Matchwinner 2,7 Sekunden vor Schluss Baskets besiegen Ulm dank TJ DiLeo im Karnevalsspiel

Bonn · Die Telekom Baskets haben das Karnevalsspiel gegen den Playoff-Konkurrenten ratiopharm Ulm knapp mit 78:76 gewonnen. TJ DiLeo wurde am Ende vor ausverkaufter Kulisse als Matchwinner gefeiert.

Da konnte die Karnevalsparty auf dem Hardtberg so richtig losgehen. 6000 jecke und kostümierte Fans im ausverkauften Telekom Dome waren ohnehin schon in bester Stimmung. Doch der Wurf von TJ DiLeo verwandelte die Halle in ein Tollhaus. 2,7 Sekunden vor der Schlusssirene versenkte DiLeo einen schwierigen und ebenso sehenswerten Sprungwurf zum 78:76-Sieg (27:28, 16:10, 16:25, 19:13) für die Telekom Baskets Bonn gegen ratiopharm Ulm. Es war der dritte Erfolg in Serie für sein Team in der Basketball-Bundesliga, der mit dem Sprung auf Platz sechs belohnt wurde.

Als Ulms Dwayne Evans mit dem Versuch, die Niederlage mit einem Verzweiflungsdreier noch abzuwenden, scheiterte, überschritt der Lärmpegel zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit die Schmerzgrenze. Jubelnd hüpften die Bonner über das Feld und ließen sich von den Fans feiern. Es war das glückliche Ende eines verbissen geführten Kampfs, den auch die Gäste hätten gewinnen können. Sie waren stark dezimiert an den Rhein gekommen, konnten nur auf zehn Spieler zurückgreifen und zogen defensiv alle Register, um den Baskets und ihrem Publikum die Laune zu verderben. Die Mannschaft von Bonns Trainer Chris O'Shea ließ sich aber auch von höheren Rückständen nicht entmutigen und wurde dafür belohnt.

„Es war kein richtig schönes, dafür ein umso intensiveres Karnevalsspiel. Im vergangenen Jahr gab es mehr Punkte. Diesmal spielte die Defensive die größere Rolle. Das Ergebnis spiegelt auch unsere Entwicklung der letzten Wochen wider. Meine Mannschaft hat bravourös gekämpft und nie aufgegeben“, freute sich O’Shea. Und vor allem: „Diesmal haben wir gewonnen.“ Vor einem Jahr hatten die Bonner gegen die Riesen Ludwigsburg mit 105:109 verloren. Angesprochen auf DiLeos mutigen Wurf meinte der Coach: „Am Ende brauchte es auch ein wenig Karnevalsmagie.“

Auf der Gegenseite war Ulms Trainer Thorsten Leibenath sehr enttäuscht. „Wir hatten Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen, haben aber viele Chancen liegen gelassen. Defensiv haben wir in der zweiten Halbzeit vieles richtig gemacht, aber wir haben im letzten Viertel nur 13 Punkte erzielt“, analysierte er. Das Fehlen einiger verletzter Spieler, darunter auch der Ex-Bonner Ra’Shad James, habe sicher eine Rolle gespielt.

Für die Bonner war es schon vor dem Spiel ein bisschen magisch. Sie überraschten Gegner und Zuschauer mit dem Comeback des lange verletzten Charles Jackson. Im Gegensatz zu Ulm schöpfte O'Shea also erstmals wieder aus dem Vollen, musste Alexander Bircevic sogar als überzähligen Ausländer zuschauen lassen. Und Jackson war gleich voll da. Bei seiner Einwechslung nach knapp drei Spielminuten wurde er frenetisch gefeiert, und als der US-Amerikaner wenig später den Ball zum 9:8 durch den Ring hämmerte, war es so, als wäre er nie weg gewesen.

Alles andere war allerdings harte Arbeit, weil Ulm das Tempo sofort auf Vollgas stellte. Gegenhalten war oberste Pflicht – das taten die Baskets. Der Gast hatte Vorteile unter dem Korb, weil 2,13-Meter-Center Bogdan Radosavljevic nicht zu stoppen war und in den ersten zehn Minuten 13 Punkte erzielte. Bonn war aus der Distanz treffsicher. Kapitän Josh Mayo traf gleich dreimal von weit draußen. Und als DiLeo es ihm nachmachte, führte sein Team mit 18:12. Die Sechs-Punkte-Führung hielt bis zum 22:16, als der Faden riss und die Ulmer das Kommando übernahmen. Mit einem 9:0-Lauf drehten sie das Spiel und führten 25:22. Breunig stoppte den Ulmer Lauf mit einem sehenswerten Wurf trotz Foul und glich an der Freiwurflinie aus. Zur Viertelpause stand es 27:28.

Alles sah nach einem sehenswerten Offensivspiel aus. Da war es klar, dass beide Trainer ihre Spieler defensiv stärker in die Pflicht nehmen würden. Und es entwickelte sich eine umkämpfte, hektische Begegnung, die viel Tempo und Rasse hatte, aber wenig Struktur und viele Fouls auf beiden Seiten. Bis zum 55:50 lagen die Baskets immer um die fünf Punkte vorn. Dann holte der Gegner angetrieben von Spielmacher Isnet Akpinar zum Gegenschlag aus und zog vorbei. Beim 63:68 durch einen Dreier von David Krämer kamen erste Befürchtungen auf, der Bonner Widerstand könnte brechen. Doch die wurden durch Jarelle Reischels Dreier gleich zerstreut. Es blieb spannend bis zum Schluss.

34 Sekunden waren noch zu spielen, als Yorman Polas Bartolo per Freiwurf zum 76:76 ausglich. Den folgenden Angriff der Ulmer ließ Maximilian Ugrai mit einem Schrittfehler verpuffen. Es blieben 14 Sekunden, in denen die Baskets zum entscheidenden Schlag ausholten. O'Shea nahm eine Auszeit, um den Spielzug zu besprechen. Nach DiLeos Einwurf wanderte der Ball von Subotic über Breunig wieder zurück zu ihm. Die Uhr tickte herunter. Der 28-Jährige dribbelte in die Zone und schüttelte seinen Gegenspieler Gavin Schilling ab. Stoppen, springen, werfen – die Entscheidung. Im Basketball nennt man das einen „Pull-up-Jump- shot“.

DiLeo war überglücklich. „Wir sind gar nicht in unser besprochenes System gekommen. Als ich den Ball bekam, waren es nur noch sechs Sekunden, da musste ich werfen“, schilderte der Deutsch-Amerikaner die Situation. „Die Stimmung war super. Es war ein unglaubliches Spiel, ein unglaublicher Tag, es hat wirklich Spaß gemacht“, sprudelte es aus ihm heraus. Mitspieler Mayo, mit 19 Punkten Topscorer seiner Mannschaft, war beeindruckt: „Ein unglaublicher Wurf.“ Nicht nur deswegen war DiLeo der Mann des Spiels. Er setzte auch als Spielmacher Akzente und gab zehn Assists.

Ulms Radosavljevic, nach dem ersten Viertel ohne weitere Punkte, war gefrustet. „Wir wussten, dass es schwer wird in dieser Atmosphäre. Die Stimmung war der Wahnsinn, der Hammer“, meinte der Center. „Darauf hat uns der Trainer vorbereitet. Wir haben eigentlich auch ein gutes Spiel gemacht und den Zuschauern eine gute Show geboten, aber unglücklich verloren.“

Die Karnevalsshow ging für die Bonner im Foyer des Telekom Domes weiter, wo sich die Spieler in Verkleidung unter die Fans mischten. „Jetzt dürfen wir ein bisschen feiern“, konnte es Matchwinner DiLeo kaum erwarten.

Am Mittwoch (20 Uhr, Telekom Dome) geht es für die Baskets im Achtelfinale des Fiba Europe Cups gegen Alba Fehervar weiter.

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