"Emmes" will's mit 70 nochmal wissen
Ernst Dempewolf vom 1. Godesberger Judo-Club bereitet sich zurzeit auf die Senioren-Weltmeisterschaften in Wien vor - Vorbild für die Vereinskameraden
Bad Godesberg. Ernst Dempewolf ist Mitglied im 1. Godesberger Judo-Club (GJC). Mit seinen 70 Jahren ist er älter als alle Trainingskameraden, die ihn nur "Emmes" nennen. Das hindert ihn jedoch nicht daran, zwei bis drei Mal pro Woche auf die Matte zu gehen und sich sportlich mit den jüngeren Judoka zu messen.
Der Preis des Fleißes: Gegenwärtig bereitet sich "Emmes" intensiv auf sein großes Ziel vor, die Senioren-Weltmeisterschaften in Wien.
"Als ich mit Judo anfing, war ich 41, übergewichtig und hatte schlechte Kreislaufwerte", erinnert sich Emmes im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Um fit zu werden, habe er sich damals beim 1. Bonner Judo-Club angemeldet; denn schon als Jugendlicher hatte er sich für den japanischen Kampfsport interessiert. Weil er seinerzeit aber in einer Mannschaft ruderte, konnte er nur außerhalb der Wassersportsaison am Judo-Training teilnehmen.
Ernsthaft, so Ernst Dempewolf, beschäftige er sich mit Judo erst seit 1980. Umso erstaunlicher sein Erfolg: Er ist mittlerweile ein hochrangiger und anerkannter Judoka, der vor zwei Jahren die Prüfung zum vierten Dan bestanden hat. In Vereinskreisen kann sich niemand daran erinnern, dass sich ein Sportler in ähnlich hohem Alter daran gewagt habe, diese konditionell und technisch anspruchsvolle Prüfung zu absolvieren.
Von den Gürteln, die man durch eine Prüfung erwerben kann, besitzt "Emmes" jetzt alle bis auf einen. Außerdem hat er erfolgreich die Ausbildung zum Fachübungsleiter abgeschlossen. Für seine Sportkameraden ist er Vorbild und Motivation zugleich.
Mit seinem enormen Fachwissen und seiner stets freundlichen Art treibt er sie im Training zu Hochleistungen an. "Er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass man auch als Späteinsteiger im Judo Erfolg haben kann", sagt Ulrich Klocke, Trainer beim 1. GJC.
"Emmes" Rezept für ein gesundes und langes Leben klingt einfach: "Lebe nie gegen deinen Körper", sagt er. Er raucht nicht und trinkt nur in Maßen Alkohol. Zwei bis drei Mal in der Woche geht er zum Training in den Judo-Club. Zusätzlich hält er sich zu Hause mit Gymnastikübungen fit.
Was ihn am Judo fasziniert, ist die Vielzahl der Techniken: "Man lernt niemals aus". Zudem sei Judo ein Sport, der Körper und Kopf fordert. Für die Prüfungen müsse man zahlreiche japanische Begriffe lernen.
Im Mai dieses Jahres geht es nun zu den Senioren-Weltmeisterschaften nach Wien. Dort tritt Ernst Dempewolf in der Altersklasse der 70- bis 75-jährigen und der Gewichtsklasse bis 73 Kilo an. Damit erfüllt sich "Emmes" einen Traum. Noch nie hat er an einem ähnlich hochklassigen Wettkampf teilgenommen. Nach seinen Chancen befragt, zuckt der Judoka gelassen mit den Schultern: "Wenn''s nicht klappt, schaue ich mir halt die Stadt an".
