Sportförderprogramm Bundeswehr und Deutscher Behindertensportverband kooperieren

BONN · Er sei schon ein wenig aufgeregt, gibt Wilhelm Brem zu. In weniger als drei Monaten beginnt für den 36-jährigen Biathleten das Abenteuer Sotschi. Brem nimmt zum sechsten Mal an Winterspielen teil und will am schwarzen Meer seine beeindruckende Medaillenbilanz von acht Mal Edelmetall aufpolieren. "Eine Medaille ist sicherlich das Ziel. Gold wäre natürlich schon schön", sagt der zweimalige Weltmeister.

 Gold über 12,5 Kilometer gewann Biathlet Wilhelm Brem, rechts sein damaliger Begleitläufer Florian Grimm.

Gold über 12,5 Kilometer gewann Biathlet Wilhelm Brem, rechts sein damaliger Begleitläufer Florian Grimm.

Foto: pa/dpa

Wilhelm Brem kommt sehbehindert zur Welt und verliert in seiner Jugend das komplette Sehvermögen. Dennoch begeistert er sich für den Sport und ist heute einer der erfolgreichsten deutschen Sportler mit Behinderung. Dass Brem an den nächsten Paralympics teilnehmen kann, hat er auch der Bundeswehr zu verdanken.

Denn anders als viele erfolgreiche Spitzensportler sind gerade Menschen mit Behinderung auf andere Geldquellen angewiesen. "Wir können nicht vom Sport leben. Ich muss mein Geld mit dem Beruf verdienen", erklärt der gelernte Physiotherapeut. Nach den Spielen in Vancouver zögerte der damals 32-Jährige, ob er 2014 erneut an den Paralympics teilnehmen sollte.

Brem ist einer von drei deutschen Leistungssportlern mit Behinderung, die in das Sportförderungsprogramm der Bundeswehr aufgenommen wurden. Zum ersten Mal unterstützt die Bundeswehr somit Sportler mit einer Behinderung auf dem Weg zu den paralympischen Spielen.

"Die Förderung ermöglicht uns tägliches Training, aber auch besondere Lehrgänge. So kann man Leistungssport betreiben", findet der Bayer. Neben Brem wählte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) den Weitspringer Markus Rehm und den Schwimmer Sebastian Iwanow für die Förderungsgruppen aus. Alle drei Sportler waren am Dienstag auf der Bonner Hardthöhe anwesend, als der DBS und die Bundeswehr eine intensivere Zusammenarbeit vertraglich fixierten.

Die Partnerschaft soll Soldaten mit Behinderung uneingeschränkten Zugang zum Breiten- und Leistungssport ermöglichen und gleichzeitig den Sport als Mittel zur Prävention und Gesundheitsförderung etablieren. Darüber hinaus soll einsatzgeschädigten Soldaten der Zugang zum Leistungssport ermöglicht werden.

Die Vereinbarung zwischen Bundeswehr und DBS gilt zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren. Beide Seiten sollen von den Erfahrungen und Strukturen des Partners profitieren. Zusätzlich stehen den Athleten prominente Sportler als Paten zur Verfügung. So zum Beispiel der Vize-Europameister im Hammerwerfen Markus Esser. "Für mich war das überhaupt keine Frage, die Patenschaft zu übernehmen. Bei meinem Heimatverein in Leverkusen ist die Zusammenarbeit mit Sportlern mit Behinderung gang und gäbe", findet der mehrfache Deutsche Meister.

"Wir schlagen heute ein neues Kapitel des Spitzensports auf", glaubt der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, der den abwesenden ehemaligen Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière vertrat. Im Rahmen der Vereinbarung händigte Nielson den drei Paralympics-Teilnehmern die Verträge aus. Alle drei Sportler werden als Zivilangestellte in der Bundeswehr beschäftigt. Die Verträge sind befristet. Wie und ob es nach den Spielen für die Sportler weitergeht, ist noch offen.

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