Kalender umgestellt Fechtturnier "Löwe von Bonn" steigt 2018 zwei Mal

BONN · Fechten: Das Herrenflorett-Weltcupturnier findet ab Freitag zum zweiten Mal in diesem Jahr statt. Der Turnierkalender wurde umgestellt.

 Bundestrainer Uli Schreck (rechts) mit (von links) Dominik Schoppa, Fabian Braun und André Sanita. Die leicht erkrankten Benjamin Kleibrink und Peter Joppich mussten den Fototermin krankheitsbedingt absagen.

Bundestrainer Uli Schreck (rechts) mit (von links) Dominik Schoppa, Fabian Braun und André Sanita. Die leicht erkrankten Benjamin Kleibrink und Peter Joppich mussten den Fototermin krankheitsbedingt absagen.

Foto: Wolfgang Henry

Sportinteressierte Bonner werden sich ein wenig wundern, wenn sie im Veranstaltungskalender des kommenden Wochenendes den „Löwen von Bonn“ finden. Das traditionsreiche Weltcupturnier im Herrenflorett war doch erst im Februar in seiner 46. Auflage über die Bühne gegangen. Dass jetzt schon die 47. Austragung in der Hardtberghalle auf dem Programm steht, ist allerdings kein Druckfehler. „Wir haben dieses Jahr eine Premiere mit zwei Ausrichtungen des Löwen. Der Weltverband hat den Turnierkalender umgestellt“, sagt Gudrun Nettersheim, Präsidentin des ausrichtenden OFC Bonn. Künftig wird sich die Weltelite der Königswaffe des Fechtens im November in Bonn treffen.

Traurig ist Nettersheim darüber nicht. „Wir hatten in der Vergangenheit oft Terminkollisionen mit Karneval und dadurch logistische oder personelle Probleme. Diesmal geht es deutlich entspannter zu“, berichtet sie. Und die Befürchtung, der Wettbewerb könnte an Anziehungskraft verlieren, hat sich nicht bewahrheitet. Rund 250 Florettfechter aus 45 Nationen werden das Turnier besuchen, das zusammen mit Paris zu den beliebtesten im Weltcupkalender zählt. Nettersheim: „Ich freue mich darüber, dass einige kleine Länder dazukommen. Es sind sogar Fechter aus Angola und Katar dabei.“

Sportlich geht es zumindest aus deutscher Sicht lange nicht so entspannt zu. Die Nationalmannschaft, die von Bundestrainer Uli Schreck im Bundesleistungszentrum neben dem Stadion des Sportparks Nord trainiert wird, kämpft um eine möglichst gute Ausgangsposition für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Und da sind der viermalige Weltmeister Peter Joppich (Koblenz), Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink, Alexander Kahl (beide Tauberbischofsheim) und André Sanita, der zweimalige deutsche Meister vom OFC Bonn, im Vorfeld schon mächtig ins Hintertreffen geraten. Vor allem das schwache Abschneiden bei der Weltmeisterschaft im Juli in Wuxi (China) hat die Bonner Truppe in der Weltrangliste zurückgeworfen. Hatte sich das Team von Schreck in den vergangenen Jahren stets im Bereich von Rang sieben platziert, steht es nun nur noch auf Rang 13.

Die Ausgangsposition hat sich zusätzlich verschlechtert, weil Frankreich aus den Top 4 gefallen ist. „Aktuell bedeutet das, dass wir Fünfter werden müssen, um in Tokio dabei zu sein“, sagt Schreck mit entsprechend skeptischer Miene. Zur Erklärung: Die ersten vier der Weltrangliste starten auf jeden Fall bei Olympia. Auf den Plätzen dahinter qualifizieren sich vier weiter Mannschaften – und zwar die jeweils besten der vier Fechtkontinente. Für Europa ist das derzeit der Fünfte Frankreich. Realistischerweise müssen die Deutschen darauf hoffen, dass bis 2020 Frankreich unter die Top 4 zurückkehrt und sie selbst die vor ihnen liegenden Teams aus Großbritannien, Polen und der Ukraine noch überholen.

„Es stimmt, wir haben uns das Leben erschwert, aber chancenlos sehe ich uns nicht“, blickt Sanita voraus. „Wir haben unsere Qualitäten. Wir müssen sie nur auf die Planche bringen und dabei als Team zusammenhalten.“ Das Selbstbewusstsein hatte zuletzt stark gelitten, „und das müssen wir uns wieder erarbeiten“. Deshalb hofft Bundestrainer Schreck darauf, „dass wir uns im Einzel gut präsentieren und dadurch gestärkt in die Mannschaftskämpfe gehen. Ich hoffe, dass der Heimvorteil auch wirklich ein Vorteil für uns ist.“ Es gilt, das Achtelfinale, wo es gegen ein starkes Team wie Korea oder Russland geht, zu überstehen und dann eine Topnation auszuschalten.

Der Mannschaftswettbewerb wird am Sonntag ausgetragen, die Einzelkonkurrenz startet bereits am Freitag. Zunächst müssen sich die Fechter in den Vorrundenpools (fünf bis sechs Teilnehmer) im Kampf jeder gegen jeden durchsetzen. Dann geht es in die K.o-Runden. Am Samstag fällt die Entscheidung, wenn ab morgens um 8.30 Uhr die besten 64 Athleten den Löwen-Sieger ermitteln werden.

Lokalmatador Sanita ist im Gegensatz zum Löwen im Februar, als er im Vorfeld mit einer Handverletzung zu kämpfen hatte, „topfit. Ich setze mir aber keine großen Ziele. Ich versuche, gut ins Turnier reinzukommen und mich von Gefecht zu Gefecht zu steigern. Mal sehen, wo es hingeht.“ Die Routiniers Joppich und Kleibrink sind immer für eine vordere Platzierung gut.

Aus OFC-Sicht starten noch Dominik Schoppa, Magnus Hamlescher, Kerem Ercan, Nils Schramm und Noah Braun.

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