Kölner Haie Schlaflose Nächte für Christian Ehrhoff

KÖLN · Mit Christian Ehrhoff haben die Kölner Haie einen waschechten Star aus der National Hockey League (NHL) für sich gewinnen können. Ehrhoff hat sich die Entscheidung für den Eishockey-Bundesligist nicht leichtgemacht.

 Will mit den Haien Meister werden: Christian Ehrhoff.

Will mit den Haien Meister werden: Christian Ehrhoff.

Foto: Müller

Dunkle Hornbrille im jugendlich wirkenden Gesicht, feiner Zwirn und blaue Krawatte: Christian Ehrhoff geht bei seinem ersten offiziellen Termin als Profi der Kölner Haie auch locker als Businessman von der KEC-Geschäftsstelle durch. Tatsächlich aber steckt in dem Outfit einer der außergewöhnlichsten deutschen Eishockeyspieler, ein waschechter Star aus der National Hockey League (NHL), der zweifellos besten Liga der Welt.

Seit Montag, 17 Uhr, ist Ehrhoff nun also ein Kölner. Eine Entscheidung, die der 34-Jährige nach reiflicher Überlegung getroffen hat. Es gibt diese ein paar Jahre zurückliegende Aussage von ihm, dass er bei einer eventuellen Rückkehr in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) „nur für seinen Heimatclub Krefeld Pinguine“ auflaufen würde. „Ich hatte ein paar schlaflose Nächte und habe mir viele Gedanken gemacht. Aber ich habe immer mit offenen Karten gespielt“, berichtet der 862-fache NHL-Spieler (374 Scorerpunkte).

Die Enttäuschung in Krefeld ist jedenfalls groß. Die Pinguine haben ihr Aushängeschild dem Vernehmen nach mit einem Fünfjahresvertrag und anschließendem Job im Management gelockt. Für Ehrhoff eine Ehre, aber nicht genug: „Für mich hat die Mischung aus der Nähe zu meinem Zuhause und der Perspektive, den Titel zu holen, den Ausschlag zugunsten der Haie gegeben. Meine Familie und Freunde haben dafür Verständnis, sonst aber kaum jemand in Krefeld.“

Mit dem Image des „Verräters“ werden ihn die Krefelder sicher in den mindestens noch drei DEL-Hauptrundenduellen zwischen Haien und Pinguinen konfrontieren. Ehrhoff ist Profi genug, um das akzeptieren und damit umgehen zu können. Genervt hat ihn dagegen der Vorwurf, es ginge ihm ums Geld. „Ich hatte Angebote aus der KHL und der Schweiz, da hätte ich sicher mehr verdienen können.“ Auch die finanzstarken DEL-Clubs aus München und Mannheim waren am Poker um den gebürtigen Moerser beteiligt, beide Städte liegen aber zu weit von Krefeld entfernt.

Zum finanziellen Hintergrund: Ehrhoff spielt seit 2003 in der NHL. Nach Engagements bei San José und in Vancouver unterschrieb er 2011 einen mit 40 Millionen Dollar dotierten Zehn-Jahres-Vertrag in Buffalo. Die Sabres kauften sich 2014 aus diesem Kontrakt heraus. Ehrhoff hatte bis dahin 22 Millionen seiner Gage kassiert. Von den restlichen 18 Millionen bekommt er zwölf Millionen, die Buffalo seit 2014 und noch bis 2028 mit 857 143 Dollar pro Jahr abbezahlt.

Ehrhoff lief danach noch für Pittsburgh, Los Angeles und Chicago auf und hätte nach einem Try-out in der aktuellen NHL-Saison für Boston spielen können – allerdings als siebter Verteidiger. Das behagte ihm nicht: „Für mich steht Spaß am Eishockey im Vordergrund. Zu dieser Perspektive gehört es für mich, ein wichtiger Spieler zu sein.“

Nun also Köln. Sicher mindestens für drei Jahre und sicher auch für ein Gehalt, das ihn zu einem der teuersten Spieler des teuren Kaders macht: „Die Verpflichtung von Nico Krämmer war schon ein Sahnestückchen. Christian Ehrhoff wird nun komplett von den Gesellschaftern finanziert. Aber er ist eben auch eine Marke, die sich für die Haie rechnen soll“, sagt KEC-Geschäftsführer Peter Schönberger.

Ein Deal, der sich also marketingtechnisch lohnen soll – und sportlich: „Er kann den Unterschied ausmachen“, findet Haie-Manager Mark Mahon. „Ich komme in ein absolutes Topteam, das den Titel gewinnen kann. Ich bin aber kein Messias und keine Garantie dafür, dass es auch klappt“, sagt Ehrhoff dazu.

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