Kommentar zum Abschied von Aziz Acharki Schade, aber verständlich

Meinung | Bonn · Taekwondo-Bundestrainer Aziz Acharki zieht es ins Ausland. Für den deutschen Taekwondo-Sport eine bittere, für Acharki eine nachvollziehbare Entscheidung.

Auf der Suche nach einem neuen Job? Auf der Homepage der Deutschen Taekwondo Union werden Sie vielleicht fündig. „Bundestrainer/in Herren gesucht“ steht dort. Die ausgeschriebene Stelle hat bis zum Ende 2016 Aziz Acharki bekleidet. Der 44-jährige Bonner konnte sich mit seinem Verband jedoch nicht auf einen neuen Kontrakt einigen. Man habe unterschiedliche Gehaltsvorstellungen gehabt, heißt es. In Zukunft wird das Know-How des Trainers im Ausland von Nutzen sein. Das ist schade, denn Acharki scheint ein Guter seiner Zunft zu sein. Welt- und Europameister formte er genauso wie Olympia-Teilnehmer und Grand-Prix-Sieger. Sein Wissen hat dem deutschen Taekwondo gut zu Gesicht gestanden.

Schade ist es, aber auch verständlich: Ständig unterwegs, getrennt von der Familie – der Lohn sei dem Aufwand nicht angemessen. Zwar muss der Bundestrainer ganz sicher nicht am Hungertuch nagen, im Vergleich zu den Kollegen aus dem Ausland verdient er aber deutlich weniger. Und das nicht nur im Taekwondo. In zahlreichen olympischen Sportarten gibt es im Ausland mehr zu verdienen.

Beim Deutschen Olympischen Sportbund hat man Ende vergangenen Jahres eine Reform auf den Weg gebracht, die Deutschland im Medaillenkampf bei den Spielen wieder konkurrenzfähig machen soll. Eine Aufstockung des Trainergehalts ist dabei nicht besprochen worden. Im Gegenteil: Der bei den Spielen in Rio erfolgreiche Kanu-Verband muss laut Berliner Tagesspiegel wegen der gekürzten Zuschüsse sogar Trainer entlassen.

Acharki wird nun im Ausland Athleten bei internationalen Wettkämpfen betreuen. Gut für die Sportler, schade für den deutschen Sport.

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