Vor Spiel in Ludwigsburg Baskets hoffen auf weitere Fortschritte nach Trainerwechsel

BONN · Baskets-Sportmanager Michael Wichterich ist mit dem Umschwung unter Trainer Chris O'Shea zufrieden. Schützenhilfe aus Fribourg bleibt aus, jetzt geht's für die Bonner im Europe Cup weiter.

Der Einfluss der Psyche auf die Leistung von Sportlern ist eine komplexe Angelegenheit. Das gilt für einzelne Athleten, wie für ganze Teams, trifft an der Tabellenspitze oder im Keller zu, zeigt sich auf Euphoriewellen und in Leistungstiefs. Die letzten vier Spiele haben aus den Telekom Baskets Bonn eine andere Mannschaft gemacht. Der Aufwärtstrend erreichte gegen Hapoel Holon einen vorläufigen Höhepunkt.

Obwohl Spielmacher Josh Mayo und Yorman Polas Bartolo, bester Defensivspieler der Bundesliga, mit Muskelblessuren passen mussten. Oder gerade weil sie passen mussten? Fest steht: Sämtliche übrigen Baskets präsentierten sich stärker als zuvor. Jeder wusste, dass er mehr geben musste. Jeder übernahm mehr Verantwortung. Am Ende stand ein unter diesen Umständen mehr als unerwarteter 91:83-Sieg gegen den Spitzenreiter der ersten israelischen Liga. Ein vollkommen verdienter noch dazu.

Vielleicht hatte auch Gegners Psyche geholfen. „Du kommst in die Halle und siehst: Das wird vielleicht angenehmer als gedacht“, mutmaßte Baskets-Sportmanager Michael Wichterich über den Umgang der Gäste mit dem Ausfall der beiden zentralen Baskets-Spieler. Und dann geht das eine Team es etwas lax an und das andere sieht, dass es eben doch eine Chance auf die Überraschung hat. Und darauf, das Ticket für den europäischen Wettbewerb – zumindest im zweitklassigen Europe-Cup – zu sichern.

James Webb III auf ungewohnter Position

Mehr wird es nicht mehr werden, denn die letzte Hoffnung zerschlug sich am Mittwochabend, als die Schützenhilfe von Fribourg Olympic ausblieb. Der Schweizer Meister unterlag Paok Saloniki mit 64:84. Dadurch haben die Baskets keine Chance mehr, auf den vierten Platz zu klettern.

James Webb III lieferte sein bestes Spiel im Baskets-Trikot auf ungewohnter Position. 17 Punkte und 14 Rebounds wies der Statistikbogen für ihn aus. Zu Beginn der Pressekonferenz sah er auf den Zahlenzettel. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Als er um sein Statement zum Spiel gebeten wurde und aufsah, war er selbst kein Thema mehr. Er lobte sein Team. Und seinen Trainer: „Wir waren super vorbereitet.“

Chris O'Shea und sein Co-Trainer Savo Milovic hatten einen Plan ausgetüftelt, der die Gäste überraschen und zudem Kräfte vor dem nicht unwichtigen Spiel in Ludwigsburg (Samstag, 20 Uhr) sparen sollte. „Wir haben lange gepuzzelt, damit es passt, dass Julian Jasinski und David Falkenstein helfen können, aber nicht zusammen auf dem Feld stehen“, sagte der glückliche Headcoach nach der partie über die beiden Youngster vom Baskets Kooperationspartner Dragons Rhöndorf.

Forschritte sind zu erkennen

Beim Defilee an der Bande entlang strahlte Mayo, Kopf und Herz der Mannschaft, von Ohr zu Ohr. „Es ist eingutes Gefühl für jemanden, der Verantwortung trägt, dass sein Team ohne ihn nicht verloren ist“, erklärte Wichterich. „Wir haben keine Typen, die froh wären unersetzlich zu sein.“ Er hatte immer betont, dass der Charakter der Mannschaft stimme. Es fehlte dennoch oft an Intensität und Leidenschaft. Und wenn es dann einmal lief, an Konstanz.

Seit sich die Baskets von Predrag Krunic trennten und seinen Assistenten zum Cheftrainer machten, sind deutliche Fortschritte zu erkennen. „So kann es gerne weitergehen“, sagt Wichterich und glaubt nach vier Spielen unter O'Shea auch an die endlich gefundene Konstanz. Knappen Niederlage in Bamberg, Sieg in Venedig, bittere Niederlage gegen wildgewordene Gießener mit 63-prozentiger Dreierquote und jetzt der Sieg „ohne Zwei“ gegen Holon. „Wir haben spielerisch und vom Einsatz einen Schritt nach vorn gemacht“, sagt Wichterich. „Aber wir haben mit Blick auf die Bundesliga-Playoffs auch noch einiges aufzuholen.“

Da geht es für die Baskets am Samstag (20 Uhr) bei den Riesen Ludwigsburg mit den Ex-Bonnern David McCray und Konstantin Klein weiter. Ein ähnliches Big-Point-Spiel wie gegen Gießen, in dem die Bonner hoffen, Mayo und Polas Bartolo wieder einsetzen zu können. Seit Holon haben sie auch die Gewissheit, dass es mit einem guten Gameplan, Selbstvertrauen – und sogar ohne die beiden geht.

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