GA-Aktion "Fit für den Marathon" Nach Höhen und Tiefen dem Ziel so nah

Bonn · Vor drei Monaten starteten Patrick Lützler, Lars Krüger, Thomas Schüller, Kristina Reinhard, Sabine Wollenweber und Stephanie Wunder ihre Marathon-Vorbereitung mit der GA-Aktion "Fit für den Marathon". Kurz vor dem großen Lauf sind die Kandidaten optimistisch.

Sonnenschein und 20 Grad. Wenige Tage vor dem Deutsche Post Marathon zeigt sich die Bonner Innenstadt von ihrer schönsten Seite. Auf der Sternstraße sitzen bereits die ersten Gäste in einer Eisdiele und genießen den Frühling. Nur wenige Meter von dem Café entfernt werden am 10. April 2016 Tausende die Ziellinie überqueren.

Für sechs Teilnehmer hat hier alles angefangen – bei Minusgraden: Patrick Lützler, Lars Krüger, Thomas Schüller, Kristina Reinhard, Sabine Wollenweber und Stephanie Wunder starteten vor drei Monaten mit der Schuhauswahl im Sportfachhandel ihre Mission „Fit für den Marathon“ – ausgewählt aus Hunderten Interessenten, die sich beim General-Anzeiger für die Aktion beworben hatten.

Pünktlich zu Weihnachten erfuhren die Glücklichen von der Teilnahme. Sechs Kandidaten unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem Trainingsstatus. „Als der GA vor einigen Monaten auf mich zugekommen ist und mich gebeten hat, fremde Menschen fit für den Marathon zu machen, hatte ich schon ein wenig Bauchschmerzen“, sagt Thomas Eickmann, der das Training der Kandidaten übernommen hat. „Jetzt bin ich restlos begeistert.“ Der Lauftrainer des LAZ Puma Rhein-Sieg ist es gewohnt, Leistungssportler zu trainieren. „Diese Aktion war für mich absolutes Neuland“, sagt Eickmann.

Neuland. Das gilt auch für die sechs Kandidaten. Sportlich aktiv – ja. Aber einen Marathon bestritten, geschweige denn sich professionell darauf vorbereitet – nein. Nach einer Laufbandanalyse und mit der passenden Ausrüstung – gesponsort von Runner's Point – geht es für die Kandidaten Anfang Januar auf die erste Runde. „Eigentlich war ich vom ersten Moment an fasziniert“, erinnert sich Eickmann. „Während der gesamten Zeit hat niemand rumgezickt oder sich beschwert. Ganz im Gegenteil: Die Einstellung der Kandidaten würde ich mir von manchem deutschen Spitzensportler wünschen.“

Zu der gesunden Einstellung trägt der Trainer allerdings auch selbst bei. Anhand einer professionellen Leistungsdiagnostik erstellt Eickmann individuelle Trainingspläne für die sechs Kandidaten. Dazu wurden die Läufer zu einem Laktattest ins Zentrum für Ambulante Rehabilitation in Beuel-Pützchen eingeladen. „Schon beim ersten Treffen hat mich die professionelle Einstellung beeindruckt“, sagt auch Zentrumsleiter Andreas Stommel: „Die waren von Beginn an mit Herzblut dabei. Aufgrund der Einstellung hätte man denken können, das seien alles alte Hasen.“

Vom „alten Hasen“ Eickmann bekommen die Kandidaten noch wertvolle Tipps mit auf die Strecke. „Laufe nicht zu schnell. Du sollst deinen Trainingsumfang langsam steigern“, erklärte der Trainer damals. Die Hobbysportler befolgen den Rat und trainieren mindestens vier bis fünf Mal die Woche. Zwar lässt der erste Muskelkater nicht lange auf sich warten, doch es stellen sich auch schnell die ersten Erfolge ein. „Der Trainingsplan greift“, stellt Krüger Mitte Februar fest. Eigentlich ist für den Marathon eine Zeit von 3:30 Stunden angepeilt, doch Eickmann prophezeit jetzt schon für April eine Laufzeit von 3:10 Stunden. Doch nicht überall läuft es reibungslos. Das erhöhte Trainingspensum führt erwartungsgemäß zu Muskelbeschwerden, dazu kommen diverse witterungsbedingte Malaisen wie eine Erkältung bei Kristina Reinhard.

Weitaus schlimmer erwischt es Thomas Schüller. Der Jurist erleidet einen Ermüdungsbruch – wochenlanges Trainingsverbot. Das Ziel Halbmarathon rückt in weite Ferne. Doch der 40-Jährige kämpft sich eindrucksvoll zurück (siehe Bericht auf der gegenüberliegenden Seite).

Aufmunterung und Unterstützung erfahren die maladen Läufer in einer eigens gegründeten WhatsApp-Gruppe. Man tauscht sich aus, spricht sich Mut zu. Und noch mehr. „Wir kommunizieren viel über die Gruppe und vereinbaren weitere Lauftermine“, sagt Reinhard. Die Gruppe ist zusammengewachsen. Das imponiert auch Stommel. „Das ist aus psychologischer Sicht schon eine tolle Sache. Da entwickelt sich eine richtige Gruppendynamik, die natürlich auch pusht“, sagt der Leiter des Reha-Zentrums. „Darum habe ich mir gedacht, wenn Ihr so professionell seid, habt Ihr auch meine professionelle Unterstützung verdient.“ Der Reha-Spezialist wird beim Postmarathon einen Physiotherapeuten zur Verfügung stellen, der während des gesamten Rennens eigens für die sechs Kandidaten da ist. Und wenn der Bedarf da ist, wird Stommel auch selbst mit anpacken.

Die Gruppe soll nach dem Lauf Bestand haben. Weitere Lauftreffs sind geplant. Es passt einfach. Dementsprechend gut ist die Stimmung. Mitverantwortlich: Steffi Wunder und Sabine Wollenweber. „Das sind unsere Frohnaturen. Da hast du als Trainer einfach Spaß“, sagt Eickmann. Reinhard ist wenige Tage vor dem Marathon nicht so richtig nach Lachen zumute. Erneut eine Erkältung! Ihre Generalprobe am 31. März musste sie absagen. Und dennoch rechnet auch die Lehrerin mit dem Start. „Ich denke, dass es mir besser gehen wird“, so Reinhard. „Jetzt freue ich mich auf Sonntag.“ Dann muss nur noch das Wetter mitspielen.

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