Glosse "Simon sammelt" Vom Jäger und Sammler zum Stochastiker

Bonn · Für den perfekten Umgang mit den Panini-Bildchen sind Grundkenntnisse der Mathematik und mit Computerprogrammen essentiell. Sonst hängt ganz schnell der Haussegen schief.

 Bloß nicht wegschmeißen. Die Bilder sind für die Datenanalyse unabdingbar.

Bloß nicht wegschmeißen. Die Bilder sind für die Datenanalyse unabdingbar.

Foto: Simon Bartsch

„Kann das weg?“ - eine einfache Frage. Grundsätzlich mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten. Allerdings handelt es sich um drei sehr gefährliche Worte, bedeuten sie doch meistens, dass der Haussegen bereits schief hängt. Die Frage beinhaltet nämlich den nicht von der Hand zu weisenden Umstand, dass man es mal wieder versäumt hat, rechtzeitig das Schokoladen-Papier oder die abgeknabberten Chicken-Wings zu entsorgen.

Genau jetzt wünschte ich mir allerdings, dass die Dame des Hauses die Frage doch bloß gestellt hätte - hat sie nicht! Sämtliche leere Rückseiten meiner Klebebildchen sind weg. Weggeschmissen. In der Mülltonne. Und gestern gab es Linsensuppe.

Das Problem: In den hochzeiten der Sammelbildchen- und Sticker-Phase entwickelt sich der Jäger und Sammler ganz schnell zum gewieften Stochastiker. 680 Sticker gilt es für die EM zu sammeln. Bei einem Preis von 70 Cent für fünf Sticker bedeutet das Kosten in Höhe von 96,20 Euro. Wenn kein Bild doppelt ist. Panini hat sich in diesem Jahr noch eine besondere Raffinesse einfallen lassen: Es gibt halbe Bilder – eine echte Herausforderung für Bastel-Legastheniker wie mich. Zum Beispiel 498a und 498b. Bei so vielen Ziffern wird Graf Zahl vor Freude schwarz anlaufen. Otto-Normal-Sammler verliert dagegen glatt den Überblick.

Also schnell eine Excel-Tabelle erstellt. Wobei schnell durchaus relativ ist. Das Eintragen der 680 Zahlen, dazu eine farbliche Kennzeichnung ob vorhanden oder nicht - inklusive Summenfunktion der fehlenden und doppelten Bilder muss gründlich organisiert werden. Für die Onlineaffinen Menschen gibt es im Netz natürlich diverse Manager, die das Organisieren der Bilder vereinfachen. Auch da mache ich natürlich mit. Zahl für Zahl muss also doppelt eingetragen werden. Ein Stundenjob, der beim gemeinsamen Abendessen oder Fernsehabend zu verständnislosen Kopfschütteln führt. Diese nicht geahnte Akribie würde sich mein soziales Umfeld noch in ganz anderen Situationen wünschen. Spülmaschine ausräumen zum Beispiel oder Müll rausbringen. Dann würde sich auch die Frage "Kann das weg?“ erübrigen.

Simon sammelt

  • Stand: 15.04.2016
  • Eingeklebte Bilder: 155
  • Fehlende Bilder: 525
  • Doppelte Bilder: 1
  • Getauschte Bilder: -
  • Kosten: 22,95
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