TAG DER LEGENDEN "Genieße den Augenblick"

BONN · Als Eric Taylor am Donnerstagmorgen mit lässigem Gang die Geschäftsstelle der Telekom Baskets Bonn betritt, kommt er erst einmal nicht weit. Sofort bildet sich eine Traube um den Basketballer, der beim Tag der Legenden am Sonntag rund um und im Telekom Dome vielleicht die Legende schlechthin ist.

 Eric Taylor im Telekom Dome vor einem Bild aus alten Zeiten. Beim Tag der Legenden spielt er noch einmal vor großem Publikum.

Eric Taylor im Telekom Dome vor einem Bild aus alten Zeiten. Beim Tag der Legenden spielt er noch einmal vor großem Publikum.

Foto: Jörn Wolter

Taylor ist das Gesicht des frühen Baskets-Erfolges, Motor der Aufstiegsmannschaft von 1996, sportlicher Anführer des gallischen Dorfes, das 1997 die Hauptstadt Berlin herausforderte und dem übermächtigen Rivalen im dritten Finalspiel die Meisterfeier vor eigenen Fans verdarb. Sein "Wurf vom Parkplatz" versetzte die Berliner in der mit 8500 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle unter Schock. "Der Champagner war kaltgestellt, und an der Decke warteten Hunderte von Ballons darauf, losgelassen zu werden. Doch dann kam Eric", erinnert er sich an den 78:77-Sieg und lacht.

17 Jahre ist das schon her, doch der 1,78 große Guard erzählt immer wieder gerne davon. Erzählen, das kann er, und zieht dabei den Zuhörer mit seiner sympathisch-offenen Art, dem breiten Lächeln und der markanten Stimme in seinen Bann. Taylor hat nichts von seinem Charisma verloren. "Meine Frau sagt immer, ich rede zu viel", sagt er fast entschuldigend. Megan sitzt rechts neben ihm - und himmelt ihren Ehemann das ganze Gespräch über an. Sie lässt Eric gerne weitererzählen.

Man erfährt, dass es das Leben mit dem Mann aus Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan nicht immer gut meinte. Taylor: "Ich bin auf dem rechten Auge blind."

Als Unbeteiligter wurde er 2005 bei einer Schlägerei in einer Bar in Stockholm von einer abgebrochenen Flasche getroffen. Eigentlich hatte er noch ein Jahr für Plannya Basket Lulea weiterspielen wollen, doch seine Karriere war jäh beendet. "Das war ein Wendepunkt in meinem Leben", stellt er fest. Er ging zurück in die USA und eröffnete einen Kaffee-Shop. Doch dann griff der Basketball wieder nach ihm. Taylor: "Ich war sechs Jahre Trainer einer Mädchen-Collegemannschaft, bin noch einmal zur Schule gegangen, haben einen Abschluss in Erziehung gemacht und bin jetzt an der Grand Rapids Christian Highschool tätig." Größter Stolz des Ehepaares sind die vierjährige Tochter Kamryn und der sechsjährige Sohn Braylon. Am vergangenen Sonntag kamen die Taylors in Bonn an. "Wir haben uns riesig über die Einladung der Baskets gefreut. Es war für uns die perfekte Gelegenheit, nach Bonn zurückzukommen", erzählt Eric weiter. Denn ein Jahr ist es her, dass Megan eine schwere Erkrankung überstanden hat. Taylor: "Es ist wie ihr erster Geburtstag." Beide starteten am Montag gleich nach Paris durch und genossen in der Stadt der Liebenden eine unbeschwerte Zeit.

In Bonn machte sich der ehemalige Spielmacher gleich in die Fußgängerzone auf. "Ich habe eine Crêpe mit Nutella und Banane gegessen, das habe ich besonders vermisst", so Taylor. Er blieb nicht unerkannt. Es sei ein "schönes Gefühl, wenn sich die Leute nach fast 20 Jahren noch an Eric Taylor erinnern. Nicht nur an den Basketballer, sondern vor allem an den Menschen".

Beim ersten Anblick des Telekom Domes dachte er gleich zurück an die Zeiten im Pennenfeld. "Ich sehe mich noch nach dem Aufstieg das Netz vom Korb abschneiden. Für viele ist es nur ein Bild, für mich hat es den Grundstein für das gelegt, was sich hier in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich bin ein Teil davon, und das macht mich stolz", meint er.

Jetzt freut er sich darauf, beim Tag der Legenden seine ehemaligen Teamkameraden wiederzusehen. Darunter ist auch der heutige Trainer Mathias Fischer. "Als ich damals nach Bonn kam, hat er mich vom Flughafen abgeholt und mich zum Essen eingeladen", erinnert er sich. Seinem Gastgeber fiel gerade nicht ein, was Hase auf Englisch heißt. Taylor: "Mathias sagte, das sei Bugs Bunny."

Die Vorstellung, im Telekom Dome noch einmal vor den Bonner Fans zu spielen, bereite ihm Gänsehaut. "Ich hoffe, ich kann ein bisschen spielen. Mein linkes Knie macht mir große Probleme." Baskets-Physiotherapeut Bogdan Suciu hat schon Hand angelegt. Auswirkung einer am Körper Taylors zehrenden langen Karriere ist auch eine künstliche rechte Hüfte. Das will er für einen Tag vergessen. Taylor: "Ich sage meinen Kindern in der Schule immer, genießt den Augenblick. Auch ich werde ihn am Sonntag genießen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort