Bonner Professoren publizieren Buch rund um den Fußball

Kopfball, Einwurf, Nachspielzeit

Bonner Professoren publizieren Buch rund um den Fußball
Foto: Müller

Bonn. Die 68. Spielminute des 22. Juni 1974 im Hamburger Volksparkstadion, als der Magdeburger Jürgen Sparwasser bei der Fußball-WM in der Vorrunde das entscheidende Tor für die DDR-Auswahl gegen die Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland erzielte, ist legendär.

Dienstag war das berühmte Szenario im Haus der Geschichte wieder allgegenwärtig, als sich die Fußballer von einst im Rahmen der Buchvorstellung "Kopfball, Einwurf, Nachspielzeit" in einer Gesprächsrunde gegenüber saßen.

1. FC Köln-Präsident Wolfgang Overath, der dann bei diesem WM-Turnier mit Franz Beckenbauer und Co. am Ende doch noch den Titel holte, und der ehemalige DDR-Star Peter Ducke waren ebenso Gesprächsgäste wie Ex-Nationalspieler Jens Nowotny, Profi Markus Happe, der ehemalige Sportchef des WDR-Hörfunks Dietmar Schott und die Buch-Herausgeber Uwe Baumann und Dittmar Dahlmann von der Bonner Uni.

"In der deutschen Mannschaft waren hochkarätige Namen. Das war schon eine Genugtuung, auch wenn ich verletzt auf der Bank saß. Ich wollte dann mit Günter Netzer die Trikots tauschen, der zu der Zeit auch ohne Verletzung viel auf der Bank saß. Aber hinter meinen Rücken wartete schon ein DDR-Funktionär und untersagte den Tausch", verriet Peter Ducke, der früher als exzellenter Stürmer galt.

"Wenn ich ehrlich bin, kannten wir kaum einen Spieler aus der DDR. Die Niederlage war aber für den weiteren WM-Verlauf der richtige Schuss vor den Bug", meinte Overath, der auch einer von vielen Interviewpartnern im neuen 500 Seiten starken Fußballepos der Bonner Uni-Professoren ist.

Baumann und Dahlmann haben etliche Geschichten zusammengetragen. Von den Anfängen des Fußballs in Deutschland bis hin zum WM-Sommermärchen 2006. Dahlmann: "Seit 1954, als Deutschland Weltmeister wurde, hat mich der Fußball nie mehr losgelassen." Auch für Dietmar Schott war dies ein Schlüsselerlebnis: "Ich glaube Herbert Zimmermann hat sich mit der Moderation im Finale unsterblich gemacht. Er war immer mein großes Vorbild."

Ex-Nationalspieler Nowotny erklärte, dass bei ihm die Faszination Fußball auch immer mit vielen Verletzungen zusammengekommen wäre: "Der Gang zur Reha war für mich immer normal. Der Trainer wie Christoph Daum spielte da immer die untergeordnete Rolle. Warst du fit, warst du interessant. Warst du verletzt, warst du uninteressant."

Doch es wurde auch nach vorn geschaut - Markus Happe, der als Verteidiger auf Schalke, in Köln und Leverkusen 216 Bundesligaspiele absolvierte, sieht Deutschland Mittwochabend gegen die Türkei klar im Vorteil: "Wir gewinnen 3:1, da bin ich sicher."

"Kopfball, Einwurf, Nachspielzeit": Im diesem 500 Seiten starken Buch haben Dahlmann und Baumann Gespräche mit Politikern, Fußballern und Sportjournalisten aufgezeichnet. Zudem wird die Geschichte des Fußballs in Kurzform dargestellt. Stellvertretend für den Amateurfußball kommt der Buschhovener Herbert Buhl zur Wort, der 20 Jahre Vorsitzender des aktuellen A-Kreisligisten SV Hertha Buschhoven war und 1957 erstmals für seinen Verein als Spieler aktiv war.

Das Buch ist im Klartext-Verlag erschienen und kostet 26 Euro.

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