Michael Koch bleibt bei den Baskets

"Es war eine katastrophale Saison, das kann man nicht anders sagen", blickt Koch zurück. Und doch halten die Baskets an ihm fest. Am Montag unterschrieb Mike Koch einen neuen Vertrag - und das gleich für zwei Jahre.

 Bekommt noch eine Chance: Trainer Michael Koch.

Bekommt noch eine Chance: Trainer Michael Koch.

Foto: Norbert Ittermann

Bonn. Vereine, die sportlich Schiffbruch erleiden, wechseln gerne den Trainer aus. So wäre es nicht verwunderlich gewesen, hätten sich die Telekom Baskets Bonn nach der schlechtesten Saison in der Basketball-Bundesliga seit dem Aufstieg 1996 ähnlich verhalten und den auslaufenden Vertrag mit Michael Koch nicht mehr verlängert.

"Es war eine katastrophale Saison, das kann man nicht anders sagen", blickt Koch zurück. Und doch halten die Baskets an ihm fest. Am Montag unterschrieb Mike Koch einen neuen Vertrag - und das gleich für zwei Jahre.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Interessant und schwierig"Sich reflexartig den gängigen Verhaltensmustern im Profisport anzuschließen, war nicht die Einstellung von Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. Auch wenn die Baskets die Play-offs um Längen verpassten und Koch unumwunden zugibt, Fehler gemacht zu haben. Doch Wiedlich erkennt die Verdienste des 44-Jährigen in sechs Jahren Trainerarbeit an: "Er hat in sechs Spielzeiten fünfmal die Play-offs erreicht, dazu zweimal das Finale."

Mike Koch bekommt eine neue Chance und ist dankbar dafür. "Dass mein Vertrag gleich um zwei Jahre verlängert wurde, werte ich als besonderen Vertrauensbeweis." Der ehemalige Europameister, der als Spieler äußerst erfolgreich war und unter anderem mit Panathinaikos Athen die Euroleague gewann, brennt darauf, die Scharte des Scheiterns auszuwetzen und verspricht: "Wir werden begangene Fehler nicht zweimal machen. Ich war schon immer ein Kämpfer und versuche jetzt, noch einmal richtig anzugreifen."

Angesprochen auf die Fehler, gab er offen zu, bei der Auswahl der Spieler zu häufig daneben gegriffen zu haben "sowohl was den Charakter angeht, aber auch die sportliche Ausrichtung." Letztendlich habe es nur einen Spieler gegeben, der sowohl für sich habe kreieren können als auch für die Mitspieler. Koch: "Und das war Nic Wise." Die Entwicklung von Folarin Campbell, der später entlassen wurde, Jeremy Hunt und auch des mit viel Vorschusslorbeeren geholten Centers Jacob Jaacks sei sehr enttäuschend verlaufen.

Zudem habe es in der Mannschaft nie den nötigen Zusammenhalt gegeben. "Das waren alles Grüppchen, aber es war keine Mannschaft. Ich habe alles versucht, dagegen zu arbeiten, aber es hat nicht funktioniert." Für die kommende Spielzeit werde man noch genauer recherchieren, um in Sachen Charakter und sportlicher Qualität wieder die richtige Mischung zu finden. Koch schränkte ein: "Auf der sicheren Seite ist man nie."

In der Zusammenstellung der neuen Mannschaft werde er auch nicht mehr den Fehler machen, nur auf einen Point Guard zu setzen. Der Idealfall in der Liga sei Bamberg, das mit John Goldsberry, Anton Gavel und Brian Roberts drei Guards habe, die in unterschiedlicher Gewichtung alles können, vor allem auch werfen. Koch: "Wir werden überhaupt mehr Werfer brauchen."

Ziel werde auf jeden Fall das Erreichen der Play-off-Runde sein, auch wenn mit Aufsteiger Bayern München ein Riese in die Liga stoße, der aller Voraussicht für einen der acht Play-off-Plätze gesetzt sein wird.

Wen er vom alten Kader halten will, wollte Koch nicht sagen: "Wir führen noch Gespräche." Es ist aber kein Geheimnis, dass am ehesten bei Chris Ensminger, Mark Tyndale und Nic Wise mit einer Weiterverpflichtung zu rechnen ist, sofern sie denn wollen. Was die Neuverpflichtungen angeht, denkt Koch nicht nur an Amerikaner, sondern auch an Spieler aus Europa, beispielsweise aus Litauen. Der Etat, der zudem leicht gesunken ist, werde die Suche aber schwierig machen.

"Wir müssen uns auch mal in den Ligen kleinerer Länder umschauen", sagte Koch. Weiterhin werde man den Baskets-Nachwuchs konsequent an die Bundesliga heranführen. Neben Thülig denkt Koch dabei vor allem an Jonas Wohlfarth-Bottermann.

Koch will ein Zweijahresprogramm propagieren. "Ich hoffe, wir können den ein oder anderen Spieler dazu bewegen, für zwei Jahre zu unterschreiben, so dass wir dann für 2012/2013 nicht mehr so viele neue Spieler holen müssen."

Egal wie die Mannschaft personell aussehen werde, sie müsse viel besser verteidigen und "wieder zu den alten Baskets-Tugenden Kampf und Leidenschaft finden." Das werde er persönlich härter und konsequenter einfordern, als man das bisher von ihm gewohnt war.

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