Spitzensport - eine Sache der Wirtschaftsförderer?

Hochklassige Veranstaltungen sollen künftig nicht mehr den städtischen Sportetat belasten - CDU: "Ein Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts"

  Handball-Länderspiele  wie jenes vom März 1999 gegen Russland sollen künftig in das Ressort Wirtschaftsförderung und Tourismus fallen, so der Plan der Bonner CDU

Handball-Länderspiele wie jenes vom März 1999 gegen Russland sollen künftig in das Ressort Wirtschaftsförderung und Tourismus fallen, so der Plan der Bonner CDU

Foto: Ronald Friese

Bonn. Sportstadt Bonn - so wirbt die Bundesstadt auf Fahnen und Plakaten nicht nur in der Hardtberghalle. Geht es nach der CDU-Mehrheitsfraktion in Bonner Stadtrat, wird der Bonner Bürger künftig wohl nur noch selten Spitzensportveranstaltungen in der Bundesstadt erleben. Zumindest sollen sie nicht dem Bonner Sporthaushalt zugerechnet werden dürfen.

"Wir sind der Auffassung, dass die Bonner Vereine nicht unter den Spitzensportveranstaltungen in Bonn, beispielsweise der Deutschland-Tour, leiden dürfen. Die Stadt hat zuletzt über 200 000 Mark für den Start der Deutschland-Tour aus dem Sportetat bezahlt - unsere Bonner Vereine hatten davon nichts. Wir meinen, dass die Kosten für solche teuren Veranstaltungen künftig durch die Ressorts für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing aufgebracht werden sollten", erklärten am Mittwoch Helmut Joisten, Sport-Obmann der CDU, und sein Stellvertreter Dieter Steffens. Schließlich sei offenkundig, dass die Bonner Wirtschaft beispielsweise durch die Deutschland-Tour in hohem Maße profitiert habe. "Wenn sich 300 Radprofis mit noch einmal so vielen Teambegleitern, 220 Journalisten und 170 Fernsehleute mindestens zwei Tage in Bonn aufgehalten und rund 50 000 Zuschauer den Start miterlebt haben, so sind der Stadt dadurch Steuereinnahmen in erheblichem Umfang zugefallen. Warum sollen die Kosten für die Tour dann den städtischen Sportetat belasten und nicht vom Amt für Wirtschaftsförderung aufgebracht werden", fragte Joisten.

Aus diesem Grund wolle man künftig darauf verzichten, in den städtischen Haushalt einen Titel für die Ausrichtung zusätzlicher Spitzensportveranstaltungen aufzunehmen. Zuletzt waren das rund 350 000 Mark. "Das ist ein Beitrag des Sports zur Konsolidierung des städtischen Haushalts", so Joisten. Nicht betroffen sollen von der Einsparung die Veranstaltungen sein, die bereits seit Jahren von den Bonner Vereinen ausgerichtet werden. Die beiden Fecht-Weltcupturniere "Löwe von Bonn" und "Säbel-Grand-Prix", die Internationalen Deutschen Judo-Meisterschaften, die Military-Veranstaltungen auf dem Rodderberg oder die German Open im Synchronschwimmen, sie alle sollen weiter bezuschusst werden. "Unsere Vereine, die mit Hilfe von Ehrenamtlichen diese Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung ausrichten, müssen von der Stadt bestmöglich unterstützt werden", so Steffens.

Dazu auch der Kommentar von Michael Nickels

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