Rhöndorf droht Gang in die 2. Regionalliga

Die Arbeitsgemeinschaft 2. Bundesliga stimmt mehrheitlich gegen die Übernahme der Kölner Lizenz - SER-Vorsitzender Hansjörg Tamoj will notfalls vor Gericht gehen

Bonn. Die Arbeitsgemeinschaft der 2. Basketball-Bundesliga entschied auf ihrer Tagung in Langen mit 15:10 Stimmen gegen eine Übertragung der Zweitliga-Lizenz der Cologne 99ers auf den TV SER Rhöndorf. Bleibt es dabei, droht den "Drachen" der Gang in die 2. Regionalliga.

Die Rhöndorfer, die in der vergangenen Saison Meister in der Zweiten Liga Nord geworden waren, hatten vor etwa vier Wochen die Erstliga-Lizenz an die Cologne 99ers abgegeben. Die Arbeitsgemeinschaft der Basketball-Bundesliga (BBL) hatte dem zugestimmt. Gleichzeitig war im Tausch die Übertragung der Kölner Zweitliga-Lizenz auf Rhöndorf vorgesehen. Dem hätte allerdings die AG Zweite Liga zustimmen müssen. Vorstandssprecher Matthias Dischler machte nach dem negativen Bescheid klar: "Rhöndorf hat mit der Erstliga-Lizenz alle Rechte an Köln abgetreten und muss in der Zweiten Regionalliga weiterspielen." Aus seiner Sicht sei die Sache endgültig.

Dischler behauptete, das Duo Rhöndorf/Köln sei in der Sitzung in Person von Rhöndorfs Vorsitzendem Hansjörg Tamoj in überheblicher Art und Weise aufgetreten. Dischler: "Die Zweitligavereine haben den Eindruck gewonnen, vor vollendete Tatsachen gestellt und nur noch als Stimmvieh behandelt zu werden." Tamoj hatte es zunächst mit folgendem Antrag versucht: Übertragung des Teilnahmerechts einer einzigen Mannschaft der Kölner auf Rhöndorf, konkret der Zweitligamannschaft. "Wir haben", so Dischler, "Herrn Tamoj aber schon vor der Sitzung darauf hingewiesen, dass das in unseren Statuten nicht vorgesehen ist." Sehr wohl aber sei laut Dischler die Übertragung der gesamten Teilnahmerechte des männlichen Bereichs von Köln auf Rhöndorf möglich gewesen. Mit dem Ergebnis, dass Köln die Ligaplätze seines gesamten Unterbaus an Rhöndorf hätte weitergeben müssen.

Dann aber habe Tamoj durch "juristische Scharmützel" (Dischler) versucht, seinem ursprünglichen Antrag Geltung zu verschaffen, und habe dabei viele Vereine gegen sich aufgebracht. Als dies nichts fruchtete und dann doch die Übertragung der gesamten Teilnahmerechte beantragt worden sei, habe die Mehrheit der Versammlung deshalb dagegen gestimmt.

Tamoj reagierte verärgert und empört. "Nicht nur das Ergebnis ist völlig unbefriedigend, sondern auch die dumpfen Argumente, die dazu geführt haben", so Tamoj. Ihm sei vorgeworfen worden, Rhöndorf gehe es gar nicht um das Nachwuchskonzept und um die Förderung des deutschen Basketballs, sondern in erster Linie um Geld. Diesen Spieß drehte Tamoj um. In einem persönlichen Gespräch habe Dischler ihm am Montag gegen die Zahlung "einer gewissen Hausnummer" zugesagt, seinem Antrag zuzustimmen. "Das ist der Gipfel. Für mich hat die Zweite Liga ihren Anspruch verloren, irgendetwas Positives für den deutschen Basketball leisten zu wollen", so Tamoj.

Besonders merkwürdig sei, dass nur zwei Vereine der Liga Nord (Bremerhaven, Quakenbrück) dagegen stimmten. Tamoj: "Dischler hat im Süden gezielt Stimmung gegen uns gemacht. Die Vereine haben dagegen gestimmt, obwohl sie gar nicht direkt betroffen sind."

Er lasse sich nicht erpressen und werde auf anderen Wegen versuchen, zum Ziel zu kommen. "Für mich steht fest: In Rhöndorf wird es Zweitliga-Basketball geben", so Tamoj. Dass Köln mit seiner Zweitligamannschaft in Rhöndorf spiele, sei dabei nur eine Alternative. "Unserer Auffassung nach", so Tamoj, "haben wir nach wie vor das Recht, in der Zweiten Liga zu spielen." Jetzt, da der Versuch fehlgeschlagen sei, die Ziele im Konsens mit der Zweiten Liga zu verwirklichen, wolle man dieses Recht auf anderen Wegen durchsetzen, notfalls vor Gericht.

"Ich bin völlig entspannt und plane für die Zweite Liga. Unsere Vereinsführung und unser Management werden Alternativpläne in der Tasche haben, da mit der Entscheidung der Zweitligisten zu rechnen war", erklärte demzufolge Rhöndorfs Coach Berthold Bisselik. Cologne-99ers-Manager Stefan Baeck bedauerte die Entwicklung. "Unser fortschrittliches Konzept ist nicht honoriert worden. Die Argumentation war nicht sachlich, sondern polemisierend und emotional. Das war erschreckend", so Baeck. Nicht "die Werte des Sports" hätten im Vordergrund gestanden, sondern formal-juristische Grundsätze und Voreingenommenheiten. Man werde jetzt in Zusammenarbeit mit der BBL nach Lösungsmöglichkeiten suchen und auch versuchen, mit der Zweiten Liga noch einmal in den Dialog zu treten. Baeck: "Egal, was passiert, wir halten auf jeden Fall an unserer Kooperation mit Rhöndorf fest."

BBL-Commissioner Otto Reintjes hatte befürchtet, dass solche Probleme auftauchen würden. "Es gibt da ein, zwei Scharfmacher, die Stimmung machen. Wir werden in den nächsten Tagen einige Gespräche führen und werden unser Verhältnis zur Zweiten Liga überdenken müssen." Er sei aber nicht für einen Konfrontationskurs. Reintjes: "Wir müssen versuchen, für die Zukunft des deutschen Basketballs eine gemeinsame Basis zu finden."

Dazu auch der Kommentar: Gravierender Imageschaden

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