Telekom Baskets Bonn 66:78 - Koch-Team verliert zum Play-off-Auftakt in Oldenburg

OLDENBURG · Im Basketball wird oft von den "big shots" geredet, wenn es nach dem Spiel zu erklären gilt, warum die eine Mannschaft gewonnen und die andere verloren hat. Die Würfe also, die in brenzligen Situationen ins Netz gehen und einem Team wieder Luft oder den entscheidenden Vorteil verschaffen.

Gestern im ersten Viertelfinalspiel der Bundesliga-Play-off-Runde der Telekom Baskets Bonn gab es diese Würfe auch - nur waren es die Gastgeber, die sich mit ihnen den Weg zum 78:66 (22:16, 18:15, 15:16, 23:19)-Sieg ebneten. Bonn liegt in der "best of five"-Serie mit 0:1 in Rückstand und muss nun am Donnerstag (17 Uhr, Telekom Dome) in seinem Heimspiel versuchen, zum 1:1 auszugleichen, um nicht schon im dritten Spiel am Samstag (18 Uhr) wieder in Oldenburg mit dem Rücken zur Wand zu stehen.,

"Wir haben heute deutlich gesehen, was Play-off-Erfahrung ausmacht. Oldenburg ist eine Mannschaft mit einer Reihe von Spielern, die schon lange in der Liga spielen und einige Play-off-Fights hinter sich haben. Das haben sie heute in die Waagschale geworfen", sagte Bonns Trainer Michael Koch. Ob Rickey Paulding, Julius Jenkins oder Conrad Wysocki - "als wir unsere Runs hatten, hat Oldenburg die big shots gemacht."

Das hielt die rund 200 mitgereisten Bonner Fans nicht davon ab, ihre Mannschaft noch weit nach Schlusspfiff zu feiern und ihr Späße mit den Spielern zu machen, die auf dem Feld zur Erholung ihre Stretching-Übungen machten. Sie hatten zunächst auch die akustischen Akzente gesetzt. "Hurra, hurra, die Bonner, die sind da", skandierten sie schon weit vor dem Sprungball.

[kein Linktext vorhanden] Als es dann endlich losging, war von einer Bonner Präsenz auf dem Parkett allerdings zunächst nicht viel zu sehen. Zwar verteidigten die Schützlinge von Trainer Michael Koch ordentlich, doch im Angriff tauchten die meisten seiner Spieler ab. Einzig Jamel McLean, der unter dem Korb ständig gesucht und oft gefunden wurde, strahlte Gefahr aus und hielt den Rückstand zur Pause (31:40) mit 14 Punkten in halbwegs erträglichem Rahmen.

Ansonsten gab es ein Bonner Fahrkarten-Festival. Ärgerlich war vor allem, dass die Baskets ihre Angriffe viel zu hektisch in Szene setzten und in der Folge schlechte Würfe nahmen. Ärgerlich auch, dass genau das den Gastgebern in die Karten spielte und sie die Bonner dann mit Fastbreaks überrumpelten. Doch auch den Oldenburgern gelang nicht alles. Es waren letztlich ihre herausragenden Dreierschützen - Rickey Paulding und Julius Jenkins -, die den Unterschied ausmachten. Sie waren hauptverantwortlich für die 36:21-Führung nach 27 Minuten.

Immerhin konnten die Bonner ihren Rückstand verkürzen. Weil McLean endlich Unterstützung bekam - zunächst von Benas Veikalas, der zwei Dreier versenkte, und von Kyle Weems. Insgesamt war das aber viel zu wenig, um den Gegner nachhaltig zu beeindrucken. Zumal sich Spielmacher Jared Jordan sehr schwer tat, seine Mitspieler in Position zu bringen. Das Fehlen des entlassenen Robert Vaden war anders als noch gegen München diesmal nicht zu kompensieren.

Da auch Andrej Mangold verletzt fehlte, hatte das EWE-Team von Trainer Sebastian Machowski mit seiner tief besetzten Mannschaft einen deutlichen Vorteil und war auch im Rebound klar besser. Doch die Bonner kämpften. Oldenburg fiel es nach der Pause schwerer, ihre Distanzschützen einzusetzen, und unter dem Korb waren die Gäste ebenbürtig. Jordan, Weems, McLean und wieder Weems nach einem Ballgewinn in der Abwehr verkürzten den Rückstand auf fünf Punkte: 45:50 (33.). Das gab Hoffnung, zumal die Trefferquote des Gegners aufgrund der aggressiver werdenden Bonner Verteidigung in den Keller ging.

Die entscheidende Wende konnte der Tabellensiebte aus Bonn gegen den Tabellenzweiten allerdings nicht vollbringen. Beim 47:52 war der Dreier von Wysocki einer der beschriebenen big shots: 47:55. Die Bonner ließen in ihren Bemühungen zwar nicht nach, blieben aber vorne zu harmlos. Koch analysierte: "Wir haben gerade im Angriff zu verhalten gespielt. Da muss man in den Play-offs zielstrebiger, aggressiver und entschlossener auftreten." Gelingt den Baskets das im zweiten Spiel, sind die big shots dann vielleicht auf ihrer Seite.

Stimmen zum Spiel

  • Sebastian Machowski (Trainer Oldenburg): "Wir haben es leider nicht verstanden, den frühen hohen Vorsprung zu halten oder auszubauen. Gegen die variable Verteidigung der Bonner konnten wir uns nicht entscheidend absetzen. In der zweiten Halbzeit haben wir unter den Brettern viel besser gearbeitet und Bonn nicht so viele zweite Chancen gegeben. Wichtig war, das wir Jared Jordan gut kontrolliert haben."
  • Mike Koch (Trainer Bonn): "Ich muss Sebastian und seiner Mannschaft zu diesem verdienten Sieg gratulieren. Ich denke, man hat heute deutlich gesehen, dass die Oldenburger mehr Spieler in ihren Reihen haben, die über die nötige Play-Off-Erfahrung verfügen. Vor allen Dingen Akteure wie Rickey Paulding oder Julius Jenkins machen in solchen Spielen den Unterschied aus. Hinzu kommt, dass wir zu Beginn der Partie zu nervös und vorsichtig agiert haben, so kann man in den Play-Offs nicht zu Werke gehen. Mit dem Einsatz meiner Mannschaft bin ich heute dennoch zufrieden und auch in der Verteidigung haben wir über weite Strecken ordentlich gespielt. Darauf müssen wir jetzt für die kommenden Spiele aufbauen."
  • Jamel McLean (Baskets-Spieler): "Kämpferisch können wir uns nichts vorwerfen. Das war ein solides Spiel. Im letzten Viertel hat uns ein wenig die Energie gefehlt, für die nötigen Stopps zu sorgen."
  • Andrej Mangold (verletzter Baskets-Spieler): "Als wir mal zwei, drei Stopps hatten, haben wir es im Angriff nicht verstanden, die in Punkte umzumünzen. Ansonsten fand ich unsere Vorstellung nicht so schlecht. Da gibt Hoffnung fürs zweite Spiel."
  • David McCray (Baskets-Spieler): "Wir haben viele offene Würfe nicht verwandelt, einige leichte Bälle danebengelegt und auch zu viele Ballverluste gehabt. Die Verteidigung war in Ordnung. Wenn wir das im zweiten Spiel wiederholen können und uns vorne verbessern, haben wir eine Chance. Aufgeben gibt es nicht."

Statistik:

EWE Baskets - Telekom Baskets 78:66 (22:16, 18:15, 15:16, 23:19)

Oldenburg: Kramer 1 Punkt, Bahiense de Mello, Joyce 9/1Dreier, Wysocki 9/1, Chubb 4, Smeulders 6, Smit 3, Jenkins 14/3, Paulding 21/3, Freese 3, Burrell 8.
Bonn: McCray 4, Ensminger 6, Veikalas 9/3, Thülig, Jordan 4, Weems 20/1, McLean 22, Wohlfarth-Bottermann 1.

Trefferquote: Oldenburg 42 Prozent (26/62), Bonn 37 Prozent (24/65).
Dreierquote: Oldenburg 42 Prozent (8/19), Bonn 29 Prozent (4/14).
Freiwurfquote: Oldenburg 72 Prozent (18/25), Bonn 61 Prozent (14/23).
Rebounds: Oldenburg 49 - Bester: Chubb 9, Bonn 34 - Bester: McLean 11.
Assists: Oldenburg 10 - Bester: Wysocki 4, Bonn 8 Bester: Jordan 4.
Ballverluste: Oldenburg 13, Bonn 9.
Ballgewinne: Oldenburg 4, Bonn 7.
Fouls: Oldenburg 21, Bonn 22.

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