Telekom Baskets 88:82 - Bonn erzwingt gegen Oldenburg fünftes Spiel

BONN · Es war ein Spiel für die Geschichte. Nach einer atemberaubenden Verlängerung siegt die Bonner Mannschaft gegen die EWE Baskets Oldenburg mit 88:82. Am Samstag findet nun das fünfte Spiel des Play-off-Viertelfinales in Oldenburg statt.

Kann man ohne Benzin Auto fahren? Eher nicht. Die Telekom Baskets Bonn werden aber sagen: Doch, das geht! Mit einer unglaublichen Energieleistung, wie man sie auf dem Hardtberg noch nicht gesehen hat, haben die Schützlinge von Trainer Mike Koch Mittwochabend vor 5850 am Ende völlig losgelösten Zuschauern ein fünftes Spiel in der Viertelfinalserie gegen die EWE Baskets Oldenburg erzwungen.

Was sich bei ihrem 88:82 (27:19, 24:16, 11:10, 11:28, 15:9) nach Verlängerung im Telekom Dome abspielte, ist mit Worten kaum mehr zu beschreiben. Während der 45 Minuten spielten sich große und kleine Dramen ab, wechselten sich Riesenaktionen mit nervenzerfetzenden Fehlleistungen ab. Mittendrin drei Schiedsrichter, die vielleicht erst mit ihrer schwachen Leistung diesen dramatischen Spielverlauf möglich machten, in dem die Bonner zunächst die Helden waren, dann vor der Verlängerung wie der sichere Verlierer aussahen, um schließlich doch noch einen großen Triumpf zu feiern.

[kein Linktext vorhanden]Mit Feuer müsse seine Mannschaft ins Spiel gehen, hatte Baskets-Coach Mike Koch vor dem Spiel gesagt. Was sich dann in der ersten Halbzeit entwickelte, war aber schon kein Feuer mehr, dass war ein Flächenbrand, der jeden ansteckte - ob auf dem Feld oder auf den Tribünen. Der Telekom Dome mutierte zu einem Hochofen, der nicht nur von den Bonnern befeuert wurde, sondern unfreiwillig auch von den Schiedsrichtern. Die sorgten mit der unausgewogenen Sicht der Dinge und mit rätselhaften Pfiffen für tumultartigen Unmut auf den Rängen. Denn es waren Pfiffe, die Bonn schwer trafen.

Telekom Baskets - EWE Baskets 88:82
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Das erste Viertel war noch nicht vorbei, da wurde Benas Veikalas disqualifiziert. Die Schiedsrichter hatten zwei unsportliche Fouls gegen ihn geahndet, was automatisch eine Disqualifikation nach sich zieht. Eine überzogene Entscheidung. Danach brach die Hölle los - zumindest akustisch.

Hätte man den Lärm gemessen, er wäre definitiv als gesundheitsgefährdend eingestuft worden. Und es waren die Bonner, die davon am meisten profitierten. Sie hatten dem Gegner schon in den ersten zehn Minuten völlig den Schneid abgekauft. Die Oldenburger standen völlig neben sich. Mike Koch hatte sie mit einer ungewohnten Aufstellung überrascht, ließ seine beiden Center Chris Ensminger und Jonas Wohlfarth-Bottermann draußen und beorderte Fabian Thülig aufs Feld. Die Marschroute war klar: gnadenlose Verteidigung. Die Rechnung ging auf. Die Gäste kamen kaum zu konstruktiven Angriffen. Lediglich Julius Jenkins hielt die Fahne seines Teams mit Distanzwürfen hoch.

Auf der anderen Seite spielten sich die Baskets in einen Rausch. Sein Spiel der Saison machte Kyle Weems (34 Punkte, 10 Rebounds). Dreier auf Dreier ließ er durch die Reuse rauschen - vor der Pause sechs an der Zahl und ohne Fehlwurf. Da waren es für ihn schon 26 Punkte. Nach einem seiner Würfe stand es bereits 40:19 (14.).

Die Oldenburger fanden darauf lange Zeit keine Antworten. Sie stabilisierten sich zwar, aber die Gastgeber, bei denen Rückkehrer Andrej Mangold einen tollen Auftritt hatte und die Lücke von Veikalas füllte, blieben klar in Führung - bis ins vierte Viertel. Nach Mangolds Korbleger waren es noch immer 20 Punkte Vorsprung: 67:47.

Doch die Kraft ließ nach. Und die Baskets taten genau das, was man in solchen Situationen nicht tun sollte: das Polster verteidigen. Sie spielten nicht mehr zusammen, fielen in eine kraftlose Lethargie und leisteten sich katastrophale Ballverluste. Oldenburg holte Punkt um Punkt auf und glich durch einen Dreier von Julius Jenkins zur Verlängerung aus.

Die Bonner waren eigentlich stehend k.o., lagen durch einen weiteren Dreier von Jenkins gleich mit 73:76 hinten, als der sich völlig verausgabende Fabian Thülig ebenfalls per Dreier zum Ausgleich antwortete. Das schien Eindruck zu machen. Die Gäste leisteten sich einen Fehlwurf nach dem anderen, während ihr Gegner nach und nach davonzog. Wo holten die Baskets nur die Kraft her?

Zusammen mit Weems alle überragend war Jamel McLean mit 26 Punkten und zwölf Rebounds. Sein Freiwurf zum 86:82 sechs Sekunden vor dem Ende bedeutete die Entscheidung, zumal Weems sich den vergebenen zweiten Freiwurf seines Teamkollegen schnappte, nach Foul zweimal sicher verwandelte und den Telekom Dome in ein Tollhaus verwandelte.

Nun haben die Telekom Baskets Bonn am kommenden Samstag in Oldenburg (21 Uhr, EWE Arena, live in Radio Bonn/Rhein-Sieg) die Chance, mit einem Erfolg im fünften und entscheidenden Spiel ins Play-off-Halbfinale einzuziehen.

Trainerstimmen

Michael Koch (Trainer Bonn): „Die Spiele eins und drei, aber auch zwei und vier lassen sich wie eine Pause übereinander legen. Wir haben diese Saison in der Beko Basketball Bundesliga noch keine Partie nach Verlängerung verloren - darauf bin ich stolz. Mit Kyle Weems und Jamel McLean haben heute zwei überragende Akteure zusammen 60 Punkte gemacht und uns damit getragen. Nach dem Rückschlag zum Ende der regulären Spielzeit haben wir mit dem Dreier von Fabian Thülig zu Beginn der Overtime das Momentum wieder auf unsere Seite bekommen.“

Sebastian Machowski (Trainer Oldenburg): „Parallel zu Spiel zwei ist Bonn durch eine überragende individuelle Leistung von Kyle Weems sehr gut in die Partie gestartet. Wir mussten einem Rückstand hinterher laufen, den wir erst in der allerletzten Minute egalisiert haben. In der zweiten Halbzeit haben wir so verteidigt, wie wir es schon in der ersten Hälfte hätten tun müssen. Das haben wir in der Verlängerung nicht weiter konsequent fortgesetzt, aber auch nicht mehr den Korb genügend aggressiv attackiert.“

Statistik

Telekom Baskets Bonn - EWE Baskets Oldenburg 88:82 n.V.(51:35, 73:73)

Telekom Baskets: Weems 34, McLean 26, Jordan 10, Thülig 6, Mangold 6, McCray 3, Wohlfarth-Bottermann 3
EWE Baskets: Jenkins 26, Chubb 19, Paulding 17, Joyce 8, Wysocki 5, Kramer 4, Smeulders 2, Bahiense de Mello 1
Zuschauer: 5850

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