Die Reaktion bleibt aus Baskets Bonn verlieren verdient mit 70:82 in Jena

Jena · Nach dem Debakel gegen Nanterre straucheln uninspirierte Baskets auch in Jena. Die 70:82-Niederlage ist schwer verdaulich. Wer in die Playoffs will, der sollte in Jena gewinnen.

Der Unterschied zwischen Playoff-Team und Durchschnittsmannschaft besteht bei den Telekom Baskets in der Intensität. Das hat die 70:82 (21:23, 16:22, 20:21, 13:16)-Niederlage in der Basketball-Bundesliga bei Science City Jena am Samstagabend eindrucksvoll bewiesen. Im ersten Viertel rollten sie den Thüringern einigermaßen kraftlos den roten Teppich zum Erfolg aus und waren, als sie ihre Nachlässigkeit realisierten, nicht mehr in der Lage, die mit dem Glück des Tüchtigen spielenden Routiniers aus der Spur zu bringen.

Es war die dritte Niederlage im dritten Pflichtspiel hintereinander, und sie war nach einer uninspirierten Leistung vollkommen verdient. Jena zeigte von Beginn an mehr Siegeswillen, einen Plan und Struktur. Die Bonner hingegen schienen alle guten Ratschläge der Chefetage zu ignorieren. Denn Michael Wichterichs „Ohne Energie sind wir nur Durchschnitt“ bedeutet exakt das Gleiche wie das „Wir müssen bereit sein“ von Predrag Krunic. Was Sportmanager und Trainer meinen, verliert durch Mehrfachnutzung nicht an Wahrheitsgehalt. Im Gegenteil.

Diese Niederlage ist schwer verdaulich. Wer in die Playoffs will, der sollte in Jena gewinnen. Sonst muss er sich in einer Liga, die sich durch eine hohe Leistungsdichte auszeichnet, die beiden fehlenden Punkte an eher unerwarteter Stelle – wie etwa gegen Bamberg, Berlin oder München – zurückholen. Aber das war es nicht alleine, was diese Niederlage so schmerzhaft für die Bonner Anhängerschaft machte. Das Spiel war zur Wiedergutmachung für die 57:81-Niederlage gegen Nanterre und eine zweite Halbzeit, wie es nur wenige schlechtere im Telekom Dome seit der Eröffnung vor zehn Jahren gegeben hat, ausgerufen worden. Die Reaktion blieb aus. Am Ende waren es unter anderem eine nur 22-prozentige Dreierquote, acht verworfene von 22 Freiwürfen, eine zu nachlässige Defensive und schlechte Entscheidungen im Angriff, die den Nährboden für den Beginn einer Krise boten – wenn sich die Baskets am Dienstag in der Champions League ein weiteres Mal so präsentieren.

„Nach einer nicht sonderlich guten ersten Halbzeit, in der wir 45 Punkte zugelassen haben, konnten wir uns in der zweiten Hälfte vor allem defensiv steigern“, versuchte Krunic der Partie etwas Positives anzugewinnen. „Erst nach der Pause haben wir viel besser gespielt und auch verteidigt. Zu einem erfolgreichen Spiel gehören aber auch Dreier. Die schlechte Quote bei den Dreiern hat uns letztendlich ein besseres Ergebnis oder sogar einen Sieg gekostet.“

Auch Wichterich war am Sonntag nach einer langen Nacht im Bus bemüht, die Enttäuschung nüchtern einzuordnen. „Wir haben nicht den richtigen Zugang zu der Partie gefunden“, gab er zu. „Das haben wir nach etwa einer Viertelstunde korrigiert, aber da war Jena schon im Spiel.“ So sehr im Spiel, dass mit der Schlusssirene des ersten Viertels auch ein Dreier von Dru Joyce unverschämt lange auf dem Ring tänzelte, um – die Bonner kalt anlächelnd – doch noch in den Korb zu fallen. Bei Jena funktionierte jetzt alles. Auch die Thüringer hatten nach einer Niederlage in Crailsheim etwas gutzumachen – es schien ihnen deutlich mehr Motivation zu sein als Nanterre den Baskets.

Die Bonner ließen alle Tugenden vermissen, mit denen sie sich bis zur Niederlage am vergangenen Sonntag in München zu einem starken Saisonstart gespielt hatten. Aber sie waren gewillt, sich in die Partie hineinzuarbeiten. „Dass die Jungs es dann richten wollten, ist ja gut“, sagte Wichterich. „Aber sie haben es nicht sehr clever angestellt“, fand der Bonner Sportmanager und kritisierte die Vielzahl an Einzelaktionen, schlechte Wurfauswahl und zu geringes Tempo.

Als Joyce mit seiner gnadenlosen Effizienz aus der Distanz und 17 Punkten alleine im zweiten Viertel eine Acht-Punkte-Führung zwischen sein Team und Baskets gebracht hatte, fanden die Gäste kaum noch Lösungen gegen die schlaue Spielweise der Hausherren. Immer fahriger wurden die Offensivaktionen, immer größer die Abstände der Verteidiger zu Jenaern, die den Ball gut bewegten, anders als Bonn zuverlässig aus der Distanz trafen und in Derrick Allen oft eine gute Option unter dem Korb fanden.

Wer auf eine Bonner Reaktion nach einer Kabinenansprache zur Pause gehofft hatte, sah nur ein kurzes Aufflackern der alten Baskets. Denn obwohl Yorman Polas Bartolo in der 26. Minute auf zwei Punkte Rückstand verkürzte (51:53), machte die Mannschaft von Trainer Björn Harmsen nicht den Eindruck, dass sie sich diesen Sieg noch würde nehmen lassen. Jena hatte sich in dieser Partie festgebissen, und Bonn war nicht in der Lage zurückzubeißen.

Entsprechend die Stimmung. Viel verriet Wichterich nicht auf die Frage, wie es denn nach der Partie in der Kabine gewesen sei. Nur fünf Worte beschrieben aber im Grunde alles: „Zuerst laut und dann leise.“

Am Dienstag haben die Baskets die Chance, es bei Fribourg Olympic Basket in der Schweiz besser zu machen.

Jena: Joyce 20 Punkte/4 Dreier, Jenkins 14/3, Allen 14, McElroy 8, Iroegbu 7, Wolf 6/2, Mackeldanz 4, Mazeika 3, Reyes-Napoles 3/1, Theis 3.

Telekom Baskets: Shane Gibson 5 Punkte/1 Dreier, Jarelle Reischel, Bojan Subotic 4, Ra'Shad James 15, Charles Jackson 12, TJ DiLeo 8/1, Yorman Polas Bartolo 8, Josh Mayo 15/3, James Webb III 3/1, Julian Jasinski.

Trefferquote: Jena 48% (28/59), Bonn 39 % (25/64); Dreierquote: Jena 44% (10/23); Bonn 22% (6/27); Freiwurfquote: Jena 76% (16/21), Bonn 64 (14/22); Rebounds: Jena 38, Bonn 38 (Bester: Jackson 13); Assists: Jena 19, Bonn 11 (Bester: Bartolo 5); Ballgewinne: Jena 4, Bonn 8; Ballverluste: Jena 12, Bonn 8; Fouls: Jena 26, Bonn 23 (Subotic 5). Zuschauer: 2401.

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