Duisdorfer Ringer verlieren den Spitzenkampf

Weil die Rumänen Gogiltan und Ursache in Bukarest starten, muss sich der TKSV mit 17:22 geschlagen geben

Duisdorfer Ringer verlieren den Spitzenkampf
Foto: Horst Müller

Bonn. Eigentlich wurde der Spitzenkampf der 2. Ringer-Bundesliga zwischen dem TKSV Duisdorf und dem KSV Seeheim in Bukarest entschieden. Denn weil die Duisdorfer Sergiu Ursache (55 kg) und Nicolae Gogiltan (60 kg) bei den rumänischen Landesmeisterschaften starten mussten, um ihre internationale Karriere nicht zu gefährden, fehlten sie dem TKSV. Diese Schwächung konnten die Duisdorfer natürlich nicht ausgleichen. Sie verloren gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter mit 17:22 und machten damit den Seeheimern den Weg frei zum Durchmarsch Richtung 1. Bundesliga.

Dabei lieferten die Duisdorfer allerdings vor 400 Zuschauern, unter ihnen Radprofi Christian Knees, einen großen Kampf - trotz des Ausfalls ihrer Punktegaranten in den untersten Gewichtsklassen. Alle hatten sich in den Dienst der Mannschaft gestellt, um ihren Fans eine gute Vorstellung zu bieten. Trainer Jochen Jahn und Tim Nettekoven hatten unter der Woche heftig Gewicht gemacht und gingen in der Klasse bis 84 kg auf die Matte, Jahn dabei noch im wenig geliebten Freistil. Islam Masaev rückte deswegen erneut hoch in die 96-kg-Klasse.

Und unten in der Klasse bis 60 kg stellte sich Dennis Monschau aus dem zweiten TKSV-Glied zur Verfügung - und erwies sich als prachtvoller Gogiltan-Ersatz.

Der 17-jährige Sohn von TKSV-Oldie Rolf Monschau gewann seinen Kampf mit 3:2-Runden und deutete dabei an, dass er über großes Potenzial im griechisch-römischen Stil verfügt. Vor allem beherrscht er - und da ist er im TKSV eine Ausnahme - den so genannten falschen Ausheber. Wenn er da bei Jochen Jahn in die Lehre geht und auch noch die korrekte Ausführung des Überwurfs lernt, könnte er sich zu einem guten Ringer entwickeln. "Aber dafür müsste er etwas mehr trainieren", sind sich Vater und Trainer einig. Aber immerhin: Dennis Monschau war einer der Glanzpunkte des gelungenen Ringerabends.

Die anderen beiden Höhepunkte lieferten die beiden Kämpfe in der 84-kg-Klasse. Jahn entnervte seinen jugendlichen Freistilgegner dermaßen mit andauernden Angriffen, dass dieser in der dritten Runde frustriert sämtliche Versuche einstellte, eine Wertung zu erzielen und eine Verwarnung wegen Passivität kassierte - fast unvorstellbar, dass ein Freistiler von einem Griechisch-Römisch-Spezialisten "im Ruhestand" dermaßen entnervt wird. Jahn gewann mit 3:0 Runden und wurde nicht zu Unrecht nach dem Kampf zum "Ringer des Abends" gewählt.

Tim Nettekoven, ab nächster Woche in der 96-kg-Klasse aktiv, lieferte sich in der 84-kg-Kategorie einen hochklassigen Kampf mit Seeheims Zoltan Lakatos. In der ersten Runde ließ er sich durch eine blitzschnelle Aktion seines Gegners überraschen und kassierte eine Dreier-Wertung, doch danach war Schluss mit lustig. Die folgenden drei Runden gewann Nettekoven sicher.

Wenn auch diese taktischen Umstellung der Duisdorfer erfolgreich griffen, eine andere Maßnahme brachte nicht den erhofften Erfolg. Freistiler Islam Masaev, aus der 84-er-Klasse aufgerückt, verlor in der Klasse bis 96 kg mit 0:3 "Kein Vorwurf an Islam. Sein Gegner gehört zu den Guten in Deutschland, da war Islam kräftemäßig überfordert", erklärte Duisdorfs Freistil-Trainer Dirk Holzapfel.

Und auch eine zweite Hoffnung erfüllte sich nicht: Jens Steffen (74 kg Freistil) kassierte gegen den bereits international eingesetzten Martin Daum mit 1:3 seine erste Saisonniederlage. "Er ist noch etwas stärker und taktisch erfahrener. Aber ich bleibe dran", meinte Steffen nachher.

Trotz der Niederlage war man beim TKSV, der Tabellenzweiter bleibt, mit dem Kampfabend zufrieden. "Wir haben gesehen, dass unsere Mannschaft Potenzial hat. Mit unseren beiden Rumänen hätten wir klar gewonnen", sagte Abteilungsleiter Tobias Nettekoven. Vergeblich habe man versucht, den Kampf zu verschieben. "Für den Deutschen Ringer-Bund ist die Teilnahme ausländischer Athleten an ihren Landesmeisterschaften kein Verschiebungsgrund. Und auf der anderen Seite können wir auch von Nico Gogiltan und Sergiu Ursache nicht verlangen, bei ihren Meisterschaften nicht anzutreten und damit möglicherweise eine internationale Karriere zu gefährden. Es war einfach Pech, dass ausgerechnet der Spitzenkampf der 2. Liga auf diesen Termin fiel", so Nettekoven.

Das Publikum belohnte die gute Leistung beider Team auf seine Weise. Trotz der Niederlage gab's viel Beifall für die Duisdorfer, und die 30-Mann-Gruppe aus Seeheim feierte ohnehin ihre Mannschaft, der nun der Titel und der Aufstieg in die 1. Bundesliga kaum noch zu nehmen sein dürfte.

TKSV Duisdorf - KSV Seeheim 17:22. 55 kg Freistil: Christian Heinrich 0:4 (Schulterniederlage); 60 kg griechisch-römisch: Dennis Monschau 3:2-Punktsieg; 66 kg Freistil: Andreas Steffen 0:4 (Schulterniederlage), 66 kg gr.-röm.: Tim van Voorst 0:4 (technisch unterlegen), 74 kg Freistil: Jens Steffen 1:3-Punktniederlage; 74 kg gr.-röm.: Iba Mavua-Kazai 4:0 (technisch überlegen); 84 kg Freistil: Jochen Jahn 3:0-Punktsieg; 84 kg gr.-röm.: Tim Nettekoven 3:1-Punktsieg; 96 kg Freistil: Islam Masaev 0:3-Punktniederlage; 120 kg gr.-röm.: Daniel Anderson 3:1-Punktsieg.

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