. . .und Olli Lemmer macht zwischendurch Parcoursdienst

Late-Entry-Serie ist für rheinische Spitzenspringreiter eine beliebte Vorbereitung auf die neue Turniersaison

  Als Vorbereitung  auf die Freiluftsaison nutzt auch Karl Schneider die neue Springserie.

Als Vorbereitung auf die Freiluftsaison nutzt auch Karl Schneider die neue Springserie.

Foto: Ronald Friese

Bonn. Die Turnier-Saison ist eröffnet ( wir berichteten). Und was machen die rheinischen Cracks bis April? Winterschlaf? Denkste! Die Berufs- und Hobbyreiter konnten auch in der kalten Jahreszeit Schleifen sammeln.

Wichtiger sind ihnen und den Pferdebesitzern allerdings die Platzierungen, die bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) eingetragen werden. "Late Entry" heißt die Zauberformel. Was sich mit "späte Nennung" übersetzen lässt - und genau das bedeutet es auch.

Bei den Late-Entry-Turnieren in und um Bonn war erst eine Woche vor dem ersten Start Nennungsschluss. Bei traditionellen Dressur- und Springturnieren ist vier Wochen vor dem Start finito, und Nachnennen geht''s sehr ins Geld.

Überhaupt unterscheiden sich die Late Entrys - von denen auch die zwei auf der Anlage Nettekoven (Burg Münchhausen) enorm viele Reiter anlockten - in vielen Punkten von herkömmlichen Events.

Beispiel Oliver Lemmer: Der erfolgreiche junge Mann aus Lohmar, der für den Akademischen Reitclub Bonn startet, stellte in zahlreichen Springen gleich bis zu drei Pferde vor. Zeitstress gab''s für ihn bei bis zu 180 Reitern pro Prüfung nicht.

Zwischen den Starts sitzt er nicht etwa auf der Tribüne, sondern flitzt im Parcours hin und her - und macht Hindernisdienst. Auch zwischen den Prüfungen packen die Reiter beim Umbau der Oxer, Steilsprünge, Triplebarren, Fänge und Blumenkübel mit an. "Late Entrys sind Turniere von Reitern für Reiter", erklärt Eduard Hilger. Zusammen mit Weltmeister Norbert Koof und Peter Weinberg hob er Anfang 2002 den Club rheinischer Springreiter aus der Taufe. Mit dem Ziel, den rheinischen Springsport zu fördern, die Interessen der Reiter mit Leistungsklasse 1 und 2 zu vertreten und um Turniere zu veranstalten.

"Damit der Winter besser überbrückt werden kann", ergänzt Manfred Nettekoven. "Die Late Entrys sind eine tolle Möglichkeit für uns, mit jungen Pferden Turnier-Erfahrung zu sammeln", zieht Olli Lemmer Bilanz.

Dass die Late Entrys genau das sind, was sich die Berufsreiter im Winter wünschen, beweisen die zahlreichen Nennungen: Traudl Brüse, die nicht selbst startet, sondern mit Ehemann Lothar Sohnemann Christoph erfolgreich coacht, beschreibt den Grund: "Wo sonst können Reiter mit LK 1,2 und 3 siebenjährige Pferde in einem L-Springen präsentieren!"

Im Grunde gar nicht. Diese Reiter sind meist gezwungen, Nachwuchspferde, die wegen ihres Alters nicht mehr in Springpferdeprüfungen starten dürfen, gleich in M-Springen vorzustellen. Und diese Hürde ist als Einstieg oft zu hoch.

Aber in den hohen Starter-Zahlen liegt auch ein Problem des Late Entrys: Die Prüfungen dauern sehr lange.

Zeit gespart wird bei der sonst üblichen Siegerehrung: Der Ansager liest die Namen vor, während der Parcours umgebaut wird - das war''s. Ehrenpreise und Ehrenrunde sind gestrichen, den Berufsreitern ist das nicht so wichtig wie den Hobbyreitern, die sich die Schleifen ins Büro hängen. Rund 200 Angehörige hat der Club inzwischen, er ist der jüngste im Land, aber bereits der mit den meisten Mitgliedern, 90 Prozent sind Berufsreiter.

Neben weiteren Late Entrys wird für die Zukunft über ein Finalspringen, über eine höhere Ausschüttung sowie über einen Springlehrgang mit Bundestrainer Kurt Gravemeier nachgedacht.

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