Volleyball Vom türkischen Strand ins Bergische Land

Ahrweiler · Der Ahrweiler und frühere SSF-Spieler Bernd Werscheck bringt betuchten Hobbyspielern Beachvolleyball näher und führt Solingen in die 1. Liga.

 Wenn der Vater mit dem Sohne . . . Bernd und Tom Julius Werscheck feierten gemeinsam große Erfolge, zuletzt den Aufstieg mit den Solingen Volleys in die Volleyball-Bundesliga. FOTO: MEININGHAUS

Wenn der Vater mit dem Sohne . . . Bernd und Tom Julius Werscheck feierten gemeinsam große Erfolge, zuletzt den Aufstieg mit den Solingen Volleys in die Volleyball-Bundesliga. FOTO: MEININGHAUS

Foto: Meininghaus

Wenn sich der Frühling partout nicht entscheiden mag, endlich den Winter zu verdrängen, und die Menschen in unseren Breitengraden zwischendurch mit Schneeregen und Hagelschauer traktiert werden, ist es schön, eine Alternative zu haben. Zum Beispiel, ein paar Wochen an der türkischen Rivera zu verbringen und das Leben bei angenehmen 28 Grad und einer lauen Meerbrise zu genießen. Das ist besonders dann attraktiv, wenn man am Strand sein Geld verdienen kann. Bernd Werscheck ist in dieser komfortablen Situation und sich durchaus bewusst, wie privilegiert sein Leben ist. „Es gibt schlimmere Jobs“ sagt der 55-Jährige und meint damit: Viel besser geht es kaum.

Werscheck ist als Trainer unterwegs und bringt ambitionierten Hobbyspielern, die sich das leisten können, die Kniffs der Sportart Beachvolleyball bei. Das, was sich in Sportarten wie Tennis und Golf längst etabliert hat, nimmt auch beim Baggern auf Sand immer mehr Fahrt auf. Beachvolleyball gehört seit 1996 zu den olympischen Sportarten. Spätestens, seit Julius Brink und Jonas Reckermann vor vier Jahren in London Gold aus dem Sand buddelten, weiß jeder, wie attraktiv dieser Sport ist.

Immer mehr betuchte Menschen wollen sich am Strand fit halten und den Lifestyle der Sportart kennenlernen. Sie lassen sich ihr Hobby durchaus etwas kosten, Werscheck spricht von einem „wachsenden Markt”. Der Mann muss es wissen, schließlich gilt er in seinem Metier als einer der profiliertesten Trainer hierzulande. Nicht nur unter freiem Himmel, sondern auch unter dem Hallendach. Werscheck, der als Spieler für die SSF Bonn in der 2. Liga ans Netz ging, feierte als Trainer viele Erfolge. Die Männer aus Düren führte er zwei Mal ins Playoff-Finale und in die Champions League. Im Beachvolleyball betreute Werscheck Susanne Lahme und Danja Müsch, die 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen das Viertelfinale erreichten und 2005 Deutscher Meister wurden.

Geboren ist der Trainer aus Leidenschaft zwar im niedersächsischen Hildesheim, doch längst ist er im Rheinland sesshaft geworden, seit es ihn zum Sportstudium nach Köln verschlug. Der lebensbejahende, positive und fröhliche Volleyballer und die Mentalität der Rheinländer, das passt einfach. Zudem lernte Werscheck seine Frau Katharina kennen, die aus Ahrweiler kommt. Hier wohnt er seit vielen Jahren mit seiner Familie, bei der sich alles um Volleyball dreht: Mutter Katharina schlug in der 2. Liga auf, die 17-jährige Tochter Charlotta geht für den VC Neuwied 77 ebenfalls in der 2. Liga ans Netz. Sohn Tom Julius (22) feierte 2012 als Zuspieler der Vulkan Westerwald Volleys die Deutsche Meisterschaft der U20. 2011 wurde er mit dem TV Mendig Zweitligameister, was ihm dieses Jahr mit den Solingen Volleys erneut gelang.

Alle drei Titel feierte er gemeinsam mit dem Vater und Trainer, mit dem ihn ein besonderes Verhältnis verbindet. So viel Harmonie und Verständnis gibt es selten zwischen zwei Antipoden, die sich – vor allem in Zeiten der Pubertät – allzu oft in Rivalität gegenüberstehen. Bei Bernd und Tom Julius Werscheck ist das anders, wobei der gemeinsame Erfolg natürlich hilft. „Wenn du nur ein Spiel verlierst, wie wir letzte Saison”, sagt Vater Bernd, „ist alles Friede-Freude-Eierkuchen”. Das gilt auch für die elende Fahrerei zwischen Ahrweiler und Solingen im Bergischen Land. Hundert Kilometer hin und zurück auf verstopften Autobahnen können aufs Gemüt schlagen. Werscheck hat die Stunden nicht gezählt, die er auf dem Kölner Ring im Stau stand: „Hätten wir ständig verloren, wäre das schwer zu ertragen gewesen.”

Die Last wird sich der Trainer wohl künftig ersparen können. Nach Lage der Dinge wird Werscheck die Solingen Volleys nicht in die 1. Liga begleiten. Um professionellen Ansprüchen zu genügen und in der Beletage zu bestehen, müsste der Aufwand in allen Bereichen drastisch erhöht werden. Der Meistertrainer spricht von acht wöchentlichen Trainingseinheiten, die eine hauptamtliche Trainerstelle unabdingbar machen. Und dies sei mit einem selbst für die finanziell nicht verwöhnte Sportart Volleyball äußerst knapp bemessenen Etat von 266 000 Euro einfach nicht machbar.

Werscheck müsste zu viele Kompromisse eingehen, und das passt einfach nicht zu einem Überzeugungstäter, der stets nach der Maxime „ganz oder gar nicht” gelebt und gehandelt hat. Also wird sich der Volleyballer aus Leidenschaft zurückziehen und sich mit voller Kraft seiner Firma „Volleyscheck” widmen, wo er als Coach, Dozent, Privatlehrer und Campbetreiber gefordert ist. Solange, bis sich ein neues Projekt auftut.

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