3. Bonner Sportforum Viele Worte, kein klares Bekenntnis zum Sport

BONN · Ein Abend der verpassten Chancen: Rund 100 Vereinsvertreter kamen am Dienstagabend zum dritten Bonner Sportforum in den Post-Tower. Wa sie erlebten, war eine PR-Rede von Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

 Drei Freunde des Sports: Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbundes (SSB), Bernhard Schwank vom NRW-Ministerium und SSB-Chef Michael Scharf.

Drei Freunde des Sports: Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbundes (SSB), Bernhard Schwank vom NRW-Ministerium und SSB-Chef Michael Scharf.

Foto: Wolfgang Henry

Das Bonner Sportforum ist gedacht als Plattform, um Ideen zu schmieden. Als Think Tank, um es in der Sprache der global agierenden Deutsche Post DHL Group zu formulieren. Die hatte als bekannter Förderer auch des Sports am Unternehmenssitz am Dienstagabend die Rolle des Gastgebers eingenommen. Titel der dritten Auflage der vom Stadtsportbund Bonn (SSB) seit 2014 im Jahresrhythmus angesetzten Ideenbörse: Sport – Teil der Stadtgesellschaft.

Eine Hundertschaft von Vereinsvertretern war gekommen. Sie erlebte eine PR-Rede von Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der angesichts der von seiten des Sports hart kritisierten Verlängerung des Theater-Intendantenvertrages mit einer Rechtfertigungstaktik antrat. „Bonn will nicht Kultur-Hauptstadt werden“, meinte Sridharan beschwichtigend. Sagte aber auch: „Wir sind die Beethovenstadt. Als solche wollen wir stärker wahrgenommen werden, so wollen wir die Bekanntheit der Stadt steigern.“ Blickrichtung 2020, Beethovenjahr.

Für den Sport lautet die Botschaft übersetzt wohl: keine Spur von Richtungswechsel. Keine grundsätzliche Abkehr von den zu Bundeshauptstadtzeiten vor allem im Kulturbudget gesetzten hohen Standards. Nach Zahlen der Bonner Stadtverwaltung wurden 2014 aus dem städtischen Haushalt pro Einwohner 115,79 Euro in Orchester und Theater investiert, für „Bereitstellung und Betrieb von Sportanlagen“ aber nur 17,64 Euro ausgegeben. Diese Diskrepanz zwischen Kultur- und Sportförderung kann kaum verringert werden, so lange die Stadt in der Schuldenfalle sitzt – also auf Jahre hinaus. Diese grundsätzliche Weichenstellung scheint zementiert und hat unter anderem zum Rücktritt des Finanzexperten Achim Dehnen aus dem SSB-Vorstand geführt.

„Wir unterstützen Breiten-, Freizeit- und Spitzensport, wo immer das möglich ist“, sagte Sridharan, verwies auf die gegenüber 2007 auf inzwischen jährlich 1,57 Millionen Euro erhöhten Sportfördermittel und referierte eine Viertelstunde lang detailliert Ausgabeposten des städtischen Haushalts für Zwecke des Sports.

Sendepause herrschte hingegen von OB-Seite, was Ziele angeht – keine Rede von einer Konkretisierung der 2014 benannten „Vision 2030“. Schon am Standort für das vor zwei Jahren als gemeinsames Ziel von SSB und Stadt formulierte „Haus des Sports“ scheiden sich die Geister: Der SSB-Vorsitzende Michael Scharf favorisiert eine Lösung am Standort Frankenbad, Sridharan will es in Bad Godesberg ansiedeln.

Scharf sprach überdies ein Projekt an, das nach seinen Angaben seit drei Jahren unbearbeitet im Schulamt der Stadt liegt: Das Bemühen des Bonner Tannenbusch-Gymnasiums um einen Hallenanbau mit Kraftraum für die dort lernenden Eliteschüler des Sports. „Das Projekt ist mir nicht bekannt“, meinte Sridharan. Und schrieb mit.

Das 3. Sportforum markiert eine verpasste Gelegenheit, Ziele zu formulieren. Vom Ende her zu denken. Projekte zu benennen, die in Angriff genommen werden könnten, um ein Bonner Sportstadt-Profil zu schärfen. Etwa durch einen Ausbau des Sportparks Nord. Für die aufstrebenden Fußballer des Bonner SC, und zur Rekultivierung der vorwiegend von den SSF Bonn genutzten Kunststoffanlage. Mit dem Ziel, sich als Leichtathletik-Standort neu zu etablieren.

„Ich bin in meiner Funktion als Leiter des Olympiastützpunktes aufgefordert worden, das Sportministerium des Landes mit der Stadt Bonn und dem Leichtathletikverband an einen Tisch zu bringen“, berichtete Scharf. Immerhin ließ sich Sridharan auf Nachhaken ein grundsätzliches Bekenntnis zum Sportpark Nord entlocken: „Wir müssen dafür Geld in die Hand nehmen.“ Eine neue Idee.

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