HSV trotz Sieg gegen Köln ohne Größenwahn

Rapolder steht mit seinem Team in der 1. Bundesliga erstmals auf einem Abstiegsplatz

  Kampf um den Ball:  der Hamburger Sergej Barbarez (rechts) und der Kölner Lukas Sinkiewicz (links).

Kampf um den Ball: der Hamburger Sergej Barbarez (rechts) und der Kölner Lukas Sinkiewicz (links).

Foto: dpa

Hamburg/Köln. (dpa) Beim Hamburger SV läuft es wie geschmiert, beim 1. FC Köln liegen die Nerven blank. Der Türke Özalan Alpay stand nach einer nicht geahndeten Tätlichkeit beim 1:3 ebenso im Brennpunkt wie Trainer Uwe Rapolder.

Für Rapolder kann das Nachholspiel beim MSV Duisburg über seinen Arbeitsplatz entscheiden. "Ich tue das Beste, was ich kann. Natürlich kenne ich das Geschäft, aber ich mache mir keine Gedanken", sagte Rapolder, der mit Köln das erste Mal auf einem Abstiegsplatz steht.

Manager Andreas Rettig wollte sich nicht klar äußern: "Der Druck ist so, wie er ist, eine Steigerungsform von Druck gibt es nicht." Ganz unbeschwert und bescheiden kann dagegen HSV-Coach Thomas Doll seinen Weg gehen: "Wir werden jetzt nicht größenwahnsinnig und sagen, wir jagen die Bayern."

Klare Worte fand Rapolder, der seit neun Partien auf ein Erfolgserlebnis wartet, für Alpays Ellenbogen-Check gegen Guy Demel: "Dafür habe ich kein Verständnis, das werden wir ganz hart ahnden. Wir sind beim Fußball und nicht auf einem Kriegsschauplatz."

Zwar warnte Rettig davor, Alpay unter dem Eindruck der skandalösen Vorfälle in der Türkei beim WM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz auch in der Bundesliga pauschal zu verurteilen.

Die Fernsehbilder sprechen aber eine eindeutige Sprache, zudem gibt es Zeugen für aggressives Verhalten von Alpay in der Halbzeit. Schiedsrichter Jochen Drees sagte nachher: "Wenn ich die Szene so wahrgenommen hätte, hätte ich sie als grobe Unsportlichkeit werten müssen." Alpay wird nicht nur mit einer vereinsinternen Strafe rechnen müssen.

Die Atmosphäre in der AOL-Arena wurde zusätzlich angeheizt durch den folgenschweren Wurf eines Trommelstocks aus dem Kölner Fanblock nach dem 2:0 von Benjamin Lauth (54.) an den Kopf des Hamburgers Alexander Laas.

"Wir werden dafür bestraft werden", sagte Rettig, der froh war, dass der Übeltäter gleich festgenommen wurde. Der HSV wurde in der Szene doppelt bestraft, denn in der Behandlungspause des blutenden Laas markierte der Ex-Hamburger Björn Schlicke den Anschlusstreffer.

Doch die Kölner Auflösungserscheinungen um den indisponierten Lukas Podolski begünstigten den Erfolg der Hanseaten, die vom überragenden Sergej Barbarez geführt wurden. Mit Torvorlagen für Thimothee Atouba (44.) und Lauth sowie seinem eigenen Treffer (73.) lieferte der Bosnier beste Argumente für einen neuen Vertrag.

"Das war wieder ein Charaktertest, wenn man nach zehn Minuten van der Vaart verliert, dann noch die Trommelstockattacke, Hut ab vor der Leistung", sagte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann.

Unter Schmerzen hatte Spielmacher Rafael van der Vaart mit einer Knöchelverletzung das Feld verlassen und muss am Montag zur Kernspin-Tomographie. "Wir hoffen auf einen Einsatz gegen Hertha am Samstag. Denn mehr Ausfälle können wir nicht verkraften", betonte Doll, "wir pfeifen aus dem letzten Loch."

Zwei Tage trainingsfrei bis zum Nikolaus sollen die durch eine Grippe geschwächten und nach dem 30. Pflichtspiel ausgelaugten Profis für den Jahres-Endspurt motivieren. "Wir wollen uns in der Spitzengruppe festbeißen", ließ sich Doll entlocken.

Zur Vereinsphilosophie passt auch, dass das Abspielen des alten HSV- Meisterlieds in der AOL-Arena ab sofort verboten wurde, um die Euphorie nicht unnötig anzuheizen.

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