Küsse auf den Mund sind eigentlich verpönt
Die gebürtige Bonnerin Lea-Lisa Westerhoff steht auf dem Podium
Strassburg. (wim) "Man darf bloß nicht daran denken, dass einen Millionen Leute im Fernsehen sehen. Ansonsten würde ich doch etwas nervös werden." Die 23-jährige Politikstudentin Lea-Lisa Westerhoff hat in den Semesterferien einen exklusiven Job. Die gebürtige Bonnerin mit Wohnort Paris begleitet die Tour de France in diesem Jahr als Hostess und darf regelmäßig den Träger des Gelben Trikots küssen.
Vier junge Damen hat Tour-Sponsor Crédit Lyonnais unter den vielen Bewerberinnen ausgewählt. Die Kriterien: nicht unter 20 Jahren, zwischen 1,70 und 1,75 Meter groß, keine Scheu vor der Kamera, ein hübsches Lächeln und perfekte Französischkenntnisse. "Sie haben natürlich wirkende Mädchen gesucht", erzählt Lea-Lisa Westerhoff, Tochter einer Französin und eines deutschen Diplomaten. "Die Sponsoren der anderen Trikots wollen wieder etwas andere Frauentypen."
Dem französischen Prolog-Sieger Christophe Moreau gefällt eine der stets in gelb gekleideten Damen jedenfalls besonders gut. Und so kam es, dass bei der Ehrung des ersten Trägers des "Maillot Jaune" besonders innig geküsst wurde. Und zwar auf den Mund, was normalerweise auf dem Podium verpönt ist. Aber Lea-Lisa Westerhoffs Kollegin Emily Guilleaume musste sich nicht vor sittenstrengen Tour-Funktionären rechtfertigen - sie ist Moreaus Freundin.
Kennen gelernt hatten sich die beiden vor einigen Monaten. Natürlich nach einem Wangenkuss auf einem Siegerpodest. "Mit Christophe hatten wir besonders viel Spaß", sagt Lea-Lisa Westerhoff, die mit Emily Moreau ein Team bildet und alle zwei Tage das Podest hochsteigen darf. "Aber über Jan Ullrich im Gelben Trikot würde ich mich auch sehr freuen." Ist es denn nicht unangenehm, Männer zu küssen, die gerade verschwitzt von einer mehrstündigen Radfahrt kommen? Lea-Lisa schüttelt den Kopf: "Die Fahrer werden vorher von ihren Masseuren frisch gemacht. Die wissen alle, was sich gehört."