Rhein-Ahr-Campus Handballtrainer Heiner Brand referierte vor Studenten in Remagen

REMAGEN · Was einen guten Trainer ausmacht, warum Prämien nicht leistungsfördernd sind, und was unter einem "autoritär-demokratischen Führungsstil" zu verstehen ist - Antworten auf diese und andere Fragen gab Heiner Brand in einem ebenso informativen wie unterhaltsamen Vortrag vor rund 150 Sportmanagement-Studenten der Fachhochschule Remagen.

Über Teamführung und Motivation referierte Heiner Brand in Remagen.

Über Teamführung und Motivation referierte Heiner Brand in Remagen.

Foto: dpa

Auf Einladung des Alumnivereins der Sportmanagement-Studierenden am Rhein-Ahr-Campus hatte sich die Lichtgestalt des deutschen Handballs dem Thema "Teamführung und Motivation" gewidmet. Wenn der 59-jährige Gummersbacher, dem es als erstem Handballer überhaupt gelungen ist, sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister zu werden, darüber spricht, wie man etwa eine erfolgreiche Mannschaft formt, ist nicht zu überhören, dass Brand nach wie vor für seinen Sport brennt.

"Ich will eine Mannschaft, die auf dem Spielfeld alles gibt, die sich nie Vorwürfe wegen mangelnden Einsatzes gefallen lassen muss. Ich will das Feuer in den Augen der Spieler sehen", erinnert sich Brand an seine erste Ansprache als Bundestrainer, in der er dem Team seine Grundvorstellungen klar gemacht habe.

Es folgte eine einstündige Lektion über jene Faktoren und Anforderungen, die Mannschaft und Trainer erfüllen müssen, um gemeinsam maximalen Erfolg zu haben. Teamführung, Hierarchie, Motivation und der Umgang mit Niederlagen sind nur einige der Punkte, zu denen sich der ehemalige Bundestrainer, der nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr ins Management des Deutschen Handball-Bundes (DHB) gewechselt ist, klar und dezidiert äußerte. Als Anschauungsmaterial dienten Einspieler des Films "Projekt Gold 2007", der den Zuschauern den Weg des deutschen Teams zum Weltmeister-Titel hautnah miterleben ließ.

"Viele Trainer besitzen zwar das sportfachliche Wissen, aber ein guter Trainer muss auch über die Fähigkeit verfügen, es vermitteln zu können. Es zählen nicht die Informationen, die man gibt, sondern nur die Informationen, die auch tatsächlich ankommen", begründet der Manager, warum er Kommunikationsfähigkeit für eine der wichtigsten Eigenschaften hält, über die ein guter Trainer verfügen müsse.

Zum Thema Motivation führte er aus: "Kein Spieler wird besser spielen, weil ein Trainer wie etwa Christoph Daum in seiner ersten Phase beim 1. FC Köln 1000-Mark-Scheine an die Kabinentür genagelt hat, um den Spielern die mögliche Siegprämie vor Augen zu halten." Eine leistungsgerechte Bezahlung gehöre sicher dazu. Brand bezweifelt jedoch, dass "darüber hinausgehende Zahlungen - zumindest im Spitzensport - als Motivationsdroge taugen".

Immer wieder garnierte Brand seine fachlichen Ausführungen mit Geschichten und Anekdoten aus einer ebenso langen wie erfolgreichen Karriere. Wenn er etwa ausführte, dass eine Verlängerung des abendlichen Ausgangs oder Freizeit statt Training situativ oft mehr bewirken könnten als ein Beharren auf Prinzipien, erinnerte er an den berühmten "McDonalds-Ausflug" seiner Spieler während der Europameisterschaft 2002 in Schweden.

"Das Essen im Hotel war richtig schlecht. Die Spieler haben das eine Woche klaglos hingenommen", erzählte der ehemalige Bundestrainer. Irgendwann sei Stefan Kretschmer zu ihm gekommen und habe gefragt: "Du Heiner, können wir nicht mal zu McDonalds?".

Brand habe zugestimmt, unter der Bedingung, dass das am Abend anstehende Spiel um den Einzug ins Halbfinale gegen Slowenien gewonnen werde. "Das Spiel haben wir gewonnen, so dass ich zu meinem Versprechen stehen musste, obwohl mir das Bauchschmerzen bereitet hatte", kommentierte der Trainer den Vorfall, der damals für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Aber auch zur Zukunft des deutschen Handballs äußerte sich der DHB-Manager. So mangele es nicht an talentierten Nachwuchsspielern. Seit 2004 hätten sich deutsche Junioren-Nationalmannschaften bei Europa- und Weltmeisterschaften immer unter den besten vier platziert.

"Aber wir haben den Übergang zu den Senioren nicht geschafft, weil die Anschlussförderung fehlt", betonte Brand, der nicht müde wird, die Bundesligaclubs in die Pflicht zu nehmen. Dabei gehe es in erster Linie gar nicht darum, dass man junge deutsche Spieler ständig spielen lasse. "Aber man muss sich mit ihnen beschäftigen, sie an das Topniveau heranführen", fordert der 59-Jährige.

Jeder Bundesligaverein habe auch eine Verantwortung gegenüber der Sportart. Ein bisschen was habe sich ja schon bewegt, so habe die Bundesliga gegenüber seinem Nachfolger Martin Heuberger gewisse Zugeständnisse gemacht. "Aber es ist eine grundsätzliche Veränderung der Philosophie notwendig, um den deutschen Handball wieder ganz nach vorne zu bringen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort