15 Jahre Bonner Marathon Vom Aprilscherz zur Institution

BONN · "April, April", dachten sich viele Läufer, als die Ankündigung für die Wiederbelebung des Bonner Marathons Ende 2000 publik wurde. Nach neunjähriger Pause wollten zwei Eventmanager aus Köln ausgerechnet am 1. April 2001 versuchen, die damalige Boom-Sportart Marathon in die ehemalige Bundeshauptstadt zurückzuholen.

Einen ersten Versuch hatte es bereits in den Jahren 1989 bis '92 mit dem sogenannten Post-Marathon gegeben, der über mehrere Runden durch die Innenstadt führte. Damals liefen rund 3000 Läufer die 42,195 Kilometer. Nach vier Jahren aber zog sich der Sponsor zurück, und den Organisatoren wurde nahegelegt, mit dem Marathon in den Kottenforst auszuweichen.

Die beiden Ideengeber für die Wiederauflage, Klaus Malorny und Michael Mronz, waren vom ersten Tag an überzeugt von ihrem Projekt. "Wir wollten etwas versuchen und sind damals ohne Titelsponsor gestartet", blickt Michael Mronz zufrieden zurück. Dass der Lauf dann aber eine solche Entwicklung nehmen würde, hätten sich beide zunächst auch nicht träumen lassen. Mit mehr als 13 000 Meldungen zählt die Veranstaltung inzwischen zu den Top 15 der Marathonläufe in Deutschland.

Vor 14 Jahren begann alles auf kleiner Flamme. Die Suche nach einem Hauptsponsor und finanzieller Unterstützung blieb zunächst erfolglos. Zu skeptisch zeigte sich die Bonner Wirtschafts- und Firmenlandschaft, die ohnehin als schwieriges Pflaster gilt. So unterstützte die Stadt Bonn mit Hilfe des Sport- und Bäderamtes das neue Laufevent und stellte hierfür anfangs die Räumlichkeiten in der PestalozziSchule und im Alten Rathaus zur Verfügung. Mit dem Einstieg der Rhein Energie AG als Hauptsponsor wurde die Veranstaltung professioneller. Seit 2003 gehört die Marathonmesse auf dem Münsterplatz zum festen Vorprogramm und ist Anlaufpunkt für alle Teilnehmer und Laufinteressierten. Dort werden nicht nur die Startunterlagen abgeholt, die Messe dient auch als Präsentationsplattform für die Sponsoren mit ihren vielen Verkaufs- und Beratungsständen.

Die Premierenveranstaltung am 1. April 2001 konnte kaum besser laufen. Ein langer kalter Winter hatte die Vorbereitung der Marathonis beeinträchtigt, doch ausgerechnet an diesem Tag kam der Frühling. Bei Temperaturen um 20 Grad gingen knapp 5000 Läufer und Skater an den Start am Belderberg. Die Streckenführung (damals noch eine Runde) war fast analog zum aktuellen Kurs bis Kilometer 15 in Höhe der Rheinaue. Wo heute der Wendepunkt eingerichtet ist, ging es damals weiter südlich. Viele Jahre führte der Marathon durch das gesamte Bonner Stadtgebiet: Plittersdorf, Rüngsdorf, Mehlem, Pennenfeld, Godesberg Innenstadt, Friesdorf, Dottendorf, Kessenich, Poppelsdorf, Weststadt, Nordstadt, Auerberg, Castell. Nicht wenige Läufer behaupten noch heute, dass die alte Strecke mehr Flair hatte. In den einzelnen Ortsteilen herrschte Volksfeststimmung, viele Teilnehmer liefen direkt an ihrer Haustür und ihren Nachbarn vorbei.

WAS - WANN - WO?Die Einführung eines Zwei-Runden-Kurses im Jahr 2008 war aus Sicht des Veranstalters eine notwendige logistische Maßnahme, um weniger Verkehrssperrungen einzurichten und mit Einbindung des Staffelmarathons kurze und schnell erreichbare Anlaufpunkte zu ermöglichen. Rechtzeitig erkannten Malorny und Mronz auch die Zeichen der Zeit in der Läuferentwicklung. Wegen der immer größeren Marathon-Konkurrenz und gewisser Änderungen im Laufverhalten der Sportler wurde schon 2005 der Halbmarathon eingeführt, um die Veranstaltung für viele Breitensportler zu öffnen. Ohnehin war Bonn nie ein Marathon der Top-Zeiten, auch wenn über die Jahre gesehen die Afrikaner dominierten.

Acht Mal gewann ein Kenianer, zwei Mal ein Äthiopier. Zum Publikumsliebling wurde allerdings Michail Minuchin, der von 2002 bis 2004 drei Mal in Folge siegte. Der Russe erinnerte an den Seriensieger einstiger Zeiten, den Polen Czeslaw Najmowicz, der bis 1992 drei von vier Post-Marathons in Bonn gewann und 2:14:10 Stunden vorlegte. Die schon vom damaligen Veranstalter erhoffte Laufzeit von unter 2:10 Stunden wird wohl auch in der Neuzeit nie erreicht werden. Aktuell steht die Streckenbestzeit des Kenianers Vincent Kipchirchir (2:13:04 Stunden) seit sechs Jahren wie in Stein gemeißelt. Einziger deutscher Sieger in 14 Jahren Bonn-Marathon war 2010 der Frankfurter David Karl.

[kein Linktext vorhanden] Anders sieht das bei den Frauen aus. Im ersten Jahr konnte Birgit Lennartz aus Lohmar den Marathon noch in 2:46:34 Stunden gewinnen. Bei ihrem zweiten Erfolg (2010) war die Lokalmatadorin neun Jahre älter, zugleich aber auch 24 Minuten langsamer und lief damit die einzige Siegerzeit über drei Stunden. Daneben gab es vier weitere nationale Erfolge. Die Bestzeit von Romy Spitzmüller (2004) wurde allerdings noch auf der alten Runde gelaufen. Den ersten afrikanischen Sieg gab es erst 2008 durch die Kenianerin Lydia Kurgat. Dazwischen siegte Valentina Delion aus Moldawien als einzige Frau zwei Mal hintereinander (2005 und 2006).

Nach neun Jahren Sponsoring durch die Rhein Energie AG aus Köln schloss sich 2011 der Kreis: Die Deutsche Post stieg wieder als Hauptsponsor und Namensgeber der Veranstaltung ein. Mittlerweile hat sich der Marathon in Bonn zu einer Institution entwickelt und ist nicht mehr aus dem Sportkalender der Stadt wegzudenken.

Längst hat die halbe Distanz teilnehmermäßig dem Marathon den Rang abgelaufen. Etwa fünfmal so viele Halbmarathonis stehen einer immer kleiner werdenden Marathon-Minderheit gegenüber. Eine Entwicklung, die bei vielen Veranstaltungen zu beobachten ist. Immerhin liegt Bonn im nationalen Halbmarathon Ranking auf Platz fünf bei den Teilnehmerzahlen. Nur auf die 42,195 Kilometer zu setzen, wäre vermutlich das abermalige frühzeitige Ende des beliebten Laufevents in Bonn gewesen. Mit dem im Jahre 2010 eingeführten Prämiensystem und ohne (eingekaufte) Afrikaner versucht Klaus Malorny zudem, der Veranstaltung ein regionales Image zu verpassen und wieder mehr Marathonis an den Start zu locken. Eine Rechnung, die aufgeht und bei den deutschen Athleten ankommt.

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