Rückkehr nach Köln Krupp vermeidet Kontakt zu den Haie-Bossen

KÖLN · Peter Schönberger hatte sich eigentlich perfekt platziert. Der Geschäftsführer der Kölner Haie wartete im Presseraum der Lanxess-Arena am Ende des schmalen Ausgangs auf Uwe Krupp. Dort musste sein ehemaliger Angestellter vorbei, eine Begegnung war unvermeidbar.

 Grußloser Abgang: Ex-KEC-Trainer Uwe Krupp (links) verlässt den Haie-Presseraum, ohne seinen Nachfolger Niklas Sundblad (rechts) eines Blickes zu würdigen.

Grußloser Abgang: Ex-KEC-Trainer Uwe Krupp (links) verlässt den Haie-Presseraum, ohne seinen Nachfolger Niklas Sundblad (rechts) eines Blickes zu würdigen.

Foto: Bucco

Krupp aber umkurvte diese Klippe, senkte sein Haupt, drehte es weg von Schönberger und marschierte mit der Schrittlänge eines 1,98 Meter großen Mannes an dem verdutzten Geschäftsführer vorbei. Es war die letzte Aktion des 50-Jährigen am Tag seiner ersten Rückkehr nach Köln und am Tag der bitteren 1:6-Klatsche der von ihm trainierten Eisbären Berlin im Topspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Uwe Krupp versuchte erst gar nicht zu überspielen, dass im Verhältnis zwischen ihm und den Kölnern Haien die Zeit nicht alle Wunden heilen kann. Der zweifache Stanley-Cup-Sieger, der in Köln geboren ist und beim KEC das Eishockeyspielen gelernt hat, ist eben ein emotionaler Mensch. Und es sind die emotionalen Menschen, die besonders nachtragend sein können. Der Stachel seiner Entlassung durch Schönberger am 10. Oktober 2014 in einer stillosen Nacht- und Nebelaktion sitzt offensichtlich noch immer sehr tief.

Krupp sprach zwar von "einem verdienten Sieg" der Haie, die in der DEL übliche Gratulation für den Sieger zu Beginn der Pressekonferenz ließ er aber ebenso aus, wie den Kontakt mit Verantwortlichen aus dem Kölner Lager. Seinen ehemaligen Assistenten und Nachfolger Niklas Sundblad würdigte die KEC-Ikone keines Blickes, die Möglichkeit eines Handschlags zwischen den beiden war so weit entfernt wie der Mars von der Erde. Peter Schönberger fand Krupps Verhalten ausgesprochen flegelhaft: "Das hat er schon zu seinen Kölner Zeiten praktiziert, als er nach unseren beiden verlorenen Finalserien gegen Berlin und Ingolstadt dem Sieger vor der Meisterehrung nicht gratuliert hat. So etwas tut man nicht", regte sich der Haie-Geschäftsführer auf. Uwe Krupp wird es schnuppe sein, er hat sein Urteil über Schönberger und Co. schon vor einem Jahr gefällt.

Viel mehr dürfte den ehemaligen Weltklasseverteidiger und Bundestrainer sowieso der Auftritt seines Teams beschäftigen. Die Eisbären waren den Haien trotz der 1:0-Führung durch Jens Baxmann (14.) deutlich unterlegen und kassierten in der DEL die dritte Niederlage in Folge bei 1:11-Toren. "Wir waren zu undiszipliniert und haben vier Tore in Unterzahl kassiert. Zudem haben wir unsere Chancen nicht genutzt", erklärte Nationalspieler Konstantin Braun.

Neun Strafen bekamen die Berliner aufgebrummt, nur eine die Kölner. Was wiederum ein weiterer Beleg für die Überlegenheit der schnelleren und passsichereren Haie war. "Wir haben den Eisbären unseren Stempel aufgedrückt", sagte KEC-Stürmer Patrick Hager. Moritz Müller freute sich, dass das Team nach den beiden Heimniederlagen gegen Straubing und Augsburg so schnell wieder in die Spur gefunden hat und dem ersten Sechs-Punkte-Wochenende gegen Mannheim und Wolfsburg nun ein zweites gegen Krefeld und Berlin folgen ließ: "Das war sehr wichtig für uns", erklärte der Haie-Kapitän.

Zwölf Tore an einem Wochenende, vier glanzvolle Siege in Folge und Tabellenplatz zwei: Bei Niklas Sundblad und seinem Team könnte die Stimmung tatsächlich nicht besser sein. Zumal die Haie nun auch das letzte offene Kapitel der Geschichte Uwe Krupp schließen konnten. Ein Jahr mussten die Kölner auf die Rückkehr ihres Ex warten, um ihm zeigen zu können, dass sie es auch ohne ihn können. Und wenn es wie am Sonntagabend läuft, sogar viel besser.

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