Torwart beim VfL Alfter Klaus Schnieber spielt mit knapp 50 noch Fußball

Alfter · Klaus Schnieber ist unverwüstlich. Doch wer ist der Mann, der mit knapp 50 Jahren beim VfL Alfter sein Comeback feiert? Wir stellen den Torwart vor.

 Bei aller Torwart-Hektik bleibt noch Zeit für ein Augenzwinkern: Klaus Schnieber versteht sein Handwerk auch im fortgeschrittenen Fußballer-Alter.

Bei aller Torwart-Hektik bleibt noch Zeit für ein Augenzwinkern: Klaus Schnieber versteht sein Handwerk auch im fortgeschrittenen Fußballer-Alter.

Foto: Horst Müller

Sonntag 18. November 2018: Eine Stunde ist das Spiel der Fußball-Mittelrheinliga zwischen dem VfL Vichttal und dem VfL Alfter alt, als Gästetorwart Cameron Kemp mit einer leichten Gehirnerschütterung das Spielfeld verlassen muss. Ersatzmann Klaus Schnieber macht sich bereit und wird beim Stande von 0:0 eingewechselt. Es folgt ein kurzer Austausch mit Innenverteidiger Tarik Dogan, anschließend dirigiert er seine Vorderleute – routiniert, souverän. Ein normaler Vorgang im Fußballgeschäft möchte man meinen. Irrtum, denn der Mann, der am Ende einen wichtigen 1:0-Sieg feiert, wird in wenigen Wochen 50 Jahre alt.

Als Schnieber vor etwas über vier Jahren seine Karriere als Spieler beendete, blieb er dem VfL Alfter und seinem Metier treu – als Torwarttrainer. „Ich brauche den Fußball. Es macht mir einfach Riesenspaß“, sagt der bodenständige Rheinbacher. „Ich habe immer dort gewohnt, wo ich gespielt habe.“ Derzeit gerade mal 500 Meter vom Alfterer Waldstadion am Strangheidgesweg entfernt.

Als Libero habe er bei TuRa Oberdrees seine ersten Berührungen mit dem damals noch echten Lederball gehabt, erinnert sich Schnieber, der es als „letzter Mann“ später sogar in die Kreisauswahl schaffte. In dieser Auswahl spielte er auch auf der Torwartposition, auf die er sich schnell festlegte. „Entweder Stürmer oder Torwart, denn dort passiert immer etwas. Was dazwischen ist, ist nur Beiwerk“, lacht der 49-Jährige, der in der C-Jugend auch schon mal auf den FC Hardtberg traf – mit Bodo Illgner zwischen den Pfosten.

Während der spätere Weltmeister nach seiner Kölner Zeit seinem Beruf überwiegend im Ausland nachging, blieb Klaus Schnieber in der Region. Nur einmal hätte er seinem damaligen Gegenüber in die Bundesliga nachfolgen können, als der MSV Duisburg auf Schnieber aufmerksam wurde. „Es war fast alles geregelt, auch der Vertrag war ausgehandelt.“ Dass es nicht zu einem Engagement kam, hatte einen fast schon humorvollen Hintergrund: „Der Vertrag galt nur für die 1. Liga, und der MSV stieg in dem Jahr doch tatsächlich aus der Bundesliga ab. Aber das habe ich nie bereut“, betont Schnieber, der auch so sein sportliches Glück fand.

Auch in seiner Spielerzeit hat Schnieber viel erlebt

Beim VfL Rheinbach verbrachte er „mit meinen Abwehrstrategen Rainer Münster und Thorsten Jordan“ seine schönste Zeit, wie er sagt. Beim damaligen Verbandsligisten erlebte er neben turbulenten Zeiten auch aufregende Spiele. Eines davon ist ihm heute noch genau so präsent wie damals. Nachdem der VfL im Jahr zuvor nur knapp dem Abstieg entronnen war, standen die Rheinbacher in der Spielzeit 1994/1995 vor dem letzten Spiel beim Tabellenführer SV Baesweiler auf Rang zwei und benötigten einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, um den Aufstieg in die Oberliga perfekt zu machen.

„Wir führten nach einem sensationellen Spiel bis in die Nachspielzeit hinein mit 3:1, ehe der Schiedsrichter auf Elfmeter für Baesweiler entschied.“ Die Köpfe der Rheinbacher gingen runter, nur einer blieb cool: Klaus Schnieber. Er hielt den Strafstoß, der VfL stieg auf. „Ich habe damals in der Saison sechs Elfmeter in Folge gehalten, danach zehn Jahre keinen mehr“, lacht Schnieber. Insgesamt verbrachte der Torwart 16 Jahre in der Glasstadt, unterbrochen von einem Gastspiel beim Bonner SC. In der Regionalliga West/Südwest brachte es Schnieber auf zwölf Einsätze, darunter der 1:0-Auswärtserfolg bei RW Essen im Stadion an der Hafenstraße, ehe ihn ein Fußbruch zurückwarf. Bevor der Keeper zum VfL zurückkehrte, machte er, was nur wenige wissen, beim FC Rheinbach Zwischenstation – als treffsicherer Stürmer.

Auch in seiner Spielerzeit beim VfL Alfter hat er eine ganze Menge erlebt. Schönes und weniger schönes. So wie im August 2010, als die Vorgebirgself den Aufstieg in die Mittelrheinliga schaffte und im gleichen Jahr das Endspiel des Mittelrheinpokals erreichte, das mit 0:2 gegen Germania Windeck verloren ging.

„Es war weniger die Niederlage, die schmerzte, sondern vielmehr die Auslosung der ersten DFB-Hauptrunde, die ein paar Tage später stattfand. Als Windeck tatsächlich den FC Bayern zugelost bekam, war die Stimmung in der Mannschaft auf unserer Mallorca-Tour kurzzeitig im Keller“, erinnert sich Schnieber, der im Laufe seiner Karriere viele Trainer hat kommen und gehen sehen. Einige blieben ihm in sehr guter Erinnerung. Walter Posner, Hans Kodric und nicht zuletzt Dieter Neuhaus, Bonner Trainer-Institution und heute sportlicher Leiter in Alfter. Schnieber: „Vom Dieter habe ich im hohen Fußballalter noch viel gelernt.“

50. Geburtstag am letzten Spieltag

Seine jetzige Funktion als Torwarttrainer interpretiert der Verwaltungsangestellte der Bundeskunsthalle Bonn gewohnt ehrgeizig und steht, wenn es sein muss, auch mal hinter dem Tor, um seinen Schützlingen Anweisungen zu geben: „Ich möchte unsere Torleute besser machen. Die haben es nicht leicht mit diesen neuartigen Plastikkugeln, die jedes Jahr auf den Markt kommen und auch jedes Mal anders fliegen.“

Wenn am letzten Spieltag des Jahres Viktoria Arnoldsweiler in Alfter gastiert, feiert Schnieber seinen 50. Geburtstag. Er wird jedoch diesmal weder zwischen den Pfosten des VfL-Gehäuses stehen noch hinter dem Tor. „Ich habe schon vor längerer Zeit einen Skiurlaub gebucht. Vielleicht hätte ich besser mal in den Spielkalender geschaut“, schmunzelt Schnieber.

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