Kürzlich aus Krankenhaus entlassen Ein Infekt bremst Rennrollstuhlfahrer Baldé aus

Bonn · Der Bonner ist für die EM in Berlin nominiert, doch die Erkrankung störte den Formaufbau. Bei den Deutschen Meisterschaften in Kienbaum gewann der Rennrollstuhlfahrer fünf Titel.

Eigentlich sollte sich Alhassane Baldé in der Schweiz aufhalten – im Trainingslager, als Vorbereitung auf die EM im August. Doch der Rennrollstuhlfahrer hütet das Bett, erst am Montag wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. „Ich habe mir im November einen bakteriellen Infekt im Ausland eingefangen“, sagt er. „Zunächst dachte ich, es sei eine Lebensmittelvergiftung.“ Doch der Infekt brach immer wieder neu aus und störte seinen Formaufbau. „Ich hatte hohes Fieber und habe mich so schlapp gefühlt.“

Jetzt sollen Ruhe und eine medikamentöse Therapie Abhilfe schaffen. „Es war sehr wichtig, dass wir das vor der EM in den Griff bekommen.“ Auch weil ein verschleppter Infekt schwerwiegende gesundheitliche Schäden mit sich bringen kann. So heißt die Devise: Ruhe statt Rennrollstuhlfahren. „Klar wirft mich das in der Vorbereitung auf die EM etwas zurück, aber manchmal tut eine Pause ganz gut“, so Baldé, der erst vor wenigen Tagen fünf deutsche Meistertitel einfuhr. Im Rahmen des Trainingslagers in Kienbaum fanden die Titelkämpfe statt.

Viel ernsthafte Konkurrenz hat Baldé in Deutschland zurzeit nicht. „Das muss man leider so sagen. Deswegen hat die Deutsche Meisterschaft für uns auch nicht so einen hohen Stellenwert“, erklärt er. „Der wird bei der EM dann schon deutlich größer sein.“

Dennoch rechnet sich nicht nur der Athlet Medaillenchancen aus. Schließlich hat Baldé im vergangenen Jahr bei der WM in London bereits Edelmetall eingesammelt. „Wir haben noch vier Wochen Zeit, um wieder Topform zu erreichen“, sagt sein Trainer Alois Gmeiner. „Das werden wir auf jeden Fall schaffen. Und dann ist Al auch ein Medaillenkandidat.“ Dass Baldé trotz des Infekts in guter Form ist, bewies der 32-Jährige erst Anfang Juli in Lausanne. Beim Diamond-League-Meeting belegte Baldé über die 1500 Meter den dritten Platz. Sechs Hundertstel hinter Julien Casali aus Frankreich und dem Schweizer Überflieger Marcel Hug. „Vielleicht wäre ohne den Infekt sogar mehr drin gewesen“, sagt er.

Zeyen dankbar, an EM teilzunehmen

Baldés Teamkollegin Annika Zeyen befindet sich im Trainingslager in der Schweiz. Auch sie feierte in Kienbaum Meistertitel, auch sie hat die EM-Nominierung in der Tasche, aber auch bei ihr lief die Vorbereitung nicht optimal. Ein Bandscheibenvorfall im Februar warf die Paralympics-Siegerin von 2012 zurück. „Seit dem Vorfall und dem damit verbundenen Leistungsabfall im linken Arm kämpft Annika um den Anschluss“, sagt Gmeiner. „Sonst hätte sie zweifelsohne zu den Favoriten gezählt.“

Aktuell ist Zeyen erst einmal dankbar, überhaupt an der EM teilnehmen zu dürfen. „Das Jahr war mit meiner Verletzung ziemlich hart für mich“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. „Deswegen bedeutet mir die Wahl ins deutsche Team so viel.“ Auch weil die EM auf heimischem Boden stattfindet – in Berlin.

Allerdings gehen die Para-Leichtathleten im Gegensatz zu den Leichtathleten nicht im Olympiastadion an den Start. Ihre EM findet im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark statt. „Die Strecke ist nicht besonders schnell“, sagt Baldé. Aber: „Wer bei einer WM eine Medaille gewinnt, will auch bei der EM eine gewinnen. Mit meinem neuen Stuhl und neuen Trainingsmethoden ist das möglich.“ Wenn er die Ruhe- und anschließende Trainingsphase richtig nutzt.

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