Telekom Baskets Jared Jordan lässt nach Sieg seinen Tränen freien Lauf

BONN · Mit einer wahren Energieleistung schenkten die Telekom Baskets Bonn ihrem scheidenden Kapitän Jared Jordan einen erfolgreichen Abschied. Bei Rasta Vechta gewann der Basketball-Bundesligist nach hohem Rückstand mit 82:80 (17:28, 18:14, 19:20, 28:18) und bleibt damit im Rennen um die Play-off-Plätze auf Kurs.

 Außer Rand und Band: Benas Veikalas springt fast bis zur Hallendecke, seine Mitspieler Ryan Brooks und David McCray (links) setzen gerade zum Höhenflug an.

Außer Rand und Band: Benas Veikalas springt fast bis zur Hallendecke, seine Mitspieler Ryan Brooks und David McCray (links) setzen gerade zum Höhenflug an.

Foto: Nordphoto

Den werden sie nun ohne ihren Kapitän auf der Brücke halten müssen. Heute soll sowohl von den Telekom Baskets Bonn als auch von den Brose Baskets Bamberg offiziell verkündet werden, dass Jordan aus dem Rheinland nach Franken wechselt und bereits am Wochenende das Trikot des sechsmaligen deutschen Meisters tragen wird. Als Ersatz werden die Bonner Eugene Lawrence vorstellen, der vom ukrainischen Superleague-Club Hoverlar kommt. Voraussetzung ist, dass Lawrence die medizinischen Tests besteht.

Es war für Jordan und 200 mitgereiste Fans ein extrem emotionaler Abschied, aber auch einer mit Bitterkeit. Als die Schlusssirene ertönte, wurde Jordan von der Mannschaft in die Mitte genommen. Der kleine Amerikaner konnte die Tränen nicht zurückhalten. Auch viele Mitspieler hatten feuchte Augen, allen voran Tony Gaffney.

[kein Linktext vorhanden]Doch viele Fans verzeihen Jordan den Wechsel nicht, fühlen sich verraten. Als das Team noch einmal zurück aus der Kabine aufs Feld kam und vor den Fans Dehnübungen machte, war der 29-Jährige nicht dabei. Er tauchte aber auf der anderen Seite der Halle auf. Worte wie "Bamberger Bauer" und "Judas" hallten durch den Rasta-Dome. Jordan schlich zurück in die Kabine.

Einige wütende Anhänger stellten sich später vor den Mannschaftsbus, blockierten ihn. Dann aber tauchten die Baskets in geschlossener Formation auf. Wieder hatten sie Jordan in ihre Mitte genommen und schirmten ihn auf dem Weg zum Bus ab. "Seht ihr, wie wir unseren Point Guard beschützt haben", erklärte Jamel McLean auch verbal demonstrativ Solidarität mit Jordan.

Bei seinem letzten Auftritt für die Baskets hatte der Neu-Bam berger großen Anteil am Erfolg. Doch für den mussten die Bonner gegen hervorragend eingestellte Rastaner Schwerstarbeit leisten.

Sie hatten einen miserablen Start. Nach vier Minuten hieß es 5:13, nach fünf Minuten 7:15 und nach acht Minuten 10:24 gegen die Baskets. Wie schon im Hinspiel konnten die Gäste Rasta-Center Dirk Mädrich nicht stoppen, der vor der Pause 13 Punkte erzielte. Auch der Ex-Bonner Brandon Bowman stellte sie vor große Probleme und sammelte bis dahin neun Punkte.

Immerhin stabilisierten sich die Baskets, ohne wirklich Sicherheit in ihren Aktionen zu finden. Es reichte, um Vechta nicht weiter wegziehen zu lassen. David McCray traf per Dreier zum 20:30 (12.). Für einen Hallo-wach-Effekt sorgte die Hereinnahme von Steve Wachalski, der zum 22:32 traf, viel Intensität ins Spiel brachte und damit ein Vorbild für seine Mitspieler war. Allmählich streiften die Bonner ihre Zurückhaltung ab. Jordan verkürzte auf 33:41, Benas Veikalas per Korbleger auf 35:42 zur Pause.

Wie verwandelt kam Bonn aus der Kabine und glich mit einem 7:0-Lauf, davon fünf durch Veikalas, zum 42:42 aus und konterte auch das 42:47. Als Ryan Brooks in kurzer Folge einen Dreier und einen Halbdistanzwurf zum 49:47 verwandelte hatte, lagen die Gäste erstmals in Führung. Und auch als Vechta zum 62:51 konterte, ließen sich die Profis um Mathias Fischer nicht entmutigen.

Bei all der Unruhe in den letzten Tagen um den Weggang von Jordan hätte man befürchten können, dass sie nun vollends einbrechen. Stattdessen zeigten die Baskets Charakter. Man merkte ihnen an, dass sie dieses Spiel unbedingt für ihren Kapitän gewinnen wollten. Angeführt von den überragenden Benas Veikalas (25 Punkte) und Ryan Brooks (18 Punkte), bliesen sie zur Aufholjagd. Veikalas verkürzte noch vor Ende des letzten Viertels per Dreier auf 54:62. Neben Brooks setzten McLean (14) und Gaffney (11) wichtige Akzente. McLean versenkte einen Dreier zur 75:72-Führung. Vechta blieb dran und verkürzte. 29 Sekunden vor dem Ende lag Bonn mit 78:77 vorn.

Dann die entscheidenden Aktionen. Gaffney trifft zum 80:77. Vechta hat nur noch fünf Sekunden, will schnell kontern, doch dann der entscheidende Ballgewinn der Bonner. Durch wen? Durch Jared Jordan. Er hält den Sieg in seinem Abschiedsspiel für sein Team fest und ermöglicht Veikalas die 82:77-Führung.

"Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen: Sie hat immer weitergekämpft und an den Sieg geglaubt", erklärte Baskets-Coach Fischer. Er hat nun die Aufgabe, das Team ohne Jordan zu weiteren Erfolgen zu führen. Die Ära des "Magiers" bei den Telekom Baskets ist zu Ende. Am Samstag übernimmt im Karnevalsspiel gegen Bremerhaven (19.30 Uhr, Telekom Dome) Eugene Lawrence das Kommando.

SC Rasta Vechta - Telekom Baskets 80:82 (28:17, 14:18, 20:19, 18:28)

Vechta: Bowman (15), Conry (11), Mädrich (19), Williams (9), Butts (8), Doerksen (8), Jarchow, Stückemann (2), Weber, Rudowitz, Mackeldanz, Krause (8).
Bonn: Veikalas (25), Brooks (18), Jordan (4), Gaffney (11), McLean (14), McCray (3), Looby, Mangold, Koch (2), Wachalski (5)

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