Vor dem Football-Endspiel gibt es ein Finale in Frankfurt
Cologne Centurions besiegen Amsterdam, müsse nun aber auch noch bei Galaxy gewinnen
Köln. Der 1,93 Meter große und 121 Kilogramm schwere Koloss kämpfte mit den Tränen. Allein stand Werner Hippler mitten auf dem Rasen des Rhein-Energie-Stadions und wischte sich mit einer Hand durch das Gesicht.
Das 36-jährige Kölner Football-Urgestein hatte gerade das letzte Heimspiel seiner Karriere in der NFL Europa (NFLE) bestritten. Mit Erfolg. Zum versöhnlichen Abschluss der eher durchwachsenen Saison vor eigenem Publikum mit zwei Siegen und drei Niederlagen feierten die Cologne Centurions einen 31:13-Erfolg über die Amsterdam Admirals.
Damit steht fest, dass Hipplers NFLE-Karriere dort endet, wo sie vor elf Spielzeiten begann - in Frankfurt. Unklar bleibt allerdings der Zeitpunkt. Denn nach dem 36:31-Sieg der Hamburg Sea Devils über Frankfurt Galaxy, stehen nur die Hanseaten fast sicher als Teilnehmer am “World Bowl„ - dem Endspiel der NFL Europa - fest.
Der Gegner wird am Samstag in Frankfurt im finalen Spiel zwischen den "Galaktischen" und den Centurions ermittelt. Wer gewinnt, darf eine Woche später erneut in der Commerzbank-Arena um die Krone der NFL Europa kämpfen, für den Verlierer ist die Saison beendet.
Äußerst unwahrscheinliche Ausnahme: Hamburg verliert gegen Düsseldorf, und Köln spielt gegen Frankfurt unentschieden - dann stünden Galaxy und Centurions im Finale. Noch nie in der Liga-Geschichte war das Rennen um den Einzug ins Endspiel mit drei punktgleichen Teams vor dem abschließenden Spieltag so spannend.
Wohl auch ein Grund, warum Centurions-Cheftrainer David Duggan kurz vor dem Ende der Begegnung völlig dehydriert einen Kreislaufkollaps erlitt und vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht werden musste. Nach einem EKG und einem Aufenthalt über Nacht wurde der 44-Jährige am Sonntagmorgen entlassen.
"Mir ging es vor dem Spiel sehr gut. Ich habe nicht ausreichend Flüssigkeit zu mir genommen. Das war der Grund für meinen Schwächeanfall. Es geht mir heute schon wieder gut", erklärte er nach seiner Rückkehr ins Kölner Teamhotel. Gegen Amsterdam hatten Duggan und rund 12 900 Fans gesehen, wie die Feldherren nur langsam in die Partie kamen.
Im Gegensatz zu den Gästen aus Amsterdam. Kicker Jaret Johnson mit einem Schuss durch die Torstangen (“Field Goal„) für drei Punkte, einem Extrapunkt und Noriaki Kinoshita mit einem “Touchdown„ brachten die Admirals mit 10:0 in Front. Doch die Gastgeber schlugen noch vor der Halbzeit zurück.
Zunächst bediente Spielmacher Erik Meyer Tony Curtis mit einem “Touchdown„-Pass, dann lief Derrick Ross mit dem Ei in die Endzone der Gäste - zusammen mit den beiden Extrapunkten von Nick Novak führte Köln zur Pause mit 14:10.
Und nach dem Wechsel spielte nur noch ein Team: die ganz in schwarz gekleideten Centurions. Gestützt auf eine starke Verteidigung, insbesondere gegen die Pässe der Amsterdamer, baute zunächst Novak mit einem weiteren “Field Goal„ den Vorsprung auf 17:13 aus. Dann bediente Meyer seine Passempfänger Burl Toler und Bobby Blizzard - bei einem zwischenzeitlichen “Field Goal„ der Admirals - zum 31:13-Endstand (Extrapunkte Novak).
Zu diesem Zeitpunkt ließ das Publikum bereits eine Welle über die Osttribüne des Rhein-Energie-Stadions schwappen. "Wir standen mit dem Rücken zur Wand und wussten, dass wir gewinnen müssen", sagte Angreifer Burl Toler.
"Diesen Erfolg schenken wir Werner Hippler, der mehr als 100 Spiele in der NFL Europa gemacht hat. Das ist großartig. Wir wollen zu seinem Karriereende in den World Bowl." Und sollte es tatsächlich dazu kommen, dürften bei Kölns Koloss Werner Hippler die Tränen ungehemmt fließen.