Interview mit Tennisprofi aus Niederkassel So erlebte Andreas Mies den French-Open-Sieg

Bonn · Der in Niederkassel aufgewachsene Tennisprofi Andreas Mies spricht im GA-Interview über seinen Doppel-Sieg mit Kevin Krawietz bei den French Open - und über die Party danach.

 Zuerst den Sieg realisieren und dann feiern: Der für RW Köln spielende Niederkasseler Andreas Mies (r.) und sein Partner Kevin Krawietz. FOTO: DPA

Zuerst den Sieg realisieren und dann feiern: Der für RW Köln spielende Niederkasseler Andreas Mies (r.) und sein Partner Kevin Krawietz. FOTO: DPA

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In Niederkassel hat er mit dem Tennisspielen angefangen, jetzt ist Andreas Mies French-Open-Sieger. Zwei Tage nach dem Sieg im Doppel sprach Johannes Thielen mit dem 28-Jährigen über den größten Erfolg in dessen Karriere, eine wilde Partynacht in Paris und seine nächsten Ziele.

Herr Mies, Sie sind wieder erfolgreich in Ihrer Wahlheimat Köln gelandet. Haben Sie sich schon von der Siegesfeier erholt?

Andreas Mies: Mittlerweile bin ich wieder recht fit. Die letzten zwei Wochen generell waren für Kevin (Anm. d. Red., Doppelpartner Kevin Krawietz) und mich schon sehr anstrengend. Die Feier nach dem Finalsieg hat uns dann noch den Rest gegeben.

Nehmen Sie uns mit, wie verlief der Abend in der französischen Hauptstadt nach dem Finalsieg?

Mies: Als die Siegerehrung vorbei war, haben wir in der Players Lounge unsere Familien und Freunde getroffen, da gab es dann schon die erste Champagnerdusche. Danach sind wir alle zusammen in ein Restaurant gegangen und gegen ein Uhr dann in einen Pariser Nachtclub, wo wir bis halb sechs weitergefeiert haben. Eigentlich trinke ich keinen Alkohol, aber da habe ich mal eine Ausnahme gemacht.

Über das gesamte Turnier hinweg haben Kevin Krawietz und Sie auf hohem Niveau gespielt. Auch im Finale gegen zwei Franzosen wirkten Sie nach außen total souverän, obwohl fast das ganze Stadion gegen Sie war. Wie sah es im Inneren aus?

Mies: Wir waren wirklich sehr fokussiert, aber hatten gleichzeitig auch eine gewisse Lockerheit. Vor und auch während des Spiels haben wir uns immer wieder gesagt, was für eine Riesenchance das ist, ohne uns dabei zu viel Druck zu machen. Im Stadion haben die Franzosen unglaublich Stimmung gemacht, doch auch unsere Box mit über 50 Leuten hat uns immer wieder angefeuert. Eine Atmosphäre wie im Davis Cup, da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut.

Nach dem verwandelten Matchball und später bei der Siegerehrung waren Sie beide sehr emotional. Was ging Ihnen in den Momenten durch den Kopf?

Mies: Als ich den letzten Volley ins Feld gespielt habe, hat es mich umgehauen. Ich konnte es erst einmal gar nicht fassen. Und dann habe ich mich gewundert, warum Kevin nicht zum Jubeln auf mich springt, aber der lag ja selber am Boden (lacht). In meiner Rede war es mir wichtig, mich bei meinen Freunden und meiner Familie zu bedanken, die mich immer unterstützt haben, auch in schwierigen Zeiten wie nach meiner Knieverletzung 2015. Es war total bewegend, sie alle in unserer Box zu sehen, dafür bin ich unendlich dankbar.

Bis vor Kurzem waren Sie nur Experten bekannt, auf einmal stehen Kevin Krawietz und Sie auf Rang 21 beziehungsweise Rang 22 in der Doppelweltrangliste. Was sind die nächsten Ziele?

Mies: Durch den Sprung in der Weltrangliste kommen Kevin und ich jetzt ins Hauptfeld aller Turniere rein, auch in die großen Masters-Turniere, für die unsere Platzierungen vorher noch zu schlecht waren. Da wollen wir voll angreifen und uns noch weiter verbessern. Wir sind noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung.

Wie ist die kurzzeitige Planung?

Mies: In dieser Woche lassen wir das Turnier in Stuttgart aus, um uns zu erholen und den Sieg ein wenig sacken zu lassen. Am nächsten Samstag geht es dann zum Turnier nach Halle, wo wir mit unserer Vorbereitung auf die Rasensaison starten, danach fliegen wir in die Türkei zum Turnier nach Antalya, und dann steht auch schon Wimbledon vor der Tür – das nächste große Highlight.

Der Erfolg bei den French Open macht Sie beide natürlich auch zu heißen Kandidaten als Doppelspieler im Davis Cup. Haben Sie schon eine Einladung vom Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann erhalten?

Mies: Nein, eine konkrete Einladung haben wir noch nicht bekommen. Aber wir stehen in losem Kontakt zu Herrn Kohlmann, und auch Boris Becker hat ja schon gesagt, dass er uns gerne im Team sehen würde. Generell würden wir uns natürlich sehr freuen, wenn wir in Zukunft eingeladen werden. Es war immer ein Traum von mir, einmal für Deutschland im Davis Cup zu spielen.

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