Ein Bereiter überrascht seine Arbeitgeber

Der Finne Sebastian Numminen gewinnt den Großen Preis des General-Anzeigers auf dem Rodderberg - Viel Lob für die Veranstalter

Ein Bereiter überrascht seine Arbeitgeber
Foto: Max Malsch

Wachtberg. Das hätten sich Markus und Meredith Beerbaum wohl nicht träumen lassen: Ausgerechnet ihr eigener Bereiter lässt sie und alle anderen Favoriten hinter sich und gewinnt den Großen Preis des General-Anzeigers.

Sebastian Numminen heißt der Überraschungssieger auf dem Rodderberg. Der 23-jährige Finne und sein irischer Fuchswallach Gyllenberg Sail blieben nach ihrer Nullrunde auch im Stechen fehlerfrei. Hermann Neusser jr., Verleger des General-Anzeigers, überreichte Numminen den mit 12 500 Mark dotierten Siegerpokal. Einziger Konkurrent im Stechen: Christian Ahlmann auf Aldo, der zuvor beide Qualifikationsspringen für den Großen Preis gewonnen hatte, sich aber nach zwei Abwürfen mit Platz zwei und 10 000 Mark zufrieden geben musste. Mit vier Fehlerpunkten und einer schnellen Zeit ritt der Rodderberger Lokalmatador Karl Schneider mit seinem Spitzenpferd Giorgio auf Platz drei.

Dass von 43 Startern gerade mal zwei ohne Fehler blieben und mehrere aufgaben, ist in einer Drei-Sterne-S-Prüfung nicht ungewöhnlich. Parcoursbauer Wilfried Thiebes hatte die Messlatte hoch angelegt, und nicht nur in der dreifachen Kombination purzelten die Stangen reihenweise. Als unüberwindliches Hindernis erwies sich für viele Reiter der leuchtend blau gefärbte Wassergraben. Marc Bettinger auf Kwikstaart, Mitfavorit René Tebbel auf Le Patron und viele andere kassierten hier Verweigerungen; selbst die erfahrene Lady Weingard ließ sich von Markus Beerbaum nur mit sichtlichem Widerwillen über den Graben treiben.

Besonders übel erwischte es Marcel Schneider aus Bergisch Gladbach, der bis kurz vor dem Ziel einen tadellosen Nullfehlerritt hingelegt hatte. Aber am Graben, dem vorletzten Hindernis, überlegte es sich sein Schimmel Figeac anders und machte eine Vollbremsung. Der 24-Jährige fiel ins Wasser und musste für den Rest des Tages nicht nur seiner verpassten Chance nachtrauern, sondern auch mit einer himmelblauen Reithose herumlaufen.

Verdutzt reagierten einige Pferde auch auf den Parcours des Speed Derbys. 14 Hindernisse waren zu bewältigen - zwei davon auf einer Wiese außerhalb des eigentlichen Springareals. "Mein Kilian wusste gar nicht, was los war", sagt Marc Bettinger über den kleinen Ausflug in die Pampa, "der dachte, ich wollte ihm ans Leben." Als erste ging Helena Weinberg mit ihrer Schimmelstute Kassiopaja ins Tempospringen - und gewann. An ihre Siegerzeit von 93,24 Sekunden (inklusive fünf Strafsekunden für einen Abwurf) kam keiner der folgenden 35 Reiter heran. Erst ganz am Ende sicherte sich René Tebbel auf Equistro vor Hans-Thorben Rüder auf Alley Rose den zweiten Platz.

Unter erschwerten Bedingungen hatten die Veranstalter das Samstagsprogramm durchgezogen. Nach dem Gewitterregen hieß es am frühen Nachmittag Land unter, aber nach einer Stunde hatten viele fleißige Hände den Parcours wieder trocken gelegt. Das nutzte Meredith Michaels-Beerbaum auf Shutterfly zu einem Sieg im Punktespringen; auf den Plätzen landeten Lutz Gripshöver mit Polyfax und René Tebbel mit Equistro.

Potenzielle Zuschauer blieben am Samstag lieber zu Hause im Trockenen, und auch am Abschlusstag machte sich die Konkurrenz von Bad Honnefer Dressurfestival und Siegburger Reitturnier bemerkbar. Aber auch wenn sich die Tribünen erst gegen Ende füllten - die Reiter geben dem Springmeeting auf dem Rodderberg eine glatte Eins. "Eine wunderbare Gelegenheit, junge Pferde nach vorn zu bringen", urteilt Markus Beerbaum; die mehrfach platzierte Amazone Katharina Offel aus Lohmar schwärmt: "Schöner kann man es sich gar nicht vorstellen." Auch Helena Weinberg hat an Organisation und Atmosphäre nichts auszusetzen: "Wer sich hier beschwert, sollte sofort nach Hause fahren."

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