Herrenflorettfechter bei WM unter Druck Das Olympia-Aus droht

BONN · Es ist keine schöne Situation, wenn man als Sportler für das Erreichen großer Ziele auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen ist. In solch einer Lage befindet sich Herrenflorett-Bundestrainer Uli Schreck mit seinem Team vor den Fecht-Weltmeisterschaften, die vom 12. bis 20. Juli in Moskau stattfinden werden. Das große Ziel heißt Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.

 Großbritannien auf Distanz halten, ist das Ziel von OFC-Fechter Moritz Kröplin und den deutschen Herrenflorettfechtern bei der WM nächste Woche in Moskau.

Großbritannien auf Distanz halten, ist das Ziel von OFC-Fechter Moritz Kröplin und den deutschen Herrenflorettfechtern bei der WM nächste Woche in Moskau.

Foto: Wolfgang Henry

Das Problem: Derzeit wäre das deutsche Team, das nach Bronze bei der EM in Montreux derzeit Achter in der Welt ist, nicht für Rio qualifiziert. Denn nach Abschluss der kontinentalen Meisterschaften hat sich die Spitze der Weltrangliste verschoben. Die USA haben die Amerika-Meisterschaften gewonnen und sich unter die ersten vier der Weltrangliste geschoben. Da sich auch China bei den Asien-Meisterschaften durchgesetzt hat und damit seinen Platz im Spitzenquartett festigte, ist Italien nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM auf Platz fünf zurückgefallen.

Genau das durfte nicht passieren. Denn der Qualifikationsmodus sieht vor, dass die besten vier der Welt für Rio qualifiziert sind und dahinter die nächstbesten der Kontinente. Für Europa waren das bisher die Deutschen. Diesen Status haben sie nun an Italien verloren. Damit droht auch für die Fechter des OFC Bonn der Traum von Olympia zu platzen. Nach Moskau reisen Moritz Kröplin und Ersatzfechter André Sanita. Zudem stehen der viermalige Weltmeister Peter Joppich (Koblenz) und Sebastian Bachmann (Tauberbischofsheim) im WM-Aufgebot.

"So ist es jetzt halt. Wir müssen unser Ding durchziehen und darauf hoffen, dass die Italiener ihren Platz unter den besten vier zurückholen", erklärte Schreck und führte weiter aus: "Die WM hat in der Qualifikation für die Olympischen Spiele eine vorentscheidende Bedeutung." Denn in Moskau werden doppelt so viele Punkte vergeben als bei den Weltcups und kontinentalen Meisterschaften. Schreck: "Wer patzt, kann das bei den noch ausstehenden Weltcups nur schwer wieder wettmachen."

Wenn der Bundestrainer von "unser Ding" spricht, heißt das in erster Linie, das Viertelfinale zu erreichen und dabei Verfolger Großbritannien auf Distanz zu halten. Bei der EM gelang dies noch, als die Deutschen im direkten Duell um die Bronzemedaille die Klinge vorn hatten. In Moskau könnten Kröplin und Co. schon im Achtelfinale auf die Briten treffen. "Es ist nicht selbstverständlich, dass wir sie wieder bezwingen. Vom Potenzial her sind sie besser als wir", sagte Schreck. James Andrew Davis und Richard Kruse sind in der Weltrangliste vor dem ersten Deutschen platziert.

Da kommt es zur Unzeit, dass Sebastian Bachmann im Training mit dem Fuß umknickte und pausieren muss. Der ehemalige OFC-Fechter reist zwar mit nach Moskau, wird aber im WM-Einzel, das am nächsten Donnerstag stattfindet, nicht starten, um für den so wichtigen Mannschaftswettkampf geschont zu werden. "Ich hoffe, dass Sebastian rechtzeitig fit wird", sagte Schreck. Die Teamentscheidung findet am nächsten Samstag statt.

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