Telekom Baskets 70:78 gegen Bayreuth - zweite Halbzeit wird Bonn zum Verhängnis

BONN · Bereits am zweiten Spieltag der Saison in der Basketball-Bundesliga hat sich eine große Hoffnung der Telekom Baskets Bonn vorerst als Illusion erwiesen. Nach Wunsch von Trainer Michael Koch soll der Telekom Dome zur Festung werden und nur in den seltensten Fällen vom Gegner eingenommen werden können.

Dass die Bonner dabei eine Mannschaft wie den BBC Bayreuth nicht als potenziellen Eroberer des Hardtbergs ins Kalkül gezogen hatten, versteht sich von selbst.

Doch am Mittwochabend mussten sich die Baskets den Süddeutschen vor 5110 Zuschauern nach einer enttäuschenden Vorstellung vor allem in der zweiten Halbzeit mit 70:78 (20:16, 16:15, 18:18, 26:26) geschlagen geben und stehen damit vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei den New Yorker Phantoms Braunschweig schon gehörig unter Druck.

Den Blick ins Gesicht von Baskets-Spieler Andrej Mangold vor dem Spiel hätten abergläubische Gemüter als böses Vorzeichen nehmen können. Der Guard hatte sich im Training ein blaues Auge geholt. Wenn man so will, ereilte seine Mannschaft ein ähnliches Schicksal. Nur waren es für sie am Mittwochabend gleich zwei Veilchen in Form von zwei Verlustpunkten.

Aber das hatte nichts mit Pech zu tun, sondern mit viel Unvermögen. Dabei erwies sich ausgerechnet die so hoch gelobte Offensive der Bonner, die nach Aussagen von Coach Koch und einigen Spielern nicht das Problem des Teams sind, als die große Schwachstelle.

Das begann schon in der ersten Halbzeit, wenn auch da in anderer Ausprägung als nach der Pause. Denn die Baskets machten eigentlich vieles richtig, gingen auch folgerichtig in Führung und bauten diese aus. Die stärkste Phase hatten sie ausgangs des ersten und eingangs des zweiten Viertels, als sie nach einem 16:16-Zwischenstand (9.) auf 28:18 davonzogen. Basis war eine gut organisierte und aggressive Verteidigung durch Mangold, David McCray, Fabian Thülig und Jonas Wohlfarth-Bottermann.

Die Crux war jedoch, dass die Hausherren ihre Überlegenheit nicht noch stärker auf die Anzeigetafel brachten. Eine Dreierquote von 17 Prozent zur Pause - zwei Treffer aus zwölf Versuchen - sprach Bände. Darüber hinaus ließen die Baskets weitere, einfachere Korbgelegenheiten aus, um den Vorsprung zu erhöhen.

[kein Linktext vorhanden]Das sah bei den Gästen anders aus. Sie zogen ihr Spiel durch, ließen sich nicht abschütteln, woran insbesondere Nationalspieler Nicolai Simon mit drei verwandelten Dreiern bis zum 40:36 (22.) beteiligt war. Als Beispiel für verpasste Bonner Gelegenheiten sei eine Szene davor erwähnt, als Kyle Weems nach einem Fastbreak den Korbleger völlig unbedrängt danebensetzte.

Das Unheil nahm seinen Lauf. Es folgten drei schwache Offensivaktionen auf Bonner Seite: wilder Wurf von McCray, schlecht vorbereiteter Dreier von Weems und dann ein unnötiger Ballverlust. Bayreuth nutzte dies und ging wiederum durch einen Distanzwurf von Simon mit 42:41 in Führung.

"Steht auf, wenn ihr Baskets seid", skandierten die Fans und schienen ihrem Team damit den nötigen Rückenwind zu geben. Die Gastgeber lagen 43:46 hinten, als sie zum Ende des dritten Viertels wieder ihren Rhythmus fanden und nach einem 11:2-Lauf 54:48 führten. Das war aber auch in dieser Phase noch zu wenig Ausbeute, weil etwa Patrick Ewing jr. der kaum Bindung zum Spiel fand, mit schlechten Würfen zweimal gescheitert war.

Pressekonferenz nach der Partie:

Der Vorsprung gab den Baskets keine Sicherheit in ihren Aktionen. Es offenbarten sich weitere Schwachstellen. So lief das Spiel auch an Robert Vaden vorbei, konnte sich Center Chris Ensminger nicht durchsetzen und ließ sich auch Spielmacher Jared Jordan in der entscheidenden Phase von der Hektik anstecken. Fehlwurf Ewing, verpasster Dreier Benas Veikalas, Fehlpass Jordan, verpasster Dreier Veikalas - so ging es weiter.

"Wir haben den Ball nicht laufen lassen, hatten zu viele Einzelaktionen und wollten mit dem Kopf durch die Wand", kritisierte Mike Koch. Bayreuths Coach Marco van den Berg lobte die Baskets als das am besten organisierte Team der Liga, "doch davon", musste Koch zugeben, "habe ich heute nicht viel gesehen."

Bayreuth war am Drücker, zog sein strukturiertes Spiel durch und hatte nun einfach auch das größere Selbstvertrauen. Die Bonner Mannschaft zerfiel dagegen in ihre Einzelteile. Beckham Wyricks Dreier zum 58:65 war gut drei Minuten vor dem Ende schon so etwas wie die Vorentscheidung, auch wenn die Baskets 22 Sekunden vor der Schlusssirene noch einmal auf 70:74 herankamen.

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