Nachwuchsförderung Post Marathon in Bonn als Sprungbrett für Talente

Bonn · Der Deutsche Post Marathon in Bonn verzichtet bei seiner 19. Auflage auf finanzielle Anreize für Profis – und belohnt stattdessen den Nachwuchs mit Preisgeldern. An die Jugendsieger im Halbmarathon werden insgesamt 14.000 Euro vergeben.

Zuerst wurden die Antrittsgagen eingestampft, dann gab es keine Preisgelder mehr – und 2019 fallen nun auch die Zeitboni weg. Peu à peu hat der Deutsche Post Marathon in den vergangenen Jahren die finanziellen Anreize für Topathleten abgebaut und seinen Schwerpunkt in Richtung des Breitensports verlagert.

Prämien fließen dennoch bei der 19. Auflage des Deutsche Post Marathons am 7. April. Allerdings, und das ist ein völlig neuer Weg, in die Taschen der Schnellsten in den Jugendklassen U18 und U20: Als „Deutscher Halbmarathon-Jugend-Cup“ ist der Wettbewerb betitelt, in dem stattliche 14.000 Euro zu gewinnen sind. Die gezielte Förderung der ortsansässigen Sportvereine (voraussichtlich 30.000 Euro Spenden) soll darunter nicht leiden.

Die Ära, in der die Qualität einer Laufveranstaltung vor allem an den Siegerzeiten gemessen wurde, sie ist vorbei – das ist ein bundesweites Phänomen mit Ausnahme der großen Marathons in Berlin, Frankfurt und Hamburg. Abseits der Metropolen gilt immer häufiger die Teilnehmerzahl als alleiniger Maßstab für den Erfolg. So auch in Bonn, wo die Streckenrekorde von 2:13:04 Stunden (Vincent Kipchirchir aus Kenia im Jahr 2008) und 2:32:33 Stunden (Romy Spitzmüller aus München im Jahr 2004) bereits viele Jahre alt sind. 2019 werden diese Marken nicht ins Wanken geraten.

Dem Publikumszuspruch und der Beliebtheit des Bonner Frühjahrsklassikers wird dies keinen Abbruch tun. Oberbürgermeister Ashok Sridharan jedenfalls zeigte sich als Gastgeber der Marathon-Pressekonferenz am Freitag überzeugt davon, „dass der Marathon ein Publikumsmagnet bleibt und wieder viele Menschen nach Bonn lockt“. Der Stand der Voranmeldungen, der von der veranstaltende Agentur MMP Events im Historischen Rathaus verkündet wurde, lassen auch keinen anderen Schluss zu. Erstmals könnte die Gesamtteilnehmerzahl bei mehr als 14.000 liegen (siehe dazu auch „Kurz gefragt“).

Sportliches Erlebnis steht im Vordergrund

Das Konzept, das von der Veranstaltungsagentur mit den PR-Vokabeln wie „Genusslauf“ oder „Qualitätsmarathon“ beworben wird, kommt offenbar an: Bonn steht für ein sportliches Erlebnis nach dem einst in erster Linie olympischen Motto: Dabei sein ist alles. Sich bewegen – und Spaß haben. Egal, ob als Einzelläufer im Marathon (42,195 Kilometer) oder die halbe Distanz. Oder in einer Staffel.

Lohnen soll sich Leistung dennoch – für den Nachwuchs. Die Gewinner des Jugend Cups erhalten jeweils in den Klassen der weiblichen wie der männlichen U18 und U20 für den Sieg 2000 Euro, für Platz zwei 1000 und für Platz drei 500 Euro. Derart großzügige Dotierungen gibt es bei keinem anderen Straßenlauf in Deutschland für den Nachwuchs. Der Bonner Weg: ein Novum. Der Deutsche Post Marathon könnte zum Sprungbrett für Talente werden.

Thomas Eickmann, sportlicher Leiter des Marathons, denkt schon einen Schritt weiter. „Unser Cup ist ein Baustein, der bislang in Deutschland gefehlt hat, um Langstreckler an die Marathonstrecke heranzuführen“, sagte Eickmann auf die Frage, ob der Sprung auf die 21,0975-km-Distanz für 15- bis 19-Jährige nicht verfrüht komme und ein Cup über die 10-km-Strecke vielleicht mehr Sinn ergebe. Tatsächlich hat in den letzten 25 Jahren kein Deutscher außer den deutschen Rekordlern Irina Mikitenko (2:19:19 im Jahr 2008) und Arne Gabius (2:08:33/2015) den Sprung auf internationales Niveau geschafft.

Talente aus der Region laufen mit

Einige Ausdauertalente aus der Region haben bereits angebissen. Zum Beispiel Judith Rippin, Moderne Fünfkämpferin der SSF Bonn – eine 16-Jährige mit großen Laufqualitäten. „Ich hoffe, dass ich viele andere junge Leute, auch Freunde, zum Mitlaufen motivieren kann“, äußerte Rippin. Und, obwohl sie als Fünfkämpferin höchstens 3,5 Kilometer in Wettkämpfen bestreitet: „Ich will vorne mitlaufen, nicht nur mittendrin.“

Justus Kaufmann, der von Eickmann beim LAZ Puma Rhein-Sieg trainiert wird, war 2018 der schnellste Deutsche in der „U18“ über 10 Kilometer (32:56 Minuten) und wagt sich nun an die 21,0975-Kilometer-Distanz. „Der Jugend Cup ist ein super Anreiz für uns junge Athleten, sich im Rahmen einer Großveranstaltung zu zeigen und mit anderen Topathleten zu messen“, sagte Kaufmann im Sternzimmer des Historischen Rathauses voller Freude.

Sollte der 17-Jährige ins Preisgeld laufen, er würde „das Geld anlegen, um es während des Studiums zu nutzen“. So stellen sich das die Erfinder des Jugend-Cups wohl auch vor. Und vielleicht geht sein Stern oder der von Judith Rippin am 7. April zwischen Start am Koblenzer Tor und Ziel auf dem Bonner Marktplatz auf.

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