden hat, haben die Gegner ein Problem. „Sie mussten sich umstellen, mich früher und weiter vom Korb entfernt verteidigen. Das hat Räume für mich und meine Mitspieler geöffnet. Inzwischen kann ich mein ganzes Repertoire nutzen, so, wie ich es immer gewohnt war“, analysiert der Bonner.

Mit 15,1 Punkten pro Spiel hat er sich inzwischen als zweitbester Baskets-Schütze etabliert – hinter Ryan Thompson (16,0). Dazu liefert er im Schnitt 4,7 Assists. Interessanterweise kam er in seinen beiden letzten Jahren am College (2008/2009) für die UIC-Flames (Illinois) auf ähnliche Statistiken. „Ich bin halt wie ich bin“, sagt Mayo dazu.

Die Mitspieler sind nicht nurKollegen, sondern Freunde

Was ihn seitdem noch stärker gemacht hat, ist seine Erfahrung. Litauen, Ukraine, Spanien, Italien und die Türkei waren seine Stationen in Europa. In Deutschland würde er jetzt am liebsten bleiben: „Hier gefällt es mir am besten.“ Weiter für die Baskets zu spielen, könne er sich sehr gut vorstellen, „aber darüber zu reden, ist noch zu früh“. Mayo ist eine ehrliche Haut. „Ich habe eine Familie zu ernähren, da spielt Geld natürlich eine Rolle. Nicht die Hauptrolle, aber eine wichtige.“ Seine Familie, das sind Ehefrau Meisha und Töchterchen Maya, die im Mai drei Jahre alt wird. „Sie hat unser Leben verändert, ihm eine andere Dynamik gegeben. Ohne Maya konnten wir tun, was wir wollten. Jetzt ist sie der Boss. Und ich würde es nicht mehr anders haben wollen.“ Seine Tochter habe ihm mehr Verantwortungsgefühl gegeben. Das übertrage sich auch auf andere Dinge des Lebens. Sie hilft ihm auch, nach Niederlagen schneller abzuschalten. Mayo: „Meine Frau weiß dann, dass sie mich nicht ansprechen sollte. Dann kommt Maya – und in fünf Minuten ist alles vergessen.“

Auch die Teamkollegen sind Familie für ihn. „Wir sind nicht nur Kollegen, wir sind Freunde.“ Mayo beschreibt die Baskets als einen verschworenen Haufen, die auch abseits des Feldes harmonieren. Und an der Spitze steht mit Predrag Krunic ein Trainer, „der alles im Griff hat, seinen Job versteht und weiß, wie er uns am besten motivieren kann“. Das ist, gibt Mayo zu, zuweilen auch eine lustige Angelegenheit – vor allem, wenn der Coach an der Linie herumspringt wie Rumpelstilzchen. Mayo: „Da müssen wir oft lachen. Ihr Journalisten seht ja meist nur die Spiele. Wir erleben das in jedem Training.“ Doch der Respekt vor Krunic ist groß. „Von ihm“, so Mayo, „geht eine Inspiration aus, die sich auf die ganze Mannschaft überträgt.“

Der Erfolg hat nicht auf sich warten lassen. Inzwischen sind die Baskets in der Bundesliga auf Rang sechs geklettert und haben im Fiba Europe Cup das Viertelfinale erreicht. „Wir können noch besser werden“, glaubt Mayo. Er gibt zu, dass er gerne nach oben in der Tabelle schaut, um zu sehen, wer gegen wen spielt, und dass er dabei ein wenig rechnet. Doch dann hält er es wie der Trainer: „Das nächste Spiel ist das wichtigste. Wenn wir beharrlich auf unserem Weg weitergehen und zusammenhalten, können wir noch viel erreichen.“

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