Interview: Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger "Es ist nicht alles planbar"

Peter Schönberger ist gut gelaunt, als er zum Interview in die Haie-Sportsbar kommt. Der Frust über die missratene Spielzeit der Kölner Haie und das Verpassen der Playoffs ist der Vorfreude auf die neue DEL-Saison gewichen. Martin Sauerborn sprach mit dem Haie-Geschäftsführer.

 Hat ein Herz für die Haie und viele Ideen: Peter Schönberger.

Hat ein Herz für die Haie und viele Ideen: Peter Schönberger.

Foto: Ligafoto

Herr Schönberger, Sie haben Ihre erste Saison als Geschäftsführer im deutschen Eishockey hinter sich. Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit?

Peter Schönberger: Ich nehme mit, dass der Job hier in Köln mit den Fans, dem Umfeld und den Voraussetzungen sehr spannend ist. Und man muss ganz tief ein Herz für die Haie mitbringen.

Und was haben Sie gelernt?

Schönberger: Es ist nicht alles planbar und es braucht oft spontane Lösungen. Ganz wichtig ist auch, dass man sich emotional einbremst und versucht, sachlich zu bleiben. Sonst kann man den Job nicht lange machen. Man muss sich emotional einleveln und trotzdem abschalten können. Auch bei einer sportlichen Berg- und Talfahrt, wie sie es in der letzten Saison war. Es geht ja um Sport und Spaß und nicht darum, Leben zu retten.

Sind die vergangene Saison und das frühe Aus schon abgehakt?

Schönberger: Abgehakt ist so etwas nie, weil man daraus lernt. Es gibt dabei den sportlichen und den wirtschaftlichen Bereich, die beide gleich wichtig sind. Im sportlichen Bereich wollen wir aus unseren Fehlern lernen und vor allem im Scouting intensiver arbeiten. Das ist uns mit den bisherigen Neuverpflichtungen gut gelungen. Im wirtschaftlichen Bereich geht es darum, das große Potenzial in Köln mit der wunderbaren Arena und den tollen Fans noch besser zu nutzen. Dafür braucht es im Ticketing und im Sponsoring neue, innovative Ideen.

Welche zum Beispiel?

Schönberger: Wir haben ein neues Business-Club-Konzept ins Leben gerufen, das unter anderem das Netzwerk fördert und einzigartige Events für unsere Partner bietet. Hier gibt es schon viele positive Rückmeldungen der Partner, für die es wichtig ist, nicht nur zum Eishockeyspiel in die Arena zu kommen, sondern auch, um Geschäftsfreunde zu treffen. Außerdem haben wir neue strategische Partner wie Köln Tourismus und das Phantasialand, um unsere Reichweite zu vergrößern. Es wird zur nächsten Saison auch eine neue Haie-Website und eine neue App geben.

Gibt es im Bereich Ticketing und Sponsoring negative Auswirkungen wegen der vergangenen Saison?

Schönberger: Überhaupt nicht, was mich sehr freut, aber nicht überrascht. Beim Dauerkartenverkauf liegen wir aktuell über den Zahlen des Vorjahres. Es gab sogar moralische Unterstützung unserer Partner, die das aus ihren eigenen Unternehmen gut kennen, wenn es mal ein Jahr lang nicht so gut läuft. Wir können uns eine negative sportliche Entwicklung nur nicht über Jahre hinweg erlauben. Aber das wissen wir zu verhindern.

Die Haie haben sich namhaft verstärkt. Charakterisieren Sie bitte Ihre bislang sechs Neuzugänge.

Schönberger: Sie besitzen alle sportlich und persönlich einen starken Spirit und haben noch Ziele. Es war oberstes Gebot für uns, Spieler zu verpflichten, die hungrig sind. Außerdem haben wir auch Spieler, die sich im Vergleich zur vergangenen Saison sicher steigern können.

Mit Gustav Wesslau als Nummer-1-Torwart und Daniar Dshunussow als Backup haben die Haie ein neues Goalie-Duo. Welche Veränderungen bringt das mit sich?

Schönberger: Für mich ist das eine optimale Konstellation. Beides sind hervorragende Torhüter.

Zwei Positionen im Kader sind noch offen. Richtig?

Schönberger: Ja, wir suchen noch einen Center und einen Flügelstürmer. Damit haben wir aber Zeit. Die Trainer scouten ständig und haben fünf, sechs Spieler in der näheren Betrachtung. Auf dieser Shortlist fällt dann mal einer weg, weil er nicht nach Köln möchte, und es kommen wieder neue hinzu.

Die DNL-Mannschaft stand im Finale um die deutsche Meisterschaft. Wird aus diesem Team ein Spieler verpflichtet?

Schönberger: Wir sind in Verhandlungen. Wir wollen im Nachwuchsbereich ein neues System installieren, in dem Jugendspieler einen Zweijahresvertrag erhalten mit der Option, um zwei weitere Jahre zu verlängern. Diese Spieler trainieren mit den Profis und kommen bei unseren Kooperationspartnern zum Einsatz. Nach schwierigen Jahren wollen wir die Nachwuchsarbeit beim KEC wieder ausbauen, um langfristig daraus schöpfen zu können.

Dafür müssen Sie zusätzlich Geld in die Hand nehmen.

Schönberger: Ja, und das wird sich auf lange Sicht für die Haie auszahlen. Wir stellen zum Beispiel einen weiteren hauptamtlichen Trainer ein. Ab der kommenden Saison werden alle DEL-Clubs bezüglich ihrer Jugendarbeit erstmals geratet. Wer die etwa 75 Kriterien des Ratings erfüllt, bekommt fünf Sterne und erhält dafür dann auch Geld. Wir stehen kurz davor, den fünften Stern zu bekommen.

Dann fehlt nur noch der neunte Stern für den neunten Titel. Was erwarten Sie von der neuen Haie-Mannschaft?

Schönberger: Das Ziel muss immer die Meisterschaft sein. Wir wollen in die Playoffs und dort möglichst bis ins Halbfinale. Ab diesem Zeitpunkt spielen auch Faktoren wie Verletzungen oder Scheibenglück eine große Rolle, die nicht planbar sind.

Zum Abschluss noch ein Wort zur Nationalmannschaft. Wie beurteilen Sie das Abschneiden bei der Weltmeisterschaft, und wen sehen Sie als Nachfolger von Bundestrainer Pat Cortina?

Schönberger: Ich finde, dass der zehnte Platz angesichts der vielen Absagen ein ordentliches Abschneiden ist. Zur Trainerfrage: Ich bin generell gegen eine Doppelfunktion Vereins- und Bundestrainer. Davon einmal abgesehen, halte ich Uwe Krupp für eine gute Wahl.

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