Nach Debakel gegen Ulm: Trotzreaktion der Baskets in Berlin?

BONN · Nach dem 84:101-Heimdebakel am Dienstag gegen Ulm sehen sich die Telekom Baskets am Freitag in der O2-Arena bei Alba Berlin nicht chancenlos. Vor dem Duell beim Tabellendritten gibt Trainer Michael Koch dabei eine simple Marschroute aus.

 Fabian Thuelig, Simonas Serapinas, Chris Ensminger, Tony Gaffney und Michael Koch

Fabian Thuelig, Simonas Serapinas, Chris Ensminger, Tony Gaffney und Michael Koch

Foto: Ittermann

Die feierliche Stimmung war schnell vorbei. 5910 Zuschauer wollten die Telekom Baskets Bonn am Dienstag gegen ratiopharm Ulm siegen sehen, doch im fast ausverkauften Telekom Dome kam es für den Basketball-Bundesligisten zu einem 84:101-Debakel.

Danach erlebte man den Bonner Trainer Michael Koch so, wie man ihn in dieser Saison selten erlebt hat: maßlos enttäuscht, nicht nur von einzelnen Spielern, sondern von der Mannschaft insgesamt. Das, was sie in dieser Saison stark machten sollte und was auch in vielen Spielen zuvor funktionierte, fehlte in den entscheidenden Phasen: unbedingter Kampfeswille und Geschlossenheit.

Dabei musste sich Koch über die Offensive nicht groß beklagen, wenn auch da gerade in der Schlussphase vieles nicht nach Wunsch lief und sich erzwungene Würfe häuften, statt kühlen Kopf zu bewahren und die Punkte herauszuspielen. "Wenn man 84 Punkte macht, sollte das eigentlich genügen, ein Spiel zu gewinnen", stellte der 46-Jährige fest.

Es ist die Defensive, die sich in den vergangenen Spielen zum Sorgenkind entwickelt hat. Koch: "Wir geben zu viele Punkte nach Penetration und aus der Nah- und Mitteldistanz ab." Immer wieder waren die Ulmer in Brettnähe erfolgreich und trafen dabei nicht auf nennenswerten Widerstand.

Koch fordert bedingungslosen Kampf

Der Trainer kritisierte, dass defensive Vorgaben nicht umgesetzt wurden und überhaupt die nötige Aggressivität fehlte. "Die Analyse zeigt klar, dass wir es in den letzten Spielen nicht geschafft haben, den Gegner vom Korb fernzuhalten."

Das soll sich schon gegen Alba Berlin, wo sich die Baskets Freitag (O2-Arena, 18.35 Uhr, live in Sport1) vorstellen, ändern. Koch fordert von seinen Spielern bedingungslosen Kampf ein und stellt sein Team defensiv neu auf. Die eigene Zone soll ein Bollwerk werden. "Wir müssen unser Brett stärker beschützen, auch wenn wir dabei riskieren, den ein oder anderen Dreier zuzulassen."

Sechs der vergangenen sieben Bundesligaspiele haben die Bonner verloren, das ist naturgemäß nicht spurlos an den Spielern vorbeigegangen. Am offensichtlichsten ist dies bei Simonas Serapinas, der im Vergleich zum Saisonauftakt nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Der Litauer tritt als Schütze kaum noch in Erscheinung und ist auch in der Defensive nicht mehr so präsent. "Es ist klar, dass das Selbstvertrauen nach Niederlagen leidet. Umso stärker müssen die Spieler jetzt zusammenrücken. Die Mannschaft ist intakt. Was wir brauchen, sind Erfolgserlebnisse."

Alba Berlin Favorit auf den Titel

Drei Spielern in der kurzen Pause einen Heimaturlaub gewährt zu haben, bereut Koch nicht. "Ich habe selbst im Ausland gespielt und weiß, wie wichtig es ist, wenn man mal ein paar Tage nach Hause kann. Dass das gegen Ulm vielleicht nach hinten losgegangen ist, kann man so interpretieren, muss man aber nicht", sagte er. Sein Gegenüber auf Ulmer Seite, Torsten Leibenath, machte bei der Pressekonferenz nach dem Spiel mit einem deutlichen Nicken klar, dass er auf der Seite seines Bonner Kollegen war.

Ob sich die Baskets eines der erhofften Erfolgserlebnisse morgen in Berlin holen können, ist fraglich. Der große Rivale und Vizemeister aus der Bundeshauptstadt gilt als einer der großen Favoriten auf den Titel und hat sich in den vergangenen Wochen in die Spitzengruppe der Bundesliga gespielt. Alba bediente sich vor der Saison in Frankfurt und holte sowohl Trainer Gordon Herbert als auch Bundesliga-MVP DaShaun Wood an die Spree.

Der Amerikaner ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der "Albatrosse", sammelt im Schnitt 15,8 Punkte und 5,2 Assists. Unterstützt wird er im Spielaufbau von Nationalspieler Heiko Schaffartzik (9,8 Punkte, 3,5 Assists). Shooting Guard Kyle Wearver ist für 11,1 Punkte gut. In Korbnähe sorgen 2,10-Meter-Center Francis Torin und Power Forward Derrick Allen (je 9,4 Punkte) für Gefahr. Zusammen mit dem ehemaligen Bonner Flügelspieler Bryce Taylor (9,5 Punkte) erzielen die genannten Spieler fast 80 Prozent der Berliner Punkte. "Berlin ist nicht unschlagbar. Ich hoffe, dass meine Mannschaft eine Trotzreaktion zeigt", blickte Koch voraus. In der vergangenen Saison überraschten die Baskets in der O2-Arena mit einem 76:64-Sieg.

Das Spiel wird Freitag ab 18.35 Uhr live in Sport1 übertragen.

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