WM der Fünfkämpfer Lena Schöneborn versagen die Nerven

KAIRO/BONN · Im Schießen fehlte ihr die Konzentration - und folglich die Treffsicherheit: Lena Schöneborn von den SSF Bonn hatte bei der WM im Modernen Fünfkampf in Kairo Gold vor Augen, verpasste als Vierte am Ende aber eine Medaille.

 Zeigte Nerven beim Schießen: Fünfkämpferin Lena Schöneborn.

Zeigte Nerven beim Schießen: Fünfkämpferin Lena Schöneborn.

Foto: picture alliance / dpa

Vor dem Schlussakt lag sie noch in Führung, trotz mäßiger Schwimmleistung und suboptimaler Punktzahl beim Reiten. Doch Lena Schöneborns Schwachpunkte im Gesamtbild des Modernen Fünfkampfes sind nichts Neues – und so durfte sich die Athletin der SSF Bonn am Sonntagabend im Einzelwettbewerb der WM im heißen Kairo dank einer grandiosen Fechtvorstellung zum Auftakt des finalen Wettstreits auf Goldfährte wähnen.

Zumindest aber auf Medaillenkurs. Denn der abschließende Combined-Wettbewerb aus Laufen und Schießen mit der Laserpistole ist gewissermaßen die Kernkompetenz der Olympiasiegerin von Peking 2008. In dem vom Biathlonsport inspirierten Zweikampf, der zur Erhöhung der Spannung vor wenigen Jahren eingeführt wurde, lässt Schöneborn normalerweise nichts anbrennen – vor allem aufgrund ihrer läuferischen Klasse, aber auch wegen der starken Nerven.

Die nötige Ausdauer hatte sich die 31-Jährige in einer durch eine langwierige Oberschenkelverletzung sehr schwierigen Vorbereitung hart erarbeitet. Daran mangelte es ihr in der Bruthitze des Estad El Bahary auch erkennbar nicht an diesem Tag. Dafür aber an der Konzentration – und folglich an der Treffsicherheit mit der Laserpistole.

"Weil ich letzte Reiterin war, hatte ich vor dem Laser Run nicht genug Zeit, mich ordentlich vorzubereiten", erklärte Schöneborn am Montagabend nach ihrer Rückkehr nach Deutschland dem General-Anzeiger Bonn: "Ich habe dann viele technische Fehler gemacht."

Lena Schöneborn zeigte Nerven, mehrere Fehlschüsse brachten sie ins Hintertreffen, am Ende fehlten zehn Zähler zur Bronzemedaille, die sich die Weißrussin Anastassija Prokopenko (1281 Punkte) hinter Weltmeisterin Gulnas Gubaydullina aus Russland (1292) und der Ungarin Zsofia Földhazi (1285) sicherte. "Natürlich bin ich maßlos enttäuscht, die Medaille aus der Hand gegeben zu haben", sagte die Einzel-Weltmeisterin von 2015. Und ergänzte: „Dieser Tag wird mir in meinen Erinnerungen haften bleiben: Aber nicht in einer positiven Weise.“

Anders als im Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, als ein unwilliges Pferd sie beim Springreiten aus dem Kampf um die Medaillen katapultiert hatte, trug Schöneborn diesmal die Verantwortung ganz alleine. Und stellte sich dieser zu 100 Prozent: „Dass meine Medaillenchancen schwanden, lag einzig und alleine an mir.“ Eine nähere Erklärung dafür, warum ihr die Nerven so dicht vor ihrem zweiten Einzel-Weltmeistertitel nach 2015 einen Streich spielten, hatte Schöneborn nach ihrem vierten Platz nicht.

„Für Lena ist das natürlich enttäuschend“, sagte Bundestrainerin Kim Raisner. Am Freitag war Schöneborn noch als Siegerin der Qualifikation ins Finale eingezogen. Immerhin bleibt der im letzten Jahrzehnt überragenden Athletin ihrer Sportart ein großer, goldener Trost: der Staffel-Titel, den sie zuvor mit Annika Schleu in Kairo gewonnen hatte.

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