Anders als andere Das ist Baskets-Neuzugang Ra'Shad James

Bonn · Mit einem krachenden Dunking präsentierte sich Ra'Shad James den Bonner Fans und den Gegnern. Wir stellen den Baskets-Neuzugang vor.

Im Grunde ist dieses hier nicht das richtige Medium für ein Porträt über Ra'Shad James. Im Comic wäre er gut aufgehoben. Mit einem gewaltigen BÄMMM! würde er da dem Leser vorgestellt. Besser noch: Bewegte Bilder. Denn den Basketballer Ra'Shad James muss man gesehen haben. Er ist spektakulär.

Als James sein erstes Spiel im Bonner Trikot bestritt, saßen auf der Tribüne in Rhöndorf die Spieler von s.Oliver Würzburg und warteten nach ihrem Turnierspiel auf die Abreise ins Teamhotel. Die Partie der Bonner gegen den Kooperationspartner war kaum fünf Minuten alt, da kam James auf den Korb zugeflogen und stopfte den Ball krachend durch den Ring, als gelte es, mit der Wucht mindestens den Teambus umzustoßen.

Die Würzburger, eben noch mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt, sahen einander an. Verwundert, erstaunt, beeindruckt. Es war ein Testspiel und James hatte sich den Bonner Fans krachend vorgestellt und angedeutet, dass die Baskets auch in diesem Jahr einen Mann für den Allstar-Day im Team haben. Möglicherweise nicht nur für den Dunking-Contest.

Das ist der Super-Athlet Ra'Shad James. Aber da gibt es auch den Denker James und den Zuhörer James, den Hobbyfotografen und Kunstfan James, den verliebten James und den Katzenretter James. Und vieles von dem, was er zu sagen hat, wäre in Comic-Sprechblasen nicht richtig aufgehoben. Also doch hier.

Predrag Krunic hat den 28-Jährigen überzeugt, nach Bonn zu kommen. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass der Schritt nach Bonn der Richtige für mich ist“, sagt er und liefert ein Beispiel als Begründung: „Wenn Coach Krunic in die Geschäftsstelle oder die Halle kommt, das ist mir sofort aufgefallen, begrüßt er wirklich jeden. Das ist eine kleine Sache, aber ich finde es großartig. Das sagt so viel über ihn. Er lebt die Dinge vor, die eine gute Teamchemie ausmachen.“

Zuletzt spielte der Mann aus White Plains/New York, wo seine Mutter ihn und seinen Bruder, inzwischen ein New Yorker Cop, alleine aufzog, bei Yesilgiresun Belediye in der Türkei. Davor in Kroatien und Polen. „Erfahrung kann man nicht trainieren“, sagt er und und es klingt durch, dass es nicht immer einfach war. Er bedauert auch, dass er in der Schule nur das Nötigste getan hat. Geschichte interessiert ihn heute mehr als damals. Und Psychologie. „Ich will die Welt, die Menschen und die Zusammenhänge verstehen.“

Auch sein Instragram-Profil ist nicht gewöhnlich. Da gibt es zwar die üblichen Fotos und Filme von Urlaub und Arbeit, von der Playlist und vom Dienstwagen. Aber James hat in der Vorbereitung, das dokumentiert er dort, schon mehr von seiner sportlichen Heimat gesehen als andere Basketballer, die jahrelang in Bonn unter Vertrag standen. Er war im Beethovenhaus und im Kölner Dom, verkündet unter einem Foto aus dem Museum Ludwig, neben einem großformatigen Bild stehend, stolz „Mein erster Picasso“. Er hat sich eine Kamera gekauft, weil ihm das Fotografieren so viel Spaß macht, dass ihm sein Mobiltelefon dafür nicht mehr reicht.

Der sprunggewaltige Guard mit der akkurat rasierten Frisur und der ruhigen Stimme ist reichlich tätowiert. Wie viele andere Basketballer. Kreuze, Namen, Zahlen, Basketbälle – gibt es auf vielen Armen. James denkt nur kurz über die Frage nach seinem liebsten Tattoo nach. „Dieses hier“, sagt er und zeigt auf seinem rechten Unterarm auf ein kleines Mädchen mit einem herzförmigen Luftballon. Ein bekanntes Werk des britischen Streetart-Künstlers Banksy. „Es gibt für mich zwei Interpretationsmöglichkeiten“, sagt er. „Sie lässt ihn davonfliegen oder sie versucht, ihn zu fangen. Für mich ist beides symbolisch dafür, dass es immer Hoffnung gibt.“ James macht einen Unterschied zwischen Hören und Zuhören. „Hören kann jeder, zuhören noch lange nicht.“ Er beschreibt sich selbst als „geradeheraus, aufgeschlossen und spontan“, seine Freunde nennen ihn Jokester. Witzbold. Das lässt er nicht unwidersprochen so stehen. „Ich kann ein Eisbrecher sein für die Stimmung. Aber ich denke nach, ehe ich rede.“

Inzwischen ist auch seine Frau Alyson in Bonn angekommen. „Ihre langen blonden Haare sind mir schon von Weitem aufgefallen“, sagt James. „Als wir uns dann in die Augen sahen, wusste ich, 'das ist sie'. Jetzt sind wir seit einem Jahr verheiratet.“ Ihretwegen zog er nach Las Vegas. Alyson hat Engine mit nach Bonn gebracht, einen schwarzen Kater. Der Name erzählt die Geschichte des Findlings.

Nach dem Training in der Türkei hörte James dieses Jammern, als er ins Auto stieg um auf dem Heimweg noch eine Pizza zu holen. Als er eine halbe Stunde später in die Garage fuhr, war das Wimmern wieder da. Er öffnete die Motorhaube. „...und da sah ich diesen Baby-Katzenkopf aus dem Motorblock gucken. Ich rief Alyson zur Hilfe und wickelte mir einen Pulli um die Hand, um nach dem Kater zu greifen. Er biss und kratzte.“ Aber zwei Stunden später war er befreit. Abgemagert und in schlechtem Zustand. „Wir haben ihn dann aufgepäppelt. Er sollte wohl zu uns. Also haben wir ihn behalten und Engine genannt.“ Ein Name, der für seinen Besitzer übrigens nicht weniger treffend wäre. Zumindest für den Basketballer.

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