Moritz Kröplin Folge 10: EM ist der nächste große Höhepunkt

BONN · Die Olympia-Qualifikation hat für die Herrenflorettfechter um Bundestrainer Uli Schreck gut begonnen. Beim Weltcup in Sankt Petersburg kam die Nationalmannschaft auf den siebten Rang und ließ dabei im direkten Duell Großbritannien hinter sich.

"Das war wichtig für uns", sagt Schreck zufrieden. Die Briten sind im Kampf um einen Platz in Rio derzeit der härteste Konkurrent der Deutschen.

Überwiegend zufrieden mit der Vorbereitung und seiner persönlichen Entwicklung ist auch Schrecks Schützling Moritz Kröplin. Der 24-Jährige unterstrich im März mit dem 13. Platz beim Grand Pix von Havanna sein Potenzial. "Es läuft. Auch meine Teamkollegen sind gut drauf. Wir sind extrem motiviert, den Sprung nach Rio zu schaffen", erklärt der Fechter des OFC Bonn. Mit "wir" meint er Peter Joppich (Koblenz), Sebastian Bachmann (Tauberbischofsheim) und seine OFC-Kollegen Marius Braun und Andre Sanita.

Der richtige Teamgeist spielt eine große Rolle. "Nach dem Löwen von Bonn im Februar waren wir mit Konditionstrainer sieben Tage im Trainingslager in der Sportschule Hennef", berichtet Schreck. Solche Maßnahmen seien für das Teambuilding wichtig. Schreck: "Keiner kann nach Hause.

Es dreht sich alles nur ums Fechten und das Team." In Hennef musste Kröplin allerdings passen. "Ich war wegen einer Mandelentzündung außer Gefecht gesetzt", erzählt er. Ein großer Rückschlag sei es nicht gewesen. Kröplin: "Ich hatte kein Fieber und habe nicht flachgelegen, sodass ich nach fünf Tagen gleich wieder voll einsteigen konnte."

In den letzten Wochen standen viele Reisen auf dem Programm. Nach dem Weltcup in Sankt Petersburg, ging es nach Singapur ins Trainingslager. Kröplin: "Es tut gut, wenn man mal ganz aus Deutschland rauskommt. Zuhause gibt es ja immer was zu erledigen." Dass er in Singapur wieder gesundheitliche Probleme hatte und für ihn beim anschließenden Grand Prix in Shanghai "körperlich angeschlagen nicht viel drin" war, nimmt er gelassen. "Es war nur ein Einzelturnier. Beim für Olympia so wichtigen Mannschafts-Weltcup wäre es viel schlimmer gewesen", sagt Kröplin.

Der Bonner fühlt sich wieder fit und gibt im Training Vollgas. "Er ist ein super Vorbild", lobt der Bundestrainer. "Wenn die anderen aufhören, geht er noch mal ans Sprungseil." Damit will Schreck nicht sagen, dass die Teamkollegen zu wenig tun. "Moritz weiß, dass er sehr viel Masse zu bewegen hat. Da muss er konditionell mehr tun als die anderen", erklärt er. Kröplin sei groß, habe ein starkes Skelett und eine ausgeprägte Muskulatur.

Fast 90 Kilogramm Körpergewicht können beim Fechten ein Handicap sein. Das Training mit dem Sprungseil soll Kröplin leichtfüßiger machen. Der Elektrotechnikstudent sieht in seiner Statur aber auch Vorteile. "Natürlich ist mein Stil kraftraubender. Aber ich bin auch explosiv und durchschlagskräftig. Das macht Eindruck beim Gegner", sagt er selbstbewusst. Er merke aber, dass ihn das Spezialtraining weiterbringe. Kröplin: "Gerade nach Regenerationsphasen fühle ich mich extrem schnell auf der Bahn."

Für willkommene Abwechslung in der Fechthalle des Bundesleistungszentrums sorgten in den letzten Wochen Athleten anderer Nationen, die Bonn als Trainingslager für die kommenden Aufgaben wählten. "Wir hatten Engländer, Österreicher und Kollegen aus Singapur hier", zählt Schreck auf.

Und natürlich wurde die Gelegenheit genutzt, gegeneinander anzutreten. Schreck: "Wenn man immer in der gleichen kleinen Gruppe trainiert, setzt das auf Dauer keine Reize mehr. Der Vergleich mit anderen Spitzenfechtern sorgt für Abwechslung." Kröplin suche sich immer die Besten für die Gefechte aus.

Der nächste große Höhepunkt wartet im Juni mit der Europameisterschaft. "Es wird vor allem wieder darauf ankommen, mit der Mannschaft ein gutes Ergebnis zu erzielen. Aber natürlich will ich auch im Einzel etwas reißen", blickt er voraus.

Abseits der Fechthalle ist der gebürtige Hamburger, der derzeit seine Familie besucht, sportabstinent. "Andere setzen sich vor den Fernseher und schauen Fußball, ich kann dann keinen Sport mehr sehen, egal welchen", so Kröplin.

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