Zweifacher DTM-Champion Das ist Senkrechtstarter René Rast

Bonn · Vom Spätzünder zum Senkrechtstarter: René Rast bestritt erst 2017 seine erste volle Saison im Deutsche Tourenwagen Masters (DTM). Wir stellen den zweifachen DTM-Champion vor.

 Rennfahrer Rene Rast.

Rennfahrer Rene Rast.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Am 26. Oktober diesen Jahres wird René Rast 33 Jahre alt. Der Spätzünder bestritt erst 2017 seine erste volle Saison im Deutsche Tourenwagen Masters (DTM). Die Bilanz nach drei Jahren: 17 Siege in 58 Rennen, Meister 2017 und 2019, Vizemeister 2018. Wenn der gebürtige Mindener so weiterfährt, geraten auch die Rekorde der DTM-Legenden Bernd Schneider und Klaus Ludwig ins Wanken. Der eine feierte 43 Triumphe in 236 Rennen, der andere 37 Siege bei 219 Starts.

"Ich glaube nicht, dass ich überaus talentiert bin. Ich habe einfach eine große Erfahrung, arbeite sehr viel, setze mich mit der Materie auseinander und versuche, mich weiterzuentwickeln. Ich denke den ganzen Tag an die DTM", erklärt Rast sein Erfolgsrezept. Als junger Nachwuchsfahrer träumte Rast von der Formel 1. Doch es sollte nicht sein. "Mir fehlte das Geld", so der zweifache DTM-Champion. In den Jahren 2003 und 2004 startete er in der ADAC Formel BMW. Billig musste es sein. 2004 konnte er nicht alle Läufe bestreiten und startete mit den Wagen kleinerer Teams. Am Ende der Saison hatte er ein bescheidenes Pünktchen auf seinem Konto und lag auf Platz 22 der Gesamtwertung.

Meister wurde mit 387 Zählern Sebastian Vettel, mit dem Rast schon als kleiner Junge im Kart - Bambini-Klasse - raufte. Erst Ende 2004 trennten sich ihre Wege. Der heutige Ferrari-Pilot wurde damals von einem Brausehersteller gefördert und schaffte schnell den Sprung in die Formel 1. Rast musste kleinere Brötchen backen. Er wechselte in den Tourenwagensport und später zu den Sportwagen, quälte sich durch den VW-Polo Cup, die deutsche Seat Leon Supercopa, den Porsche Carrera und Supercup, die Blancpain Endurance Series sowie die ADAC GT Masters. Meistens wurde er Meister, und die großen Hersteller wurden auf ihn aufmerksam.

Rast kam als Ersatzmann nach Zandvoort

BMW lud ihn einmal zu einer DTM-Sichtung ein, Audi gar zweimal. Haben wollte ihn damals keiner. "Wir hatten nur ein Cockpit zu besetzen, und er war nur der Drittbeste", erinnert sich der heutige Audi-Sportchef Dieter Gass. Das vakante Cockpit bekam seinerzeit Adrian Tambay, Sohn des ehemaligen Formel 1-Piloten Patrick Tambay. Tambay junior konnte in der DTM niemals brillieren. 2016 verletzte er sich in Zandvoort im Samstagrennen und konnte am Sonntag nicht starten.

Am späten Abend kam man bei Audi auf die Idee, Rast als Ersatzmann nach Zandvoort zu beordern. Der feierte gerade auf einer Hochzeit, als er um 22 Uhr den Anruf erhielt. "Ich habe mich sofort ins Auto gesetzt. Um 3 Uhr nachts war ich in Zandvoort. Zwei Stunden konnte ich schlafen - und saß dann im DTM-Auto." Er machte seine Sache so gut, dass er beim Saisonfinale in Hockenheim Mattias Ekström vertreten durfte, der statt des DTM-Finals einen Lauf zur Rallyecross-WM bestreiten wollte. Rast machte wieder einen hervorragenden Job, bekam für das folgende Jahr ein Stammcockpit und wurde auf Anhieb Meister.

Daten studieren, Videos, Simulatorarbeit

Was macht er anders? "Einige denken, sie müssen Sport machen ohne Ende. 20 Stunden die Woche. Dabei reicht es doch, wenn du so fit bist, dass du im Auto nicht aus der Puste bist. Ich nutze die 20 Stunden deshalb für andere Dinge wie Daten studieren, Videos, Simulatorarbeit, jedes Detail verbessern. Während die anderen 20 Stunden auf dem Fahrrad sitzen, sitze ich an anderen Dingen. Damit schaffe ich mir einen Vorteil und bin am Wochenende von der ersten Runde an schnell", so Rast. Auch DTM-Chef Gerhard Berger, einst selbst erfolgreicher Formel-1-Pilot, ist beeindruckt. "Rast fährt in einer eigenen Liga. Er hätte auch in der Formel 1 seinen Weg gemacht."

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