Telekom Baskets Bonn Jared Jordan: "Wir sind ein rauflustiges Team"

BONN · Seine Pässe haben die Telekom Baskets Bonn in die Play-off-Runde der Basketball-Bundesliga geführt: Jared Jordan. "Ich bin froh, wenn man sagt, dass ich meinen Job gut mache", gibt sich der Amerikaner bescheiden. Im Interview sprach der 28-Jährige über die Saison, seine Pläne und das bevorstehende erste Viertelfinalspiel am Sonntag (18 Uhr, EWE Arena, live bei Radio Bonn/Rhein-Sieg) in Oldenburg.

Jared, Sie und Ihr Team mussten lange zittern.
Jared Jordan: Ja. Aber wenn ich jetzt zurückblicke und sehe, was wir alles durchgemacht haben, sage ich: 'Wow, und wir haben es doch geschafft.' Das ist schon ein erhebendes Gefühl. Wir dürfen uns damit aber noch nicht zufriedengeben und müssen alles daran setzen, die Serie gegen Oldenburg zu gewinnen.

Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Jordan: Oldenburg hat eine der erfahrensten Mannschaften der Liga. Sie wissen genau, was sie tun. Wir müssen gut verteidigen und vor allem Spieler wie Julius Jenkins und Rickey Paulding kontrollieren. Wichtig ist aber auch, dass wir unsere Würfe verwandeln. Ein paar Wochen zuvor ist uns das in Oldenburg nicht so gut gelungen. Dann wird es schwer.

Personell sieht es aber nicht so gut aus für die Baskets.
Jordan: Viele sagen, dass Oldenburg sich durchsetzen wird. Aber vorher hat man auch gesagt, Bamberg und München werden gegen uns gewinnen. Das Gegenteil ist passiert. Wir sind ein rauflustiges Team. Wir geben einfach nicht auf. Und ich hoffe, wir können das auch im Viertelfinale gegen Oldenburg zeigen.

Haben Sie jemals am Einzug in die Play-offs gezweifelt?
Jordan: Natürlich macht man sich Gedanken, wenn es, wie in der Hinrunde, nicht läuft. Chris Ensminger hat mich zu der Zeit einmal im Bus gefragt, ob ich glaube, dass wir die Play-offs erreichen. 'Ja, das werden wir', habe ich ihm geantwortet. Was unsere Saison bisher ausmachte, war, dass wir immer wieder zurückgeschlagen haben - auch nach hohen Rückständen.

Wenn Sie sich an die Zeit vor der Entlassung von Patrick Ewing jr. erinnern: Haben Sie dem Trainer gesagt, dass etwas passieren muss?
Jordan: Nein. Da hatte ich vollstes Vertrauen in Mike Koch. Er sieht genau, was passiert und merkt, wenn er etwas ändern muss.

Wie erklären Sie sich die folgende Siegesserie?
Jordan: Es ging ein Ruck durch die Mannschaft. Jeder war gefordert. Und wir haben Jamel McLean dazubekommen. Er war eine große Bereicherung. Er brachte die nötige Härte und Leistungsbereitschaft mit und hat die vielen kleinen Dinge gemacht, die wir so sehr vermisst haben.

Zuvor war die Verpflichtung von Marqus Blakeley gescheitert. Wie haben Sie den Fall erlebt?
Jordan: Als er durch den Drogentest fiel, dachte ich nur 'Was soll noch alles passieren'. Das war schon ein Tiefschlag. Aber mit Jamel hat sich alles zum Guten gewendet. So gesehen war es gut, dass Blakeley durch den Test gefallen war.

Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison dann die Verletzungen von McLean und Benas Veikalas . . .
Jordan: Das waren harte Wochen mit vielen Spielen in kurzer Folge, aber sie haben uns zusammengeschweißt. Und der Coach hat einen Riesenjob gemacht. Er hat das Training gekonnt dosiert und die richtigen Worte gefunden.

Das heißt konkret?
Jordan: Dass wir an der Situation nichts ändern können und wir uns ihr stellen müssen. Dass wir noch vieles vollbringen können, wenn wir nur darum kämpfen. Seine ruhige Art, seine Erfahrung und seine Entschlossenheit haben uns motiviert. Man spürt, dass er als Spieler ähnliche und vielleicht sogar schlimmere Situationen erlebt hat. Dieser Erfahrungsschatz zahlt sich in solchen Situationen aus.

Sie gelten als bester Point Guard der Liga. Was sagen Sie dazu?
Jordan: Es ist immer schwer, über sich selbst zu urteilen. Mein Job ist es, das Team zu führen und gerade in schwierigen Situationen die Verantwortung zu übernehmen. Und ich bin froh, wenn man sagt, dass ich meinen Job gut mache.

Im wichtigen Spiel gegen München haben Sie mit 19 Punkten und 13 Assists geglänzt.
Jordan: Ich fühlte mich in diesem Spiel besonders gefordert, weil ich nicht den Eindruck hatte, in den zwei Wochen zuvor gut gespielt zu haben. Das hat mich gequält.

Fühlen Sie sich bei den Baskets mehr als Angestellter oder auch als Teil einer großen Familie?
Jordan: Zu den Baskets besteht schon eine besondere Bindung. Es gab schon so viele verrückte Spiele hier, und das Schönste für mich ist, nach einem Sieg in die glücklichen Gesichter zu sehen. In Bonn wird Basketball gelebt. Das motiviert einen als Spieler besonders.

Und was halten Sie von der "Humba"?
Jordan: Ich weiß gar nicht, wo das Ritual her kommt, aber es macht Riesenspaß. Man fühlt, wie Fans und Team verschmelzen. Ich genieße es jedes Mal.

Die Saison geht zu Ende. Wie viele Angebote haben Sie schon?
Jordan: Ehrlich gesagt keine. Vielleicht nach der Saison.

Sie haben immer betont, dass sie Sie sich in Bonn wohl fühlen?
Jordan: Das stimmt und gilt auch für Mary Beth, meine Verlobte. Auch wenn Sie mich jetzt für verrückt halten, ich weiß gar nicht, ob man mich hier behalten will.

Ja, Sie sind verrückt.
Jordan: (lacht) Wie auch immer, mit mir hat noch keiner ein Wort über die Zukunft gesprochen.

Welche Rolle spielt Coach Mike Koch für ihr Bleiben?
Jordan: Das wäre eine wichtiger Bestandteil. Wenn man sieht, was er leistet, sollten die Baskets seinen Vertrag verlängern.

Zur Person

Jared Jordan (28) wurde 2007 von den Los Angeles Clippers in die NBA gedraftet, wechselte dann zu den New York Knicks. Erste Erfahrungen in Europa sammelte er bei Lietuvos Rytas Vilnius in Litauen. Aus der D-League kam er in der Saison 2009/2010 erstmals nach Bonn. Nach einem Abstecher nach Rhodos kehrte er 2011/12 zurück.

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